Elektro-Lkw dürften nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC in einem Jahrzehnt den Markt beherrschen. Schon 2030 seien E-Lastwagen bei den Gesamtkosten etwa 30 Prozent günstiger als Diesel-Lkw, schrieben die Branchenexperten in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Dann werde jeder dritte neue Lastwagen in Europa, Nordamerika und China elektrisch fahren. „Bis 2035 wird ihr Anteil in diesen Märkten bei den Neuzulassungen auf über 70 Prozent steigen.“
Für ein flächendeckendes Netz von Ladesäulen und Wasserstoff-Tankstellen müssten bis dahin allerdings allein in Europa 36 Milliarden Euro investiert werden. Um genügend grünen Strom für die E-Lastwagen zu haben, seien auch bis zu 21.000 zusätzliche Windräder nötig, heißt es in der Studie von PwC Strategy&.
Kostenersparnis von bis zu 25.000 Euro
„Die Transformation nimmt derzeit enorm an Fahrt auf“, sagte Co-Autor Jörn Neuhausen. Treiber des Wandels seien die gesetzlichen Vorgaben und die wachsenden Kostenvorteile für E-Lastwagen. In Europa zahlen sie voraussichtlich ab Mai 2023 nur noch halb so viel Maut. „Logistikunternehmen können so pro Truck und Jahr bis zu 25.000 Euro sparen.“ Auf der anderen Seite müssen Lkw-Hersteller bei Überschreiten der immer strengeren CO2-Grenzwerte immer höhere Strafen zahlen.
Obwohl Lastwagen mit Batterie doppelt so viel kosten wie ein Diesel und auch in Zukunft deutlich teurer bleiben, rechnen sie sich laut PwC bei den Gesamtkosten schon ab 2025. E-Lastwagen mit Brennstoffzelle würden ab 2030 wettbewerbsfähig. Steigende CO2-Steuern, Preissprünge bei Diesel, geringere Wartungskosten und sinkende Batteriekosten gäben Rückenwind. Und angesichts des Ukraine-Kriegs richteten viele Regierungen ihre Energiepolitik aktuell neu aus und reduzierten dabei ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Tempo bei der Ladeinfrastruktur nötig
Aber die Vorgaben der Politik „machen auch Fortschritte bei Ladekonzepten notwendig“, mahnte Christian Foltz, Co-Autor der Studie. Der rasche Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur in Europa sei eine wesentliche Voraussetzung. Für ein belastbares Netz mit 1800 Megawatt-Ladesäulen und 2100 Wasserstofftankstellen müssten 36 Milliarden Euro veranschlagt werden.
An Megawatt-Ladesäulen laden batteriebetriebene Lkw in 30 Minuten genug Strom für 400 Kilometer. Ein Autobahnladepark mit 6 Megawatt-Ladesäulen und 34 Übernacht-Ladepunkten schlägt laut PwC mit 8,5 Millionen Euro zu Buche.
Wachstumschancen und neue Geschäftsfelder
Der Anteil der E-Lastwagen, die ihren Strom mit einer Brennstoffzelle aus Wasserstoff gewinnen, dürfte laut PwC 2035 in Europa und China auf etwa 15 Prozent der Neuzulassungen steigen. Sie verbrauchen mehr Energie, lassen sich aber schneller betanken, haben mehr Reichweite und sind auch nicht so schwer wie Batterie-Lastwagen. Wenn die Politik wie geplant eine flächendeckende Wasserstoffwirtschaft aufbaue, habe die Brennstoffzelle „nun die Chance, integraler Bestandteil einer ganzheitlichen Wasserstoffwertschöpfung zu werden“, sagte Neuhausen.
Die Transformation werde der Lkw-Branche einiges abverlangen, biete aber gleichzeitig riesige Wachstumschancen, sagte der Ressortleiter Elektromobilität bei PwC Strategy& Deutschland: „Ob Abo-Modelle für Ladeparks, Preisgarantien für Strom oder Versicherungen und Recyclinglösungen für Batterien: In Zukunft werden an etlichen Stellen des Lebenszyklus eines E-Lkws neue Geschäftsfelder entstehen, die für etablierte, aber auch neue Marktteilnehmer interessant sein können.“ (dpa/sn)