Versicherung: Wenn die Prämie steigt

2022 war geprägt durch den Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie, Lieferengpässe, steigende Preise für Energie und eine hohe Inflation. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf den Versicherungsmarkt aus. Pauschal eine Aussage zu treffen, ob sich Beiträge zum Jahreswechsel erhöhen, sei im komplexen Versicherungsmarkt nicht immer einfach, so Peter Kollatz, Geschäftsführer Fachbereiche und Recht beim Versicherungsmakler Schunck. "Wir sehen jedoch, dass für viele Sparten im nächsten Jahr definitiv eine Erhöhung der Versicherungsbeiträge bevorsteht." Ganz allgemein müssten Versicherungsnehmer damit rechnen, dass sich die Beiträge zwischen fünf und 15 Prozent erhöhen. "Je nach Sparte kann das jedoch unterschiedlich ausfallen." Ein Beispiel ist die Kfz-Sparte: Nachdem sich die Schadenverläufe im Zuge der Pandemie leicht erholen konnten, sind sie nun wieder angespannt. "Reparaturkosten und Ersatzteilpreise zwingen die Versicherer, die Prämien flächendeckend zu erhöhen. Im Schadenfreiheitsrabatt- beziehungsweise im Kleinflottengeschäft liegt die Spanne zwischen fünf und 15 Prozent." Ähnliches berichtet auch Christian Hartrampf, Kfz-Experte bei der R+V Versicherung: "Die Inflation trifft natürlich auch uns - beispielsweise über höhere Reparatur- und Materialkosten." Diese Kosten müsse man zumindest teilweise an die Kunden weitergeben und deshalb die Prämien anpassen. "Da die einzelnen Risikogruppen hierfür differenziert betrachtet werden müssen, ist jedoch keine pauschale Aussage zur Beitragsanpassung möglich." Deckungssumme auf dem Prüfstand In den Sparten Transport- und Verkehrshaftung ist der Schadenverlauf laut Kollatz bereits seit einigen Jahren sehr angespannt. "Höhere Frachtraten, wie sie etwa während der Corona-Pandemie im Container-Seeverkehr zu beobachten sind, oder höhere Verkaufspreise bei Handelswaren führen zu erhöhten Umsätzen und damit bei Umsatzpolicen zu Kostensteigerungen." Diese Tendenz werde inflationsbedingt durch höhere Warenwerte und höhere anfallende Reparaturkosten weiter verstärkt. "Einzelne Versicherer versuchen, pauschale Prämienerhöhungen um circa zehn Prozent am Markt zu etablieren. Eine wirklich sichere Prognose ist derzeit aber noch nicht möglich."Außerdem sollten Unternehmen die Deckungssumme überprüfen. Denn nicht nur die allgemeine Inflation, auch steigende Schadenkosten könnten dazu führen, dass Versicherungssummen eventuell nicht mehr ausreichend bemessen sind, so Kollatz. "In vielen Bereichen sollten die Deckungssummen angepasst werden." In Sparten wie der Sachversicherung geschehe das automatisch durch eine Wertzuschlagsklausel. Das gilt aber nicht für alle Sparten und Verträge. "Es empfiehlt sich daher, die jeweiligen Versicherungssummen individuell zu prüfen und gegebenenfalls in Abstimmung mit dem Versicherungsmakler eine Anpassung vorzunehmen." Dies geht aber in der Regel mit Prämiensteigerungen einher. "Unternehmen müssen sich daher regelmäßig mit ihren individuellen potenziellen Worst-Case-Szenarien auseinandersetzen. Eine Anhebung der Versicherungssummen ist in aller Regel bei moderaten Mehrbeiträgen möglich." Aber was können Unternehmen tun, um Beiträge im Griff zu behalten? Experte Hartrampf hat im Bereich Kfz verschiedene Tipps. "Im Beratungsgespräch kann man anhand der individuellen Situation auf den Kundenbedarf und Lösungsmöglichkeiten eingehen", hebt er hervor. So sei es zum Beispiel wichtig, das zum Fuhrpark und Unternehmen passende Tarifierungsmodell auszuwählen. "Bei größeren Flotten kann die zusätzliche Vereinbarung eines Bonus- und/oder Malus-Modells bei entsprechendem Schadenverlauf zu einer Gewinnbeteiligung oder Nachschusspflicht führen, wobei dadurch Verhandlungsspielraum hinsichtlich der Höhe der laufenden Prämie entsteht." Auch sei es bei vielen Kfz-Versicherern möglich, vorab ein Fahrzeugalter zu vereinbaren, ab dem sich eine Vollkasko automatisch in eine Teilkasko umwandelt. Zudem lasse sich mit einer höheren Selbstbeteiligung in der Voll- und Teilkasko Versicherungsprämie sparen. Aber Achtung: Aufgrund des höheren Eigenanteils steigen die Kosten im Schadenfall. Wenn ein Tarifierungsmodell mit Schadenfreiheitsrabatten (SFR) vereinbart sei, sollte man zudem prüfen, ob nicht durch zuvor ausgeschiedene Fahrzeuge beim aktuellen oder dem Vorversicherer noch ungenutzte SFR vorhanden sind. Schafft das Unternehmen ein neues Fahrzeug an, können die freien SFR auf dieses übertragen werden. "Aufpassen: Nicht genutzte SFR verfallen in der Regel nach sieben Jahren." Auch Risikomanagement hilft Außerdem: "Bei der Wahl des Kfz-Versicherers sollte der Preis nicht das einzig ausschlaggebende Kriterium sein." Ebenso wichtig sei in der Praxis, dass der Versicherer über schlanke und gegebenenfalls digitalisierte Prozesse sowie über eine unkomplizierte Schadenregulierung verfüge. Kollatz hebt hervor, wie wichtig ganz allgemein das Risikomanagement ist: "Ein guter Schadenverlauf stabilisiert die Versicherungskosten und macht Risiken auch künftig versicherbar. Ziel der Kunden sollte verstärkt sein, durch eine aktive Schadenprävention Frequenzschäden zu vermeiden." So ließen sich etwa die Prämien für Transport- und Verkehrshaftpflicht- sowie für Kfz- und Kfz-Haftpflichtversicherungen durch aktives Risk-Management weiter niedrig halten. Auch der Abschluss von mehrjährigen Verträgen mit moderaten Prämiensteigerungen könne sinnvoll sein. "Er gibt Planungssicherheit und hält die Kostensteigerungen meist in erträglicheren Grenzen." Mehr zum Thema finden Sie unter #Versicherungen www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze In einigen Versicherungssparten könnten die Prämien 2023 steigen, pauschalisieren lässt sich das aber nicht. Daneben sollten Unternehmen auch darauf achten, dass die Deckungssummen noch ausreichend bemessen sind. Damit Kosten nicht zu stark steigen, kann unter anderem Schadenprävention helfen.

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