München. Die aktuelle Deloitte Global Truck Study 2016 „LKW-Märkte im Umbruch“ zeigt, dass alternative Antriebe bei Nutzfahrzeugen schnell an Bedeutung gewinnen. Der Studie zufolge werden in Deutschland in zehn Jahren rund 13 Prozent der Nutzfahrzeug-Neuzulassungen über alternative Antriebe verfügen. „OEMs müssen neue Ansätze für den Lieferverkehr in Ballungsgebieten und Telematik-Lösungen für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit entwickeln. Vor allem neue Antriebskonzepte werden in den kommenden zehn Jahren gefragt sein, um eine Lösung für die aktuell hohen CO2-Emissionen zu ermöglichen“, erklärt Michael Maier, Director Strategy & Operations Automotive bei Deloitte.
Elektroantriebe und andere Alternativen werden im Nutzfahrzeug-Segment künftig eine entscheidende Rolle spielen, ist man bei Deloitte überzeugt. In Deutschland waren schon zu Jahresbeginn 2016 rund 32.500 LKWs mit solchen Motoren zugelassen. Binnen zehn Jahren werde der Anteil hybrider oder vollelektrischer Antriebe auf ungefähr ein Fünftel des Gesamtbestands ansteigen.
Hybridantrieb beim Verteilerverkehr - Erdgas im Fernverkehr
Im innerstädtischen Verteilerverkehr könne der Hybridantrieb seine Stärken ausspielen – und komme daher vor allem bei kleineren Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Im Fernverkehr hingegen lohne sich der Einsatz von Erdgasfahrzeugen aufgrund ihrer hohen Laufleistung und den Verbrauchsvorteilen von bis zu 40 Prozent gegenüber Dieselmotoren. Dabei werde auf weiten Strecken vor allem Flüssiggas genutzt, während sich komprimiertes Gas eher auf mittleren Routen rechnet.
Neben der Antriebsart spiele künftig die Telematik eine immer wichtigere Rolle. Ihre Effizienz- und Kostenvorteile werden künftig noch erfolgskritischer für die einzelnen Anbieter sein. Ob kraftstoffsparendes Platooning in Gestalt dicht hintereinander fahrender LKW, ob Ride- und Truck-Sharing oder völlig autonome Fahrzeuge: Ohne den massiven Einsatz von Telematik rolle in zehn Jahren vermutlich kein einziges LKW-Rad mehr. Telematik-Services auf unterschiedlichen oder vereinheitlichten Plattformen komme dabei eine zentrale Rolle im Wettbewerb zu.
Kleine Unternehmen geraten unter Druck
„Die kommenden Jahre werden eine radikale Konsolidierung bringen“, heißt es in der Truck-Studie. Verfügt in Deutschland heute ein Viertel der Flottenbetreiber über mehr als 100 Fahrzeuge, so werde sich dieser Anteil sukzessive um ganze zehn Prozentpunkte erhöhen. Das setze dann kleinere Unternehmen unter starken Druck. Gegenüber den LKW-Herstellern gewinnen die großen Flottenbetreiber damit an Verhandlungsmacht.
„Das Marktumfeld in Deutschland und Europa wird schwieriger. Die Hersteller müssen Kompetenzen im Bereich Software auf- und ausbauen, dichte Aftersales-Netzwerke entwickeln, auf die richtigen Antriebsarten für die einzelnen Fahrzeugkategorien setzen und ihre Geschäftsmodelle insgesamt einer kritischen Betrachtung unterziehen“, resümiert Maier. (tb)