Paris. „Nichts oder fast nichts gebracht“ habe die außerordentliche Betriebsversammlung , die von der Air France-Leitung für Donnerstag letzter Woche aus Sicherheitsgründen in das 16. Pariser Arrondissement verlagert worden war, um zu verhindern, dass sich Gewaltszenen wie bei der vorangegangenen Sitzung wiederholten. So lautet das Fazit der Presse.
Ob und wieweit das Unternehmen seinen „Plan B“ mit drastischen Einschnitten im Personalbereich und einer Verringerung des Flugangebots umzusetzen will, ist auch nach der mit Spannung erwarteten Versammlung offen. Mit den angekündigten Maßnahmen will die Fluggesellschaft versuchen, die Wettbewerbsfähigkeit von Air France zu erhöhen und dem allgemeinen Standard der Konkurrenten anzupassen.
Nach Alexandre de Juniac, Chef der Gruppe Air France/KLM, betonte auch Air France-Vorstand Frédéric Gagey seine Präferenz für eine Verhandlungslösung, die es ermöglichen würde, in zwei Jahren an den vormaligen Wachstumsplan wieder anzuknüpfen. Er verwies auf eine „lange Tradition (mit dem) sozialen Dialog“ und meinte, allein im vergangenen Jahr habe man damit „nicht weniger als 95“ Vereinbarungen treffen können. Gagey zeigte sich auch bereit, die von ihm noch 14 Tage zuvor erklärte Bereitwilligkeit zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Personal nicht mehr an den Eingang „seriöser Vorschläge“ seitens der Piloten zu knüpfen. Die Tür dafür stehe offen bis zum Beginn des nächsten Jahres, sagte er.
Gleichwohl machte Gagey klar, dass ein Teil des angekündigten Personalabbaus und der Angebotseinschränkung im kommenden Jahr durchgeführt werden werde, ob mit oder ohne Einverständnis des Personals. Cirka 1000 von insgesamt 2900 dafür vorgesehenen Stellen würden gestrichen und fünf Langstreckenflieger aus dem Verkehr gezogen. Wie diese erste Stellenabbauwelle und auf welche Personalgruppen verteilt werden soll, ließ Gagey noch offen.
Völlig freie Hand hat Air France dafür indessen nicht, sondern muss hierfür diverse Prozeduren durchlaufen, zu denen das Unternehmen verpflichtet ist und die sehr wahrscheinlich mindestens bis zum Ende des Jahres dauern werden, wie Beobachter meinen. Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Umsetzung der Pläne ist der von der Betriebsversammlung einstimmig gefasste Beschluss zur Geltendmachung ihres „Rechts auf Alarm“. Es verpflichtet Air France zur Überprüfung der Unternehmenskonten durch ein von der Betriebsversammlung beauftragtes Kabinett.
Alles in allem hängt bei Air France weiterhin alles in der Schwebe und das Unternehmen hat zu verstehen gegeben, man wolle nunmehr die Verhandlungen mit den Gewerkschaften nur noch hinter verschlossenen Türen und nicht mehr in aller Öffentlichkeit führen. Termine für die konkrete Wiederaufnahme der Gespräche insbesondere mit den Piloten wurden bislang noch immer nicht vereinbart. Ob dies zur Beruhigung des Gesamtpersonals beitragen wird, das um seine Arbeitsplätze fürchtet, bleibt abzuwarten. (jb)