Cool und nachhaltig

Nachhaltigkeit und vor allem Energieeffizienz ist in der Tiefkühllogistik das zentrale Thema. Da kommt der "EcoPort 813" im Rhein-Lippe-Hafen des Hafenverbunds Deltaport gerade recht. Dort im Kreis Wesel/Voerde planen der Energiekonzern Eon, Deltaport und der Aluminiumhersteller Trimet aus Voerde ein Kraftwerk, mit dessen Hilfe die Abwärme aus der Aluminium-Produktion für eine kostengünstige und nachhaltige Energieversorgung von Logistikimmobilien im Hafen genutzt wird. Tiefkühllogistiker Nordfrost nutzt als erstes Unternehmen das umweltfreundliche und kostengünstige Angebot: Das Unternehmen aus Schortens bei Wilhelmshaven baut dort auf etwa 14 Hektar Fläche von Anfang 2020 bis Ende 2022 ein Umschlag- und Tiefkühlzentrum. Gleichzeitig rückt Nordfrost näher an seine Kunden. Wesel gilt als Tor zum Ruhrgebiet und ist über den Rhein an die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen angebunden. 30 Prozent niedrigere Energiekosten "EcoPort 813 hat den entscheidenden Ausschlag für die Ansiedlung des Tiefkühllogistikers im Rhein-Lippe-Hafen gegeben", ist Andreas Stolte, Geschäftsführer des Deltaport, überzeugt. Es sei das erste Kühlzentrum, das entlang der Rheinschiene gebaut werde. Die Ziffer im Projektnamen "EcoPort 813" steht für den Rheinkilometer, an dem sich der Standort des Kraftwerks befindet. Stolte wirbt Ansiedler in den Deltaport-Häfen in Wesel mit den logistischen Standortvorteilen im Rahmen des Projekts und darüber hinaus mit bis zu 30 Prozent niedrigeren Energiekosten im Vergleich zu herkömmlichen Stromquellen. Damit trifft er bei energieintensiven Firmen einen Nerv - so auch bei Nordfrost. Als Dienstleister in der temperaturgeführten Logistik setzt Nordfrost über die gesamte Prozesskette hinweg das Medium Kälte ein und gehört damit zu den energieintensivsten Unternehmen, heißt es im Geschäftsbericht von Nordfrost. Im Klartext: Energiekosten spielen eine entscheidende Rolle im Wettbewerb. "Bei Nordfrost wird an allen 40 Logistikstandorten deutschlandweit der nachhaltige Umgang mit Ressourcen großgeschrieben. Dabei legen wir einen Fokus auf die Energieeffizienz", sagt Britta Heine, Geschäftsführerin von Nordfrost und Tochter des Firmengründers und Vorsitzenden der Geschäftsführung Horst Bartels (siehe Kasten Seite 24). So kommt in der Kältetechnik fast ausschließlich das natürliche und energieeffiziente Kältemittel Ammoniak zum Einsatz. Zudem wurde an elf Kühllogistikstandorten in erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) investiert. Damit deckt Nordfrost den Eigenbedarf an elektrischer Energie an diesen Standorten, die zusammen gut die Hälfte der insgesamt 770.000 Paletten-Stellplätze umfassenden Gesamtkapazität der Nordfrost repräsentieren. Jährlich 35.000 Tonnen CO2-Ersparnis Die Abwärme der Blockheizkraftwerke wird mithilfe der Absorptionstechnologie für die Erzeugung von Kälte genutzt. So werde das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung perfektioniert und ein hoher Gesamtwirkungsgrad der BHKW von etwa 80 Prozent erreicht, heißt es. Das geschehe mit weniger Energieaufwand als bei herkömmlichen Kälteanlagen. Laut Nordfrost werden so jährlich 35.000 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart. Als weiteres Beispiel für Energieeffizienz gilt der Einsatz von Brennstoffzellen. So werden am Nordfrost-Seehafen-Terminal im Containerhafen Wilhelmshaven und am neu entstehenden Zentrallogistikhub des Unternehmens in Herne im Ruhrgebiet Brennstoffzellen mit 100 kW elektrischer Leistung und 110 kW thermischer Leistung installiert. Elektrischer Strom und die gesamte Wärmemenge werden vor Ort genutzt. Dabei wird auch der prozessbedingt entstehende Stickstoff einer sinnvollen Nutzung zugeführt - dem Brandschutz. Durch Absenkung des Sauerstoffgehalts zugunsten des Stickstoffanteils in der Luft werden in dem Volumen von einer knappen halben Million Kubikmeter die brandschutztechnischen Vorgaben erfüllt - und das ohne den erheblichen Aufwand an elektrischer Energie, der sonst für eine solche Technologie nötig ist. In Wesel setzt Nordfrost auf Eon. Der Energieversorger wird dort eine Energiezentrale mit Wärmerückgewinnung bauen und auch für Service und Wartung bereitstehen. Zur Höhe der Investitionen machte ein Eon-Sprecher keine Angaben. In diesem Herzstück der Anlage kann so die überschüssige Wärme aus der Aluminiumherstellung von Trimet mit Sitz in Voerde wiederverwertet werden. Bis zu 136 Gigawattstunden (GWh) nutzbare Wärme gewinnt die Anlage im Jahr. Über 27.000 Tonnen CO2 lassen sich dabei einsparen. Rund 90 Millionen Euro wird Nordfrost in Wesel bis Ende 2022 investieren und dort 170 Arbeitsplätze schaffen. Vermehrt Einsatz von Schiene und Schiff Damit nicht genug: "In Zukunft wird es bei Nordfrost auch um die Verlagerung von Güterverkehr auf die Verkehrsträger Schiene und Schiff gehen", kündigt Geschäftsführerin Heine an. "Dies wird in Wesel der Fall sein, wo wir Binnenschiffe mit eigenen Containerbrücken bedienen, sowie im Containerhafen Wilhelmshaven mit dem eigenen Bahnanschluss, der hier gelegt wird." So werden in Wesel zwei Containerumschlagbrücken errichtet und betrieben. Anschließend kommen Tiefkühlhäuser, Frischezentren sowie Hallen für General Cargo hinzu. Bislang wurden Kühlcontainer, die per Seeschiff in Rotterdam und Antwerpen anlanden, in Kühlzentren entladen und dann per Kühlkoffer-Lkw in das Hinterland gebracht. Zukünftig sollen die Kühlcontainer mit Binnenschiffen über den Rhein oder per Bahn in das Hinterland transportiert werden. Gut 500 Lkw-Transporte ersetzt ein Binnenschiff. Nur noch auf der "letzten Meile" wird der Transport per Lkw dann noch notwendig sein. Mehr zum Thema im Dossier "Grüne Logistik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Die Nordfrost-Gruppe aus Schortens baut im Rhein-Lippe-Hafen von Anfang 2020 bis Ende 2022 ein neues Umschlag- und Tiefkühlzentrum. Das Tiefkühllogistik-Unternehmen nutzt gezielt die nachhaltige Energieversorgung, die der Hafenverbund Deltaport dort mit diversen Partnern offeriert. Über Nordfrost Das Tiefkühllogistik-Unternehmen Nordfrost mit Hauptsitz in Schortens, Niedersachsen, wurde im Jahr 1975 gegründet und beschäftigt heute 2800 Mitarbeiter. In diesem Jahr wird Nordfrost voraussichtlich einen Umsatz von 450 Millionen Euro erwirtschaften. Für die europaweite Feindistribution von Tiefkühlwaren werden täglich rund 1600 Fahrzeugeinheiten disponiert. Zudem bietet das Unternehmen Hafendienstleistungen inklusive der Organisation von Seefrachten mit Vor- und Nachläufen sowie Im- und Exportabfertigung an. gra

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