Paris. Die niederländische Air France-Tochter KLM hat letzte Woche für den kommenden Winter eine Verminderung ihres Platzangebots im Passagierverkehr um eine halbe Millionen Sitze angekündigt. Das berichtete die Pariser Les Echos. Der Einschnitt beträfe rund zwei Prozent des aktuellen Angebots. Begründet wurde er mit dem „Druck auf die Erträge“ und die Notwendigkeit, „die Umsetzung des Plans ‚Perform 2020‘ von Air France/KLM zu beschleunigen“. Mit diesem will sich die Luftfahrtgesellschaft an die vor allem durch Billigflieger verschärften Wettbewerbsbedingungen anpassen und das Unternehmen auf solidere finanzielle Füße stellen.
Mit Massnahmen zur Kostensenkung hat KLM schon vor Monaten begonnen, Air France (AF) zieht jetzt nach. Während die Holländer mit ihrem fliegenden Personal schon entsprechende Zustimmungsvereinbarungen treffen konnten, befindet sich Air France jedoch noch in langwierigen schwierigen Verhandlungen. Sie dürften nicht vor Ende September abgeschlossen werden. Beide Seiten stehen vor demselben Problem: Senkung der Durchschnittstarife bei gleichzeitig steigenden Produktionskosten. Im Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit mit seinen großen europäischen Konkurrenten steht Air France aber ungleich schlechter da als KLM. Anfang des Jahres hat die AF-Führung bis 2017 jährliche Kosteneinsparungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro als Ziel angekündigt. Damit könnten im übernächsten Jahr 740 Millionen Euro als Betriebsgewinn erzielt werden, so das Kalkül, wovon 650 Millionen auf die Langstreckenflüge entfallen würden, - trotz der nach wie vor hohen Verluste in den Bereichen Mittelstrecken und Cargo.
Im Kurzstreckenangebot hat AF schon 20 Prozent gestrichen und Mitte Juni die Einstellung von vier unrentablen Linien angekündigt. Betroffen davon sind Stavanger, Verona, Vigo und Kuala Lumpur. Ferner wurde die Zahl der Flüge nach Japan, Brasilien und Russland reduziert. Die Hälfte aller AF-Langstreckenlinien befindet sich derzeit in den roten Zahlen, berichtet Les Echos. Um rund 10 Prozent müssten die Kosten weiter gesenkt werden, zusätzlicher Personalabbau und Erhöhung der Produktivität inklusive. Dies geht nicht ohne Zustimmung der Gewerkschaften. Würde diese nicht erreicht, wäre AF selbst bei ausgeglichener Gewinnsituation nicht in der Lage, das Geld für die geplanten neuen 787 und A350 aufzubringen. (jb)