Mit Notfallplänen rüstet sich die Wirtschaft für einen möglichen Großstreik bei der britischen Bahn. Hintergrund ist ein Streit über Bezahlung, Entlassungen und Sicherheitsbedenken. Es wird befürchtet, dass ein Ausstand schwere Folgen für den Gütertransport sowie die Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff haben könnte.
Noch bis Dienstag befragt die Gewerkschaft RMT insgesamt 40.000 Mitarbeiter des Unternehmens National Rail, das für die gesamte Bahninfrastruktur zuständig ist, sowie von 15 Bahnanbietern. Ein Ergebnis wird am Mittwoch erwartet, zum Ausstand könnte es bereits im Juni kommen. Gewerkschaften drohen mit einem "Sommer der Unzufriedenheit", wenn die Löhne nicht erhöht würden.
Bekommen Frachzüge bald Vorrang?
Verkehrsminister Grant Shapps plant in der kommenden Woche ein Krisentreffen mit Premierminister Boris Johnson und Finanzminister Rishi Sunak, wie die Zeitung «Times» am Samstag berichtete. Möglich wäre, dass Frachtzüge Vorrang erhielten.
Der Arbeitgeberverband Rail Delivery Group betonte, die Unternehmen seien wegen der Folgen der Pandemie ohnehin schwer belastet. "Niemand gewinnt, wenn der Bahnverkehr gestört wird", betonte der Verband. "Die Führung der RMT sollte dieser schädlichen Unsicherheit ein Ende setzen." Die Branche rüste sich aber für den Notfall und werde versuchen, den Waren- und Passagierverkehr aufrechtzuerhalten.
RMT-Chef Mick Lynch verteidigte das Vorgehen. "Bahnbeschäftigte mussten sich mit Lohnstopps, der Aussicht auf Arbeitsplatzverlust und wiederholten Angriffen auf ihre Arbeitsbedingungen auseinandersetzen", sagte der Generalsekretär der National Union of Rail, Maritime and Transport Workers (RMT). Er wies auf explodierende Kosten für Energie und Lebensmittel hin. Zudem stelle der Wegfall von 2500 sicherheitskritischen Jobs bei Network Rail eine erhebliche Gefahr dar und mache Unfälle wahrscheinlicher. (ste/dpa)