"Auf der gleichen Wellenlänge"

Wer Mathias Krage, geschäftsführender Gesellschafter der Krage Spedition, persönlich kennt, kann erahnen, wie schwer ihm dieser Schritt gefallen ist: Zum 1. August 2019 haben er und sein Bruder Joachim Krage die Krage Spedition in Hannover-Langenhagen an das Ulmer Logistikunternehmen C.E. Noerpel verkauft. Just in dem Jahr, in dem die Krage Spedition ihr 100- jähriges Jubiläum feiert. "Es ist nicht leicht, nach einer so langen Zeit einen Teil des Familienunternehmens zu verkaufen", gesteht Mathias Krage im Gespräch. Seit 1986, 33 Jahre lang, hatte er als Geschäftsführer das Unternehmen mit seinem Bruder geführt, in das er 1978 eingetreten war. Zusätzlich zu den vielen anderen Ämtern, die er neben seiner Aufgabe als Firmenchef innehatte: So war Krage neun Jahre lang bis 2018 Präsident des deutschen Speditions- und Logistikverbandes und ist nach wie vor Präsident des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen. Was seinen Bruder und ihn nun zum Verkauf ihres Standorts in Hannover-Langenhagen gebracht hat, erklärt Krage so: "Wir haben über die letzten Jahre nicht die Ergebnisse geschrieben, die die Kapitaldecke wieder aufgepolstert hätten." Zudem sei nicht sicher gewesen, ob die Finanzinstitute in einer neuerlichen Krise ihnen aufgrund der historischen Entwicklung nochmals Vertrauen geschenkt hätten. "Wir mussten nicht verkaufen", betont er. "Letztlich war es aber eine Entscheidung für eine noch bessere Standortsicherung", stellt er die Beweggründe für den Verkauf dar. Wobei die Beteiligung an Krage + Gerloff in Schwanebeck nicht Teil der Transaktion war, auch nicht die Krage Spedition in Potsdam. Sie verbleiben in der Hand der Krage-Brüder. Konsequente Wachstumsstrategie An Kaufinteressenten hat es nicht gemangelt. "Alle haben geboten", verrät Krage, "auch namhafte Speditionskonzerne". Namen nennt er nicht. Was für den Verkauf an die Noerpel-Gruppe sprach, war: "Unsere beiden Unternehmen passen hervorragend zusammen, auch softwareseitig. Wir arbeiten da mit den gleichen Programmen. Das macht den Integrationsprozess sehr einfach", betont Krage. Zudem würden beide Unternehmen als langjährige IDS-Gesellschafter schon seit 20 Jahren innerhalb der Stückgutkooperation zusammenarbeiten. "Mit Stefan Noerpel-Schneider saß ich sogar im IDS-Beirat." Der Verkaufspreis sei letztlich nicht das Entscheidende gewesen. Viel wichtiger sei gewesen, dass das Ganze sehr fair abgelaufen sei und man auf der gleichen Wellenlänge liege. Mit dem Kauf der Krage Spedition in Hannover-Langenhagen landet Stefan Noerpel-Schneider seinen nächsten Coup. Der in Süddeutschland starke Mittelständler wird dank Krage nun auch in Norddeutschland deutlich präsenter. Zumal der smarte Firmenchef schon in den vergangenen Jahren immer wieder durch Zukäufe namhafter Traditionsspeditionen aufgefallen war. So übernahm Noerpel im Jahr 2008 Fross in Teningen, 2012 Kentner in Heidenheim, 2013 die vormaligen Cordes- & Simon-Standorte (später Kühne + Nagel) in Villingen-Schwenningen, 2014 die Ascherl-Aktivitäten in München, Hamburg und Düsseldorf. Und im Herbst 2018 die Lebert Spedition in Kempten, Baienfurt bei Ravensburg und im schweizerischen Kreuzlingen. Binnen weniger Jahre legte die Noerpel-Gruppe also kräftig zu: Lag ihr Umsatz im Jahr 2007 noch bei 107 Millionen Euro, wird sie in diesem Jahr laut Noerpel-Schneider bei über 530 Millionen Euro Umsatz landen; und in 2020 rechnet er mit 560 Millionen Euro. Was aber treibt den 52-Jährigen an? Plant er gar, wie Ewald Raben, sein eigenes flächendeckendes Stückgutnetz? "Ich will kein zweiter Raben werden", unterstreicht er. Dank der Krage-Aktivitäten sehe er aber, erklärt er, Synergien in den Hauptläufen, in den IDS-Verkehren und könne zudem im Nahverkehr die Gebiete in Hamburg und Hannover optimieren. Denn der Krage-Standort in Hannover dient IDS nicht nur als Depot für die Region Hannover, sondern auch als regionales Hub für den Norden Deutschlands sowie als Drehkreuz für Skandinavien-Verkehre. Und wie geht es mit der Marke Krage weiter? Da setzt Noerpel-Schneider klar auf Kontinuität. So firmiert die Niederlassung in Hannover weiter unter dem Namen Krage Speditionsgesellschaft. Zudem wird Mathias Krage für die Noerpel-Gruppe künftig beratend tätig sein. In Kürze Paukenschlag in der Speditionsbranche: die Noerpel Gruppe, mit Sitz in Ulm, übernahm zum 1. August 2019 die Krage Spedition in Hannover- Langenhagen (240 Mitarbeiter). Sowohl Krage als auch Noerpel sind seit vielen Jahren Gesellschafter der Stückgutkooperation IDS Logistik. "Wir wollen kein zweiter Raben im deutschen Stückgutmarkt werden." Sie haben die Krage Spedition in Hannover-Langenhagen übernommen. Warum?Der Kauf war kaufmännisch sinnvoll, macht aus Sicht der IDS Logistik Sinn, in der wir ja beide Gesellschafter sind. Zudem passen die Aktivitäten der Krage Spedition in Hannover-Langenhagen sehr gut zu unseren Aktivitäten in Hamburg. Wir haben ja dort im Jahr 2014 den Standort von Ascherl übernommen.Sie sorgen ja immer wieder durch die Übernahme namhafter Mittelständler für Schlagzeilen. Wollen Sie nun ein zweiter Raben im deutschen Stückgutmarkt werden?Nein, das wollen wir definitiv nicht. Wir planen kein eigenes Stückgutnetz in Deutschland. Formal juristisch wäre das auch gar nicht möglich.Welche Strategie steckt dann dahinter?Wie gesagt, wenn ein Zukauf aus kaufmännischer Sicht sinnvoll ist, machen wir das. Und innerhalb der Kooperation IDS Logistik ist das immer sinnvoll.Welche Vorteile sehen Sie durch den Kauf der Krage Spedition für Ihr Geschäft?Das hat für uns vertriebs-, aber auch produktionstechnische Vorteile. Vorteile sehen wir insbesondere in den Hauptläufen; zudem können wir Kunden aus Hamburg zu uns nach Hannover ziehen und umkehrt. Auch Verkehre aus dem Hamburger Hafen können wir nach Hannover ziehen und umgekehrt.In welchen Bereichen gibt es Synergien zu Ihrem bestehenden Geschäft - national und europaweit, und wie wollen Sie diese heben?Wie gesagt, wir sehen Synergien in den Hauptläufen, aber auch in den Verkehren innerhalb der IDS Logistik. Zudem können wir mit den Krage-Aktivitäten unsere Gebiete in Hamburg und Hannover im Nahverkehr optimieren.Wie viele eigene Speditionsstandorte haben Sie jetzt in Deutschland?Wir haben dann insgesamt zwölf Speditionsstandorte in Deutschland; davon sind neun rein im Stückgutgeschäft tätig.Reicht Ihnen das jetzt oder planen Sie noch weitere Übernahmen?Wir sind immer offen für Übernahmen, wenn es interessante Möglichkeiten gibt. Das wird jetzt mit Sicherheit nicht aufhören. An welchen Standorten das für uns interessant ist, verrate ich Ihnen hier nicht. Sonst bringen wir die Wettbewerber noch auf die Spur (lacht).Stehen Sie denn schon in konkreten Gesprächen mit verkaufswilligen Firmen?Nein, aktuell nicht. Aber der Markt ist ja immer in Bewegung, auch durch die bekannte Nachfolgeproblematik. eh Stefan Noerpel-Schneider, geschäftsführender Gesellschafter der Noerpel-Gruppe in Ulm