Bericht aus Brüssel

Bericht aus Brüssel Logistiker feiern Etappensieg Die Logistik ist auf EU-Ebene angekommen: Nach wenigen Jahren gemeinsamer Arbeit im Lobbybündnis „Alliance for European Logistics“ hat die Branche ihre ersten Ziele erreicht. Jetzt steht die Logistikstrategie 2020 auf dem Plan, die EU-Verkehrskommissar Kallas angekündigt hat. An Selbstbewusstsein hat es der Logistikbranche bislang nicht gefehlt, um ihre Ziele auf EU-Ebene zu erreichen. Das gilt zumindest für die Großen der Branche. „Europäischen Logistikgipfel“ nannten sie schon ihr erstes Zusammentreffen 2008, auf dem sie offiziell ihr Lobbybündnis „Alliance for European Logistics“ (AEL) ins Leben riefen. Gründungsmitglieder waren unter anderem DHL, SAP, BASF, Kühne + Nagel, Hapag-Lloyd, Ceva und Air France-KML. Nach dem fünften Gipfel vergangene Woche in Brüssel konnte sich DHL-Chef Frank Appel, der starke Mann bei AEL, vorläufig am Ziel seiner Wünsche fühlen. Zwei bedeutende Ankündigungen seitens wichtiger verkehrspolitischer EU-Gestalter schlossen das Treffen ab: Brian Simpson, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im EU-Parlament, kündigte die Gründung einer Logistikplattform an. Dort sollen EU-Abgeordnete aus verschiedenen Spezialgebieten mit Vertretern der Logistikbranche regelmäßig zusammenkommen und Ideen zur Gestaltung einer auf die Bedürfnisse der Industrie abgestimmten Politik austauschen. Minuten später sprach EU-Verkehrskommissar Siim Kallas über seine Pläne, bis 2014 eine Logistikstrategie zu veröffentlichen. Darin will er formulieren, wie der europäische Logistikmarkt 2020 aussehen soll. Beides hatte AEL bei ihrer Gründung als Ziele ausgegeben. Mit der hochrangigen Expertengruppe Logistik bei der EU-Kommission wurde im Juni ein weiteres Ziel umgesetzt. Frank Appel ist prominentes Mitglied. Statt den Augenblick übermäßig zu genießen, überreichte er Kallas eine vierseitige Broschüre mit „Empfehlungen“ – man könnte sie auch als Wunschliste der Branche an die Politik bezeichnen. Darin sind sechs Prinzipien und sechs konkrete Aktionen formuliert, die zwei übergeordnete Ziele verfolgen: bestehende Hindernisse für Logistiker abzubauen und die EU zu einem einheitlichen Markt mit gleichen Regeln für alle Anbieter zu entwickeln. Logistikmarkt als komplexes Ganzes Dass dies das dringlichste Anliegen der europäischen Logistiker auch mit Blick auf die weltweite Konkurrenz ist, machten die Gipfeldiskussionen deutlich. Logistik sei eben mehr als nur LKW oder Bahn, sondern das Zusammenspiel unterschiedlichster Transportträger. Aber nicht nur das: Lager- und Verteilermöglichkeiten, Arbeitsbedingungen, Verbraucherrechte, Umweltpolitik, moderne Kommunikation – alles spiele bei Logistik zusammen. Das benötige ein interdisziplinäres Politikdenken. Hier gebe es tatsächlich noch einiges zu verbessern, wie Matthias Groote (SPD), Vorsitzender des Umweltausschusses im EU-Parlament, zugab. Einfließen in die Überlegung zur Zukunftsgestaltung müsse auch der gesellschaftliche Wandel, charakterisiert durch drei Entwicklungen: die zunehmende Alterung der Bevölkerung, die stärker digitalisierte Welt, gerade der jüngeren Generation, und der Trend zum Leben in städtischen Ballungszentren. Wie wird Logistik damit fertig? Ansätze zu Lösungen seien vorhanden, versicherten die Diskussionsteilnehmer. Bei der Umsetzung sei man jedoch auf Weichenstellungen der Politik angewiesen. ❙❚■ Kay Wagner, VR-Korrespondent in Brüssel EU-Verkehrsausschuss-Vorsitzender Simpson, DHL-Chef Appel und EU-Verkehrskommissar Kallas Bei der Gründung 2008 formulierte Alliance for European Logistics (AEL) vier Ziele ihrer Lobbyarbeit bei der EU: Gründung einer hochrangigen Expertengruppe Logistik bei der EU-Kommission. Status: besteht seit Juni Gründung einer Logistik-Denkfabrik beim EU-Parlament.Status: jetzt angekündigt Engere Zusammenarbeit zwischen Industrie und EU-Kommission bei strategischen Entscheidungen.Status: findet wahrscheinlich statt Entwicklung einer Logistik-Strategie 2020. Status: jetzt angekündigt kw

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