Coil-Kräne: Digitales Leitsystem

Was macht man, wenn der Partner chaotisch ist? Ordnung ins Chaos bringen! Das ist der Job der Robert Schmitz Spedition in Hagen. Firmenchef Hans Georg Schmitz erklärt: "Stahlwerke produzieren chaotisch, alle möglichen Stähle und Endprodukte in zwar intern logischer Abfolge. Aber was die Folge der Enderzeugnisse betrifft, nicht einfach zu bewältigen. Unser Job ist, die Chargen für die Kunden zusammenzuführen beziehungsweise zwischenzulagern. Denn 90 Prozent der Ware werden frühestens nach fünf Tagen gebraucht." Der Stahl - Coils, Spaltband, Walzdraht, kommt aus ganz Europa. Die Veredlungsbetriebe sitzen unter anderem im Sauerland, der Heimat von Schmitz. Der Job klingt zunächst trivial: "Wir bekommen große Chargen und müssen diese zwischenlagern", erklärt Hans Georg Schmitz. Konkret sind das mehrere Zugladungen am Tag. "Probleme gab es in der Vergangenheit immer wieder, weil die vorhandene Kran- und Anlagentechnik nur für eine Coilsorte ausgelegt war", erinnert sich der Firmenchef. "Das ist schon mal ein Novum der neuen Anlage, die wir zusammen mit '3 tn Software' entwickelt haben. Das Dortmunder Unternehmen hat schon ähnliche Systeme installiert, aber noch nie ein so komplexes wie in Hagen. Es erkennt nicht nur alle Coils in Länge, Breite und Lochdurchmesser, sondern kann sie auch gleich erfassen." Mit der neuen Umschlaghalle besteht die Möglichkeit, einen kompletten Zug reinzufahren, Coil für Coil zu scannen, anschließend vollautomatisch abzuladen und am richten Platz zu lagern. Digital vom In- bis zum Outbound Die Ergebnisse werden vielfach verwertet. Die Disposition erkennt dank eines ausgeklügelten Farbleitsystems, wann welcher Coil in welcher Dimension zum Kunden muss. "Wir haben mehrere Lösungen probiert", meint Schmitz. "Das Farbsystem war letztlich am eingängigsten." Das quasi gespiegelte System in der Lagehalle verarbeitet alle Daten. "Dabei ist das System so schlau, oder eben selbstlernend, dass es immer wieder mal Züge macht, die selbst uns überraschen", zeigt sich Hans Georg Schmitz stolz. "Am Ende ergibt immer alles einen Sinn und wir können sogar Fehleranalysen durchführen und erkennen, falls ein Coil anders ist, als vom Stahlwerk deklariert." "Theoretisch könnten wir völlig papierlos arbeiten. Aber viele unserer Empfänger können das noch nicht und brauchen am Ende doch ein Stück Papier für den Staplerfahrer." Die Schmitz-eigenen Stapler sind bereits papierlos unterwegs. Für die Flotte an Flurförderzeugen hat das Hagener Unternehmen ein eigenes Leitsystem entwickelt. Auf dem Markt gab es nichts, wie der Chef meint. "Alles was existierte, war für Palettenware und damit für uns untauglich." Auch auf den Staplern dominieren Farben, damit die Fahrer wissen, wo es langgeht. Dabei sind es drei Dinge, über welche die Farben Aufschluss geben: Ist noch etwas da von der entsprechenden Ware? Kommt etwas nach von der Ware? Und, es ist noch etwas da, trotzdem kommt noch was nach. Die Digitalisierung ist inzwischen weit fortgeschritten und umfasst den kompletten eigenen Fuhrpark. "Bei uns in der Dispo gibt es keine Zettelwirtschaft mehr", erläutert Schmitz. "Sobald ein von uns disponierter Lkw von der Autobahn abfährt, wird er vereinnahmt." Auch sonst ist Schmitz hochspezialisiert, wickelt das komplette Konsignationslager für die Stahlwerke ab, erledigt das Probenmanagement, ist fürs Vendor- sowie das Freigabenmanagement zuständig und kümmert sich um Folgelieferungen bei den Ringen. Terminalbetreiber mit Lkw-Seele Wobei Lkw vor allem in der Auslieferung eine große Rolle spielen. Die Ware kommt zu 90 Prozent mit der Bahn. Die Hälfte davon transportiert die DB Cargo, die anderen 50 Prozent kommen mit EVU-Zügen. "Die laufen als Komplettzüge wie ein Uhrwerk", spricht Schmitz ein Lob für die Kollegen von der Schiene aus. Wobei er auch kein wirklich schlechtes Wort über die DB Cargo verliert. "Klar ist die Disposition von Einzelwagen schwieriger als die von Komplettzügen", resümiert er. "Aber eigentlich klappt das gut. Das Problem bei der DB Cargo sind immer nur die 'Spezialisten', die sich in der Theorie was ganz Tolles ausdenken, das dann in der Praxis nicht immer ganz so gut funktioniert ..." Zum Thema eigener Fuhrpark befragt, meint Schmitz: "Das ist eigentlich für uns nur noch eine Absicherung für die eigene Qualität. Im Prinzip haben wir uns längst vom Transportunternehmen zum Terminalbetreiber gewandelt." Wenn man mit ihm dann allerdings über Lkw und Trailer spricht, merkt man doch den Lkw-Spediteur in der Tiefe der Seele. Und dass seine Fahrer den Lkw bekommen, den sie am liebsten fahren, hat nicht nur etwas mit Mitarbeitermotivation zu tun. Mehr zum Thema finden Sie unter #Stahllogistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Mit dem Kauf des Geländes eines ehemaligen Schmiedebetriebes mit eigenem Bahnanschluss hat die Robert Schmitz GmbH aus Hagen Ende der Neunzigerjahre die Voraussetzungen geschaffen, sich zu einem der führenden Stahllogistiker zu entwickeln. Fast 100 Jahre am Markt Die Robert Schmitz Spedition in Hagen wurde 1926 gegründet. Hans Georg Schmitz leitet das Unternehmen in dritter Generation. Dank eines eigenen Gleisanschlusses fertigt der Spezialist für Coils, Spaltband und Walzdraht täglich drei Ganzzüge mit bis zu 1400 Tonnen ab. 90 Prozent des Inbounds kommen mit der Bahn. 90 Prozent des Outbounds wickelt Schmitz über die Straße ab und bedient dabei vor allem den Nahverkehr. Das erledigt der eigene Fuhrpark mit aktuell 30 Lkw bei einem Eigeneintritt von etwa 40 Prozent. Wobei Hans Georg Schmitz sein eigenes Lohnfrachtgeschäft bei rund zehn Prozent sieht. Ebenfalls zehn Prozent der Transportkapazität kauft Schmitz nach eigenen Angaben"frei vom Markt zu", die verbleibende Hälfte rekrutiert sich aus festen Subunternehmern. Disponiert wird alles in Eigenregie. Außerdem arbeiten rund 60 festangestellte Mitarbeiter für das Hagener Unternehmen. gg

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