München. Die Rewe Group will den Staus in den Städten entgegentreten, indem sie Filialen nachts beliefert. Auf der Messe Transport Logistic präsentierte Birgit Heitzer, Leiterin der Konzernlogistik, das Konzept GeNaLog (geräuscharme Nachtlogistik). Im März und April 2017 hat das Einzelhandelsunternehmen in einem fünfwöchigem wissenschaftlichen Versuch Lieferungen mit einem leisen reinelektrischen Lkw (E-Lkw) an ausgewählten Rewe-Filialen werktags zwischen 22 und 24 Uhr durchgeführt.
„Der Lieferverkehr in den Städten wird weiter zunehmen und als Nahversorger müssen wir uns mit alternativen Belieferungskonzepten beschäftigen“, sagte Heitzer auf dem Forum Elektromobilität, das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) auf der Messe ausrichtete. Die Belieferung geeigneter Filialen in der Nacht habe außerdem den Vorteil, dass der Fuhrpark besser ausgelastet ist. „Die Lkw, die ich nachts im Einsatz habe, fahren dann natürlich auch tagsüber“, so Heitzer.
Erste Regel: Lärm vermeiden
Die größte Herausforderung bei der Nachtzulieferung ist laut Heitzer der Lärm. Es reiche nicht aus, einfach leise E-Lkw einzusetzen. „Ein Rollbehälter, der nachts über Kopfsteinpflaster geschoben wird, macht auch ordentlich Krach“, sagte die Rewe-Logistikexpertin. Auch Hubwagen und Ladebordwand sollten geräuscharm sein. Ein entscheidender Erfolgsfaktor sei auch der Fahrer, der für das Thema Lärm sensibilisiert werden muss. Außerdem muss bei den Mitarbeitern für Akzeptanz gesorgt werden: Schließlich muss Fahr-, Lager- und Filialpersonal nachts arbeiten.
Überraschend wenig Gegenwind kam laut Heitzer von Bürgerseite. Man habe aber von Anfang an darauf geachtet, Anwohner aufzuklären und mit ins Boot zu holen. So gab es zum Projektstart beispielsweise eine Hotline, bei der Anwohner bei Problemen anrufen konnten. „Wir hatten zwei Anrufer: interessierte Bürger und keine Beschwerden“, so Heitzer.
Ausnahmegenehmigungen sind Problem
Deutlich mehr Probleme hatte Rewe jedoch damit, Ausnahmegenehmigungen für die Nachtbelieferung zu erhalten, erzählte Heitzer. Es gebe hier einfach keine klaren Zuständigkeiten und in jeder Kommune werden Dinge unterschiedlich gehandhabt. Die Ironie dabei: die Städte sind teilweise selbst Projektpartner.
Weiter Partner von GeNaLog sind das Fraunhofer ISI, das Fraunhofer IML, die Dortmunder Einkaufsgenossenschaft für Obst und Gemüse (DOEGO) und das Handelsunternehmen Tedi. Umsetzungspartner sind die Stadt Karlsruhe, die Stadt Dortmund, die Stadt Köln und das Softwareunternehmen Logiball. (ks)