Bericht aus Berlin

Bericht aus BerlinForschung für die„schlaue Straße“Betonplomben und eine Fußbodenheizung für Brücken sollen die „Straße im 21. Jahrhundert“ sicherer und kostengünstiger machen. Der Bundesverkehrsminister hat ein neues Forschungsprogramm vorgestellt.Mit einem umfangreichen Forschungsprogramm will das Bundesverkehrsministerium die deutschen Straßen sicherer, umweltfreundlicher, intelligenter und kostengünstiger machen. Ressortchef Peter Ramsauer (CSU) hat das Forschungsprogramm „Straße im 21. Jahrhundert“ vorgestellt. Es solle helfen, „dass wir mit dem wenigen Geld mehr und besser arbeiten können. Straßen sind in Zukunft mehr als Asphalt und Beton. Wir müssen sie zu Datenträgern machen, die die Kommunikation von Infrastruktur und Fahrzeug erlauben.“Schnellreparatur des FahrbahnbelagsBestandteil des Programms ist eine rasche Beseitigung von Straßenschäden. Bei Betonfahrbahnen, etwa auf Autobahnen mit vielen schweren LKW, kommt es besonders an Fugen zwischen einzelnen Platten häufig zu Schäden. Die bisherige Form der Instandsetzung, das Verfüllen der Löcher mit Asphalt, hält meist nicht lange. Künftig wird die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) das „modulare Schnellreparatursystem“ testen, plakativ „Betonplombe“ genannt. „Es ist wie beim Zahnarzt“, erklärte Ramsauer. Dabei wird binnen Stunden ein Stück Fahrbahn herausgesägt und ein passend vorgefertigtes Betonteil eingesetzt und verklebt. Die Behinderungen für LKW- und Autofahrer werden somit verkürzt. In rund zwei Stunden sei alles fertig, zeigte sich der Minister optimistisch.Sicherer werden sollen die Brücken, die im Winter häufig zu Glatteisfallen mutieren. Ein Geothermie-Konzept sieht vor, dass mit stabilisierendem Aluminium ummantelte Kunststoffröhrchen unter der Fahrbahn verlegt werden. In das System wird dann vier oder fünf Grad warmes Wasser aus tieferen Erdschichten gepumpt. Das sei ökologisch besser als eine Taumittelsprühanlage, betonte Josef Kunz, Leiter Straßenbau im Verkehrsministerium. „Das funktioniert wie eine Fußbodenheizung“, erklärt er das System. In Berkenthin (Schleswig-Holstein) wird in einem Pilotprojekt eine mit Grundwasser beheizbare Brücke getestet. Dadurch werde die Zahl der Unfälle sinken und der zeit- und personalintensive Einsatz von Räum- und Enteisungstrupps entfalle, macht Bast-Präsident Stefan Strick in Bezug auf die Kosteneinsparungen geltend.Eine weitere Maßnahme ist die Verwendung von Fahrbahnbelägen, die Schadstoffe schlucken. Um diese an stark frequentierten Straßen aufzufangen, ist zum Beispiel an der Autobahn 1 bei Osnabrück eine Lärmschutzwand mit dem Stoff Titandioxid beschichtet worden, der Stickoxid aus Autoabgasen binden soll.Neuerungen trotz begrenzter MittelRamsauer sprach von einem Innovationsschub, der trotz knapper Mittel für den Straßenbau begonnen werden solle. Die neuen Technologien sollen nicht nur für etwa 53.000 Kilometer Bundesstraßen und Autobahnen entwickelt werden, sondern für alle Straßen im Land. Bis 2030 werden jährlich etwa 12 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang beklagte er ein weiteres Mal den „dramatischen Instandhaltungsrückstand“ bei Straßen und Brücken. Dieser werde bis 2016 dazu führen, dass die Mittel für Neu- und Ausbauten dann auf einem historischen Tief von 1,5 Milliarden Euro landen würden. Die Mittel zur Erhaltung des Netzes würden dagegen auf ein Hoch von 3,0 Milliarden Euro steigen. ❙❚■ Jörg Kürschner, VR-Korrespondent in BerlinSogenannte „Betonplomben“ sollen Fahrbahnschäden zeitsparend behebenMit folgenden Maßnahmen soll die „Straße im 21. Jahrhundert“ sicherer und umweltfreundlicher werden:Schnelle Reparatur von Straßenschäden durch „Betonplomben“ Mit Grundwasser beheizbare Brücken gegen GlatteisVerwendung von Fahrbahnbelägen, die Schadstoffe schlucken

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