Brüssel. Trotz aller Bemühungen der Forschung um alternative Antriebsstoffe werden 90 Prozent der LKW 2030 in der EU noch mit fossilem Dieseltreibstoff fahren. Der Anteil von Bio-Diesel könnte um die sieben Prozent erreichen, Gas- und Wasserstoff-Lösungen werden kaum mehr als 1,5 Prozent ausmachen. Das sagte Scania-Vizepräsident Lars Stenqvist auf der Jahreskonferenz des europäischen Dachverbandes der forschenden Automobilunternehmen Eucar, die diese Woche in Brüssel stattfand. Widerspruch für seine Behauptungen bekam Stenqvist nicht.
Allerdings dürfe die Forschung die Hände nicht in den Schoß legen. „Die Käufer von LKW sind bereit, viel Geld für Fahrzeuge mit treibstoffarmen Motoren auszugeben", sagte Stanqvist. Es müsse auch in der LKW-Sparte darum gehen, die Entwicklung von Motoren voranzutreiben, die den Verbrauch des herkömmlichen Diesels durch Elektrofunktionen verringere.
Dass man durchaus an Alternativen zum herkömmlichen Motorensystem auch bei Nutzfahrzeugen arbeitet, machte Pascal Tribotté deutlich, Koordinator des von Renault geleiteten Forschungsprojekts Powerful. Markttaugliche Lösungen konnte er jedoch in Brüssel nicht präsentieren. Außerdem zielt die Arbeit des von der EU geförderten Projekts lediglich auf Antriebe für leichte Nutzfahrzeuge. Beispiele für Forschungen, von denen schwere LKW profitieren, blieb die Konferenz schuldig.
Insgesamt entwarf sie ein Bild der europäischen Automobil-Forschungs- und Entwicklungslandschaft, die weiterhin in einer Vielzahl von Ansätzen Lösungen für die Zukunft sucht. Und das nicht nur bei Motoren und Treibstoffen, sondern auch bei der Entwicklung von neuen Materialien, neuen Sicherheitssystemen und der intelligenten Verknüpfung verschiedener Transportträger für Güter und Personen.
„Forschung und Entwicklung in der Automobilindustrie sind ein Schlüssel für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem Weltmarkt", sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas auf der Veranstaltung. Er unterstrich das politische Vorhaben der EU-Kommission, den Verkehr in Europa so rasch wie möglich umweltfreundlicher und sicherer als heute gestalten zu wollen. (kw)
Marika Pöhls