Paris. Nach den tätlichen Angriffen auf zwei Topmanager des Luftfahrtunternehmens hat Air France letzte Woche 5 Beschäftigte mit sofortiger Wirkung entlassen und ihre Lohnzahlungen eingestellt. Sie gehörten sämtlich zum Frachtpersonal. Gegen sie wird im Dezember vor Gericht wegen „verschärfter Gewaltanwendung“ verhandelt. Elf weitere Personen wurden von der Polizei vorgeladen, berichtet die französische Presse. Auch sie gehören zum Cargosektor.
Das Vorgehen von Air France gegen die als für die Übergriffe verantwortlich identifizierten Männer hat bei der im Frachtbereich führenden Gewerkschaft CGT Empörung ausgelöst und das derzeit in Frankreich herrschende Sozialklima weiter belastet. An einer von der Regierung einberufenen Konferenz mit sämtlichen Sozialpartnern über Schritte zur Verbesserung der Situation nahm die CGT nicht teil.
Gewerkschaft lehnt Verhandlungen ab
Nachdem die Pilotenvereinigung SNPL die weitere Teilnahme an Verhandlungen über das geplante Air France-Sanierungsprogramm abgelehnt und das Unternehmen daraufhin die schrittweise Umsetzung einer als „Plan B“ bezeichneten Alternative angekündigt hatte, stellte sich diese in den Tagen darauf eher als Drohmittel heraus. Mehrfach ließ die Leitung der Fluggesellschaft erkennen, dass dies nicht ihr letztes Wort und die Tür für Verhandlungen auch mit den Piloten weiter offen sei.
Am Montag wurde demgegenüber bekannt, dass das Unternehmen im kommenden Jahr in jedem Fall an die 1000 Stellen zu streichen beabsichtigt. Zugleich erging an die Piloten die Bitte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und an den Planungen für 2017 teilzunehmen. Für dieses Jahr ist der Großteil des Personalabbaus vorgesehen mit rund 2000 Stellen, aber auch dies sei „noch verhandelbar“, erklärte Air France-Chef Alexandre de Juniac gegenüber dem französischen Radio-Sender RTL.
Air France hält an Sanierungslinie fest
Im Prinzip hält Air France also an seiner Sanierungslinie fest und macht jetzt erneut die Piloten für deren letztliche Gestaltung und Umsetzung verantwortlich. Unterstützt sieht sich das Unternehmen durch den jüngst ergangenen Spruch eines Gerichts in Bobigny, das ihm im Streit mit dem Pilotenverband SNPL über die Umsetzung eines dem aktuellen vorangegangenen Plans namens „Transform“ Recht gegeben hatte. Dabei ging es um die Zahl der Nachtflugstunden, eine Neuregelung der Erholungspausen-Regelung und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
„Wir werden keine Reform in Angriff nehmen ohne oder gegen die Piloten“, versicherte de Juniac gegenüber der Zeitung Le Monde, selbst wenn dafür „mehrere Wochen“ benötigt würden. (jb)