Essen. Lkw-Händler profitieren nach wie vor von einer konstanten Online-Nachfrage im In- und Ausland. So verzeichnen trotz Corona 71 Prozent der Lkw-Händler keinen starken Einbruch in der Nachfrage. Das geht aus einer Studie hervor, die TruckScout24, der Online-Marktplatz für gebrauchte Nutzfahrzeuge in Europa, im April 2021 mit TruckScout24-Händlern durchgeführt hat.
Bereits im Frühjahr 2020, im ersten europaweiten Lockdown, konnte sich demnach der Markt nach nur zwei Wochen Nachfrageeinbruch wieder stabilisieren. Auch 12 Monate später wird deutlich: Treibende Motoren, die das Geschäft mit gebrauchten Nutzfahrzeugen aufrechterhalten, sind Online-Börsen. Das Internet wird in Corona-Zeiten zum Hauptvertriebsmedium der Branche, denn der Verkaufsprozess findet derzeit zu 80 Prozent online statt.
Konstante Auslandsnachfrage in Zeiten der Corona-Krise
Neben rund 35 Prozent mehr Abverkauf im Inland stützt die konstante Auslandsnachfrage den exportorientierten Lkw-Markt. Trotz Reisebeschränkungen und geschlossener Grenzen konnten 64 Prozent der befragten Händler seit Beginn der Corona-Krise keinen Einbruch in der Nachfrage aus dem Ausland feststellen. 12 Prozent der Händler erhalten inzwischen sogar mehr Nachfrage aus dem Ausland als noch vor der Krise.
Doch die wirtschaftliche Lage im Nutzfahrzeugmarkt präsentiert sich ambivalent. Während Lkw-Händler von steigender Nachfrage profitieren, lähmen Lockdown Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, wie Berufs- und Einreiseverbote, nach wie vor die gesamte Busbranche im Reise- und Personenverkehr. 90 Prozent der Bus-Händler bewerten die aktuelle Marktlage als schlecht bis sehr schlecht, 100 Prozent verzeichnen einen starken bis sehr starken Einbruch in der Nachfrage, wovon 40 Prozent einen Rückgang in Auslandsanfragen festmachen.
Abwehrhaltung der Branche gegenüber die Lkw-Abwrackprämie
Truck Scout24 befragte im April zudem ausgewählte Gebrauchtfahrzeughändler zur Lkw-Abwrackprämie. Demnach ist die Abwehrhaltung der Branche gegenüber die Lkw-Abwrackprämie stark. Hintergrund ist: Die Lkw-Abwrackprämie, gefördert durch das Bundesverkehrsministerium, ermöglicht seit dem 26. Januar 2021 den Austausch alter Lkw der Schadstoffklassen Euro 0 bis 5 mit bis zu 15.000 Euro und soll somit den Umstieg auf moderne Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff/Brennstoffzellen- und Elektroantrieb attraktiver machen.
In der Befragung von erfahrenen Nutzfahrzeug-Händlern wird deutlich, dass die Prämie auf Vorbehalte stößt. Die 15 000 Euro seien als Prämie viel zu niedrig angesetzt und die Verschrottung eine „Verschwendung der Ressourcen”. Einzelne Händler gehen sogar noch weiter und bezeichnen das Angebot der Regierung als „Green-Washing“.
Studie: In absehbarer Zeit keine Preissteigerungen
Die Mehrheit der Händler ist sich einig, dass die Lkw-Abwrackprämie nur geringfügig in Anspruch genommen werden wird. Denn durch die Auflagen, die mit der Lkw-Abwrackprämie verbunden sind, kann nur eine kleine Zielgruppe von der Prämie Gebrauch machen. So ist diese nur für die Unternehmen relevant, die das Altfahrzeug mindestens ein Jahr in Benutzung hatten und sich weiterhin für den Kauf eines Neufahrzeuges der Schadstoffklasse Euro 6 verpflichten, das für mindestens zwei Jahre im Unternehmen bleiben muss.
Gebrauchtfahrzeughändler befürchten indes keinen nennenswerten Einfluss der Lkw-Abwrackprämie auf ihr Geschäft. So erwarten 83 Prozent der befragten Händler in absehbarer Zeit nicht mit Preissteigerungen aufgrund von Angebotsverknappung. Außerdem würden Gebrauchtfahrzeughändler nur im Ankauf die Auswirkungen der Prämie zu spüren bekommen, heißt es, wenn Altfahrzeuge aufgrund der Abwrackprämie nicht mehr in den Gebraucht-Markt gebracht werden. Dieses Risiko haben 87,5 Prozent der Befragten jedoch nicht einkalkuliert.
Geteiltes Stimmungsbild beim Ausblick
Das Marktbild zeigt, dass stark zwischen der Reise- und Transport-Branche differenziert werden muss. Während Lkw-Händler die aktuelle Lage mit durchschnittlich 3,2/51 bewerten, ist das Stimmungsbild der Bus-Händler weniger optimistisch: Diese bewerten die aktuelle Marktsituation mit einer 1,7/5. TruckScout24-Händler wurden gebeten, die aktuelle Marktlage auf einer Skala von 1 bis 5 zu bewerten, bei der 1 für „sehr schlecht” und 5 für “sehr gut” steht. „Wenn Sie ein Fahrzeug 20 Jahre fahren, ist es nachhaltiger, als alle drei Jahre ein neues Fahrzeug zu kaufen.”
Auch im Ausblick ergibt sich ein ähnliches, differenziertes Bild. Trotz der dynamischen Markstruktur und ungewissen Entwicklung der Marktsituation blicken 69 Prozent der befragten Lkw-Händler, angesichts der aktuellen Marktlage, zuversichtlich auf die kommenden Monate und sprechen weiterhin von einer Aufwärtstendenz im Marktgeschehen. Bus-Händler hingegen zeigen sich weiterhin verhalten, sehen in der Impfkampagne der Länder jedoch eine Chance für eine mögliche Erholung in der Reisebranche. (eh)