Bewegliche Böden

Kaum eine andere Aufbauvariante verfügt über ein so breites Spektrum unterschiedlicher Spezialisierungen wie ein Schubbodenauflieger. Die Liste der möglichen Varianten ist noch deutlich größer als beim Kipper. Auch die technischen Anforderungen an die Zugmaschine sind höher. Die größte Herausforderung ist der hohe Verschleiß der Bodenstäbe, die den Boden der Trailervariante unterteilen. Die falsche Wahl der Bodenstäbe bei Dicke und Material kann zum teuren Fehler werden. Fliegl Fahrzeugbau in Triptis bietet seinen Kunden daher je nach Einsatz und Anforderungen verschiedene Alternativen: Die Alu-Bodenprofile können sechs, acht oder zehn Millimeter stark ausgeführt werden. Ebenfalls möglich ist eine HD-Ausführung oder die Bodenstäbe werden aus Stahl gefertigt. 21 durchgehende Längsbretter liegen auf 34 Querträgern und insgesamt 714 Auflagen - dies soll für eine besonders gute Stabilität im Boden sorgen. Auch H&W Nutzfahrzeugtechnik aus Vreden wartet mit einem umfangreichen Programm auf. So bekommt der Kunde neben den gängigen Standards von 93 bis 99 Kubikmetern in verschiedensten Ausstattungen wie Seitentüren, Kranaufbauten und wasserdichte Varianten auch speziell für die Landwirtschaft entwickelte Schubbodenfahrzeuge mit Zwangslenkungen, automatischen Verdecksystemen und hydraulischen oder mehrflügeligen Hecktüren. Knapen schweißt mit Sonnenstrom Besonders aufwendig beim Bau eines Walking Floor ist das Schweißen. Für den Bau eines Aufliegers sind laut Knapen Trailers aus Deurne in den Niederlanden 400 Meter Schweißnähte erforderlich. Deshalb hat der Hersteller bereits 2015 und 2016 alle Schweißarbeiten automatisiert: Das Schweißen mit Robotern gewährleiste eine konstant hohe Qualität und sorge für niedrige Gesamtkosten bei den Kunden, begründen die Niederländer den Schritt.Hinzu kommt, dass der Schweißvorgang viel Energie verbraucht. Laut Knapen kostet das Schweißen eines Aufliegers so viel Strom, wie ein durchschnittlicher Haushalt in circa zwei Monaten verbraucht. Daher investierte das Unternehmen 2018 in eine Photovoltaikanlage auf den eigenen Hallendächern. Dass ganze Auflieger mit Solarstrom geschweißt werden, sei einzigartig auf dem Aufliegermarkt, heißt es von Knapen. Die Photovoltaikanlage sorge dafür, dass der gesamte für das Schweißen erforderliche Strom "grün" erzeugt wird. Dazu zähle der Strom für die Schweißroboter, die Handlingroboter, die Wendeeinrichtungen, die beweglichen Formen, die Druckluft und sogar die Absaugung. Seit Juli 2019 ist die Knapen-Gruppe übrigens Teil der Krone Commercial Vehicle Group. Die Martin Reisch GmbH aus Ehekirchen hat sich unter anderem auf möglichst universell nutzbare Fahrzeuge spezialisiert. Sie eignen sich für eine Vielzahl von Produkten, ob Stückgut, Schüttgut oder Paletten, und sind auch für den Transport von Papierrollen nutzbar. "Modernes Erscheinungsbild, innovative Verbindungstechnik und dank des durchgehenden Fahrgestells aus hochwertigen Feinkornstählen extrem robust und trotzdem leicht", so beschreibt der Hersteller die Merkmale der neuen Schubboden-Baureihe "Move-R". Edelstahl-Längsrohre als Träger der Gleitlager sollen für hohe Bodenstabilität sorgen. Die einsatzgerechte Anpassung der Gleitlageranzahl und die Auswahl unterschiedlicher Bodenprofile vom leichten Sechs-Millimeter-Aluminium-Profil bis zum Stahl-Profil ermöglichen laut dem Unternehmen die Anpassung des Reisch-Schubbodens an unterschiedliche Transportaufgaben. Wichtig ist Reisch das Thema Ladungssicherung im Schubboden. Eine Zertifizierung des Schubbodenaufbaus gemäß DIN EN 12642 Code XL sei bereits selbstverständlich. "Ein Ladungssicherungszertifikat für Altpapierballen und ganz neu für Papierrollen bis zu einer Rollenhöhe von 2800 Millimeter stellen das Reisch-Knowhow in Sachen Ladungssicherung unter Beweis", meldet das Unternehmen. Keine Sensibelchen Obgleich die vielen Varianten und Optionen oftmals hohe Anforderungen an die Hydraulik und die Steuerungstechnik mit sich bringen, gehören "Walking Floor"-Auflieger durchaus zur robusten Sorte. Dies zeigt sich an dem Beispiel Abfalltransport oder Schrottbeförderung. STAS aus Waregem in Belgien bietet entsprechend spezialisierte Fahrzeuge an. Für den Abfalltransport empfehlen die Belgier den Ecostar. Diesen Schubbodenauflieger hat STAS speziell für den schwereren Abfalltransport entwickelt. Die spezifisch stärkere Konstruktion mit speziellen verstärkten Optionen soll für eine gute Konzentration auf den Abfalltransport sorgen. Die Struktur ist hier komplett aus Aluminium. Die voll verschweißte Konstruktion soll außerdem langfristige Sicherheit und ein stabiles Fahrerlebnis bieten. Für den wasserdichten Transport hat STAS außerdem Lösungen wie den Leak-Resist-Boden von Cargo Floor in Kombination mit einer wasserdichten Tür im Portfolio. Wenn es um Stahlschrott geht, ist laut STAS der Scrapstar das bevorzugte Transportmittel: Der hochfeste HD450-Stahl-Schubbodenauflieger kann auch große und schwere Motorblöcke oder Altfahrzeuge aufnehmen. Sonderformen für Spezialisten Die kurze Übersicht der einzelnen Hersteller zeigt nur einen kleinen Bereich dessen, was gebaut werden kann und welche Spezialisierungen es gibt. Einige Sonderformen sollten noch kurz erwähnt werden: Unter den Top-3-Gewinnern des Deutschen Exzellenz-Preises 2018 war die Exeler GmbH und Co. KG aus Rheine zu finden. Deren Liquid-X-Liner vereint den Transport von Flüssigkeiten mit der Beförderung rieselfähiger Güter. Bis zu 28 Kubikmeter Flüssigkeit können dem Unternehmen zufolge auf einer Fahrt befördert werden, nach Entladung der Flüssigkeit stünden dann noch bis zu 85 Kubikmeter für Schüttgut zur Verfügung. Ein weiterer Sonderfall des Schubbodens ist ein umlaufendes Förderband über die gesamte Fahrzeugbreite. Diese Rollbandwagen haben den Vorteil, dass auch bindige Güter wie Lehm oder Kalk restlos entladen werden und der Boden einfach zu reinigen ist. Durch einen einfachen Drehrichtungswechsel des umlaufenden Rollbandes sind wie beim Schubboden auch die heckbündige Beladung und eine Kompaktierung möglich. Hervorzuheben sind noch die stufenlose und somit sehr fein regelbare Bandgeschwindigkeit und das daraus resultierende dosierte Entladen. Als weitere Sonderform der Schubboden-Fahrzeuge ist die Abschiebe-Technik, auch als Abschiebe-Sattelauflieger, von Fliegl bekannt. Getreide, Pellets, Hackschnitzel - die patentierte Fliegl-Abschiebetechnik gewährleistet nach Herstellerangaben immer ein schnelles, kontrolliertes, gleichmäßiges und restloses Entleeren. Im Vergleich zu Kippern soll das Abschieben wie auch bei den Walking-Floor-Aufliegern eine hohe Standsicherheit selbst in abschüssigem Gelände bieten und Kippgefahren minimieren. Durch eine starke Hydraulik wird die Stirnwand in Richtung Heck geschoben und kann, bei geschlossenem Heckportal, deutlich stärker die Ladung komprimieren als bei einem Schubboden-Auflieger. Lernerfolg und Auslese Galten Schubböden-Fahrzeuge früher für die Hersteller oftmals als Groschengrab, weil die Reklamationsquote innerhalb der Garantiezeit immense Höhen annehmen konnte, hat sich das mittlerweile deutlich reduziert. Gleichermaßen verringert hat sich auch die Zahl der Hersteller. Bei den verbliebenen Anbietern kann sich der Kunde sicher sein, dass er ein ausgereiftes Produkt mit einer langlebigen Nutzungsdauer erhält. Die anfänglich teuren Fehler in Konstruktion und Bau sind gleichfalls weniger geworden. Doch trotz ausgereifter Konstruktion, Hightech in den Materialien und qualitativer Ausstattung - wenn der Kunde nicht weiß, was er will und wofür er seinen Schubboden einsetzt, ist die Wahrscheinlichkeit einer langen und nutzbringenden Beziehung eher gering. Insofern gilt: Gute Beratung kann nie schaden, den Fahrer einbeziehen noch viel weniger. Und Sparen am Material ist im Walking-Floor-Bereich langfristig noch teurer als bei General-Cargo-Fahrzeugen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Schubboden www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Bei der Anschaffung eines Schubbodenaufliegers gilt noch mehr als bei anderen Fahrzeugen: Wer am Material spart, zahlt am Ende doppelt. Käufer sollten sich darüber hinaus genau überlegen, für welche Einsätze sich der "Walking Floor" eignen soll. 101 Kubikmeter Volumen bietet der Fliegl SDS 390 X-tra Long.

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