Haselünne. Wer von Meppen nach Cloppenburg auf der Landstraße fahren will, braucht viel Geduld: Auf der etwa 70 Kilometer langen Strecke quälen sich täglich im Durchschnitt rund 12.000 Autos. Der Schwerlastverkehr habe Autobahnniveau, sagt eine Sprecherin des Kreises Emsland. Überholvorgänge werden für Autofahrer zum riskanten Geduldspiel. Verkehrsplaner streben daher den vierstreifigen Ausbau an.
Forderung: "Mautflüchtlinge" aufhalten
Vor allem der Frachtverkehr aus den Niederlanden nutze die Abkürzung, weil die Speditionen die Maut auf den Autobahnen scheuten, sagt Ulf Dunkel aus Löningen im Kreis Cloppenburg. Er engagiert sich bei der Bürgerinitiative „E 233 Nein!" Vor 2005 sei der Verkehr über die Autobahn 30 und dann auf die Autobahn 1 in Richtung Bremen gerollt. Jetzt nutzen die Lastwagen die kürzere Landstraßen-Verbindung. „Die Mautflüchtlinge machen die Situation unerträglich", sagt Dunkel.
Aber die einfache Gleichung, bei gestiegenem Autoverkehr die Straßen auszubauen, lehnen er und seine Mitstreiter ab. Aus seiner Sicht könnte auf den Ausbau verzichtet werden, wenn die Behörden nur stärker auf der Route kontrollieren und etwas gegen die „Mautflüchtlinge" tun würden, etwa mit einem Durchfahrtverbot für große Lastwagen.
Europastraße: Straßensperrung für LKW nicht möglich
Doch ob sich der Lastwagen-Verkehr durch verwaltungstechnische Maßnahmen auf der Strecke eindämmen ließe, bezweifelt Eckhard Lammers von der Industrie- und Handelskammer in Osnabrück. Die Strecke sei einfach kürzer als der Umweg über A 30 und A 1. Eine Sperrung für den Schwerlastverkehr komme auch nicht infrage, schließlich sei die Straße eine Europastraße. Ein Ausbau sei die beste Antwort auf die gestiegene Verkehrsbelastung, die zu vielen Unfällen führe. Noch steckt der Ausbau der E233 in der Planungsphase, die genaue Trasse steht noch nicht fest.
Derzeit werden in Niedersachsen 43 Kilometer Bundesstraßen und 101 Kilometer Bundesautobahnen gebaut. Bei fünf Bundesstraßen-Projekten, die sich im Planfeststellungsverfahren befinden, gibt es nach Angaben des niedersächsischen Verkehrsministeriums Proteste: Das ist die Südumgehung Hameln (B1), die Ortsumgehung Negenborn (B 64) und die nördliche Verlegung der B 213 bei Nordhorn.
Kritik: Neue Trasse würde durch Flora-Fauna-Habitat-Gebiet führen
Kritik gibt es auch im Emsland und im Kreis Cloppenburg. So klagen Bürger im emsländischen Lohe darüber, dass die von der Kreisverwaltung ins Spiel gebrachten Trassenvorschläge durch ein Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet führen sollen. „Es sind auf jeden Fall wertvolle Gebiete betroffen", sagt Hans-Georg Messerschmidt von der örtlichen Bürgerinitiative. Eine Variante zerteile sogar einen kompletten Ort.
Häuser müssten abgerissen werden
Auch im benachbarten Kreis Cloppenburg rumort es, weiß Michael Kramer (CDU), Bürgermeister von Lastrup. In seiner Kommune sei der Ortsteil Kneheim von dem Ausbau am meisten betroffen. Womöglich müssen für den Straßenbau auch Häuser abgerissen werden. Er wolle mit jedem betroffenen Bürger nach „individuellen Lösungsmöglichkeiten" suchen.
An der Notwendigkeit eines Ausbaus zweifele er nicht, sagt Kramer: „Das ist eine Superchance für unsere wirtschaftliche Entwicklung." Die Industrie- und Handelskammern in Oldenburg und Osnabrück seien von den positiven regionalwirtschaftlichen Aspekten überzeugt, sagt IHK-Experte Lammers. „Wir werden aus dem vierstreifigen Ausbau für die Region erheblichen Nutzen ziehen können", sagt der Landrat des Emslandes, Hermann Bröring (CDU) den Kritikern. Er verweist auf die gestiegene Zahl an Betrieben und Arbeitsplätzen, die entlang der vor wenigen Jahren fertiggestellten Autobahn 31 entstanden sind.
Für Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) hängen gute Straßen und Wirtschaftswachstum zusammen. Das Land brauche eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur: „Nur wenn Straße, Schiene und Wasser den stetig wachsenen Anforderungen gerecht werden, ist die Basis für erfolgreiches Wirtschaften gelegt." In den kommenden zwei Jahren stecke das Land jeweils rund 103 Millionen Euro in den Betrieb, die Unterhaltung und den Um- und Ausbau der Landesstraßen. (dpa)
Markus Schmitz