Paris. Das Großprojekt einer Kanalverbindung zwischen dem Pariser Becken, Belgien und Holland dürfte im günstigsten Fall erst 2015 realisiert werden. Erste Auswirkungen auf die künftigen Zuständigkeitsstrukturen entlang der auf 106 Kilometer ausgelegten Wasserlinie zeichnen sich aber schon jetzt ab. So meldete die Region Nord-Pas-de-Calais ihre Kandidatur für die Kompetenzzuteilung im Bereich der acht Binnenhäfen in ihrem Sektor an, wozu ferner 2500 Hektar Kanalufer gehören. Das berichtete die Pariser „Les Echos“. Die französische Stadt und Region Valenciennes ist dagegen nicht bereit, ihre Wasserläufe einer einzigen regionalen Instanz zu unterstellen. Hintergrund ist die Sorge der Kanal-Anrainer, die Seine-Nord-Verbindung könnte sich an ihnen vorbei zu einer Art „Kanalautobahn" entwickeln, von deren Wertschöpfung letztlich nur die Benelux-Häfen und nicht auch die französische Seite profitieren würde. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch das zukünftige Gewicht des Containertransports über den Seehafen Dunkerque, der gegenwärtig relativ schwach ist. Unabhängig vom Kanalbauprojekt selbst sind auf französischem Gebiet insgesamt vier neue Multimodal-Terminals vorgesehen: in Noyon, Nesles und Péronne in der Picardie und Marquion im Norden. Für deren Finanzierung fehlen zurzeit noch über 300 Millionen Euro. Offen ist auch die zukünftige verwaltungsrechtliche Zuständigkeit dieser Anlagen. Hier pochen die betroffenen lokalen Körperschaften ebenso auf Mitwirkungsrechte wie die diversen Wirtschaftsträger. Die Entscheidung über den privaten Partner für den Kanalbau wird erst Ende 2011 fallen. An den auf 4,2 Milliarden Euro geschätzten Kosten werden sich Paris mit 900 Millionen, die EU mit 330 Millionen und die lokalen und regionalen Körperschaft mit einer Milliarde Euro beteiligen. Der Rest soll von privater Seite getragen werden. (jb)
Anrainer-Binnenhäfen wollen Beteiligung an Seine-Nord-Kanal
Finanzierung der vier geplanten Multimodal-Terminals entlang der Kanalverbindung ist noch offen