BGL macht weiter Druck

BGL macht weiter Druck auf die Politik Es knistert gewaltig im Transportgewerbe. Das war auf der BGL-Mitgliederversammlung überall zu spüren. Und der Verband reagiert: Die Medienkampagne gegen die Verkehrspolitik wird fortgesetzt. Finanzieren sollen diese Aktion dieMitgliedsbetriebe. Eine kleine Auswahl der von der BGL-Führung gebrauchten Begriffe aus der Pressekonferenz gefällig? Hier sind sie: Irreführung, Unehrlichkeit, nicht ernst nehmen, schamlose Politik, irrsinnig, Schwachsinn, Betrug. Leise wurde sogar das Wort "Verarschung" ausgesprochen. Oha! Dann kam aber doch der Rückzieher, stattdessen hieß es dann "Verhöhnung". Es brodelt bei den Fuhrunternehmen. Frust macht sich breit, vor allem aufgrund der Entscheidung der Bundesregierung, die LKW-Maut zum 1. Januar 2009 zu erhöhen. Frust, der sich nicht nur in diesen deutlichen Worten entlädt, mit denen die Verbandsoberen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) Journalisten über die Situation im Gewerbe anlässlich der Mitgliederversammlung des BGL vergangene Woche in Bad Lauterberg informierten. Der Verbandsspitze stößt bei der Politik eine Reihe von Dingen bitter auf. An der Spitze steht unzweifelhaft der Plan der Regierung, die LKW-Maut zum 1. Januar 2009 kräftig anzuheben. Nach Berechnungen des BGL erhöht sich damit die Maut je nach Schadstoffklasse zwischen 41 und 89 Prozent. BGL: Tiefensee-Zahlen sind falsch Das wiederum zieht einen Anstieg der Transportkosten bis zu 15 Prozent nach sich, so der BGL. Hinzu kommt aus Sicht des BGL, dass das Bundesverkehrsministerium bei der Berechnung der Mautbelastung mit deutlich niedrigeren Zahlen argumentiert als der BGL und damit auch in die Öffentlichkeit geht. So zitierte BGL-Vorstand Hans Wormser Wolfgang Tiefensee mit der Aussage, dieser habe gesagt, durch die höhere Maut würden 800 Millionen Euro zusätzlich eingenommen, davon seien 600 Millionen durch das Harmonisierungsversprechen abgedeckt und der Rest werde 1:1 an die Verlader weitergereicht. Zahlen, die der BGL nicht nur anzweifelt, sondern schlichtweg als falsch bezeichnet. Sollte die Maut wie geplant umgesetzt werden, beträgt nach seinen Berechnungen die Zusatzbelastung 1,4 Milliarden Euro – netto, also inklusive der Summe aus dem Harmonisierungsversprechen. Deshalb steige die Maut auch nicht von durchschnittlich 15 Cent pro Kilometer auf 16,2 Cent, wie es das Bundesverkehrsministerium immer wieder behauptet, sondern auf gut 18 Cent. "Die Wirkung nach außen ist natürlich fatal, wenn die Verlader uns vorhalten: Was wollt ihr denn, der Bundesverkehrsminister sagt doch, die Maut steigt nur um 1,2 Cent", heißt es im BGL. Und zu verschenken haben Industrie und Handel nichts, ganz im Gegenteil. "Wir geraten im Rahmen der Globalisierung unter einen immer größeren Wettbewerbsdruck. Da werden auch von der Logistik, die bei uns für sechs bis sieben Prozent der Gesamtkosten verantwortlich ist, Beiträge zur Effizienzsteigerung verlangt", sagte Berndt Schmidt, Logistikdirektor beim Papierhersteller UPM-Kymmene. Schmidt ließ keine Zweifel aufkommen, welche Anforderungen er an die Logistikdienstleister in Sachen Maut hat: "Wir erwarten von den Transportunternehmen, dass sie Fahrzeuge mit Euro-5-Motoren einsetzen, um so die Mautkosten niedrig zu halten", sagte der Logistikdirektor auf einer Diskussionsrunde im Rahmen der BGL-Mitgliederversammlung. Eine Forderung, die man zuletzt häufig aus der verladenden Wirtschaft gehört hat. Doch das geht nach Ansicht des Transportgewerbes nur, wenn sich die Auftraggeber an den damit verbundenen Kosten beteiligen. Denn die mit der Erhöhung der Gebühr einhergehende Mautspreizung hat dazu geführt, dass der Markt für GebrauchtLKW mit Euro-3-Motoren eingebrochen ist (s. auch VR 42, Seite 20). "Der Restwert dieser Fahrzeuge ist um die Hälfte gesunken. Damit fehlt die Basis für Neuinvestitionen", beschreibt BGL-Präsident Hermann Grewer das Dilemma der Fuhrbetriebe. Den hohen Wettbewerbsdruck, dem Industrie und Handel ausgesetzt sind, will Grewer nicht leugnen. "Fuhrbetriebe und Verlader müssen sich an einen Tisch setzen und nach Kompromissen suchen", rät der Unternehmer. Er lässt aber keinen Zweifel aufkommen, dass es mit einer Lösung "Hälfte – Hälfte" nicht getan ist. "Die Umsatzrendite unserer Unternehmen liegt zwischen null und einem Prozent – wenn überhaupt", sagt Grewer. Hinzu käme, dass die meisten Fuhrbetriebe auch noch die Maut für die Leerkilometer finanzieren müssten, da die Kunden in der Regel nicht bereit seien, dafür in den Geldbeutel zu greifen. Laut BGL droht 5000 Betrieben das Aus Doch damit nicht genug: Die Anforderungen der Verlader an ihre Dienstleister machen bei der Maut ja nicht Halt. So forderten die bei der Tagung anwesenden Verlader unter anderem kürzere LKW-Verfügbarkeiten, mehr Investitionen in die Ausbildung von LKW-Fahrern, mehr Flexibilität bei langfristigen Volumenschwankungen oder standardisiertes Trailerequipment. Alles zusätzliche Belastungen, wobei zumindest derzeit die Maut als der dickste Brocken gilt. BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt befürchtet für das kommende Jahr Schlimmes: "Bis die Verlader kapiert haben, welche Kostenbelastung wirklich hinter der Maut steckt, sind bereits 5000 Betriebe vom Markt verschwunden." Mit dieser Befürchtung steht Schmidt im BGL nicht alleine da. Deshalb hat der Verband mit seinen Landesverbänden beschlossen, seine umstrittene Kampagne gegen die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel unter dem Motto "Steuern, Maut und Inflation haben einen Schutzpatron" fortzuführen (s. dazu auch VR 43, Seite 24). Das Motiv der Kampagne mit Merkel als Schutzengel soll vermehrt auf Rückwandplakaten von LKW angebracht werden. Außerdem sind weitere Anzeigen in Tageszeitungen und Wochenmagazinen geplant. Das Geld für die Fortführung der Kampagne will der Verband dabei über eine Sonderabgabe der Mitgliedsunternehmen einnehmen. Pro LKW, so war zu hören, soll jeder Betrieb einen Beitrag von zehn Euro zahlen. Der BGL will also seinen deutlichen Worten entsprechende Taten folgen lassen. ❙❚■ Michael Cordes Eine neue Kostenlawine droht das Fuhrgewerbe zu überrollen. Die EU-Kommission plant eine Verteuerung des Straßengüterverkehrs aufgrund der Anlastung externer Kosten. Dabei soll der LKW für Kosten herangezogen werden, die er verursacht, für die er aber bislang noch nicht zur Kasse gebeten wird: Luftverschmutzungs-, Lärmbelastungs- sowie Staukosten. Richtig teuer könnte es bei den Staukosten werden. Im Extremfall sind zu Spitzenverkehrszeiten auf Vorstadtstraßen 65 Cent/km fällig. Der BGL bemängelt, dass nur dem LKW die externen Kosten angelastet werden sollen. Viel wichtiger jedoch: Es wären nicht wie bei der Maut nur Fahrzeuge ab 12 t zulässigem Gesamtgewicht betroffen, sondern schon LKW mit 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht. Zudem könnten diese Gebühren für das gesamte Straßennetz erhoben werden. BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt sagte auf der BGL-Tagung, dass die Verlader diese Verteuerung noch nicht registriert haben und forderte sie auf, dagegen zu protestieren. Berndt Schmidt vom Papierhersteller UPM wollte diesen Vorwurf nicht gelten lassen. Denn die Papierindustrie habe dieses Vorhaben bereits bei der EU kritisiert. cd Deutsche LKW verlieren zunehmend Marktanteile