Die Kredithürde im Mittelstand war im zweiten Quartal 2023 unverändert hoch, wie die aktuelle KfW-ifo-Kredithürde zeigt. Nach den Erleichterungen beim Finanzierungszugang zu Jahresbeginn seien die Finanzinstitute in Deutschland im zweiten Quartal bei Kreditgesuchen ihrer Firmenkunden wieder vorsichtiger gewesen, teilte die KfW mit. Dabei hätten im Mittelstand „nahezu gleich viele Unternehmen wie im Vorquartal das Bankverhalten bei Kreditverhandlungen als restriktiv“ empfunden. Mit 25,6 Prozent (+0,1 Prozentpunkte) liegt ihr Anteil weiter auf überdurchschnittlichem Niveau. Bei den Großunternehmen hingegen kam es nach dem deutlichen Rückgang der Kredithürde im Vorquartal zu einer Gegenbewegung nach oben auf 17,9 Prozent (+3,4 Prozentpunkte).
Positiv entwickelte sich der Kreditzugang für die kleinen und mittleren Dienstleister, bei denen die Banken zuvor besonders strenge Maßstäbe bei der Kreditvergabe angelegt hatten. Die Kredithürde für diese Unternehmensgruppe sank laut KfW um 4,9 Prozentpunkte auf 26,5 Prozent. Hier spiegele sich die derzeit bessere wirtschaftliche Lage in den Dienstleistungsbranchen wider, die dazu beiträgt, verbleibenden finanziellen Belastungen der Pandemiezeit weiter abzubauen.
KfW: Kreditaufnahme könnte sich stabilisieren
Der Anteil der Unternehmen, die überhaupt Kreditverhandlungen mit Banken führten, stieg im zweiten Quartal an, blieb aber jeweils unterhalb des langfristigen Durchschnitts. So legte die Quote kreditinteressierter Großunternehmen gegenüber dem Vorquartal um 3,0 Prozentpunkte auf 31,6 Prozent zu. Auch unter den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sprach ein höherer Anteil von 21,6 Prozent mit ihren Banken über eine mögliche Kreditaufnahme. Der Zuwachs sei mit 0,7 Prozentpunkten aber nur gering gewesen, aber immerhin der zweite in Folge.
„Im zweiten Quartal zeichnet sich bei weiterhin herausfordernden Kreditzugangsbedingungen eine vorsichtige Belebung bei der Nachfrage von Unternehmen nach Bankdarlehen ab. Das spricht dafür, dass sich die Kreditaufnahme trotz des markanten Zinsanstiegs im letzten Jahr stabilisieren dürfte“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Trotz des schwachen konjunkturellen Umfelds gehe sie weiter davon aus, dass „es bei den Unternehmensinvestitionen 2023 für ein moderates Plus reichen wird“.