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Shell startet Bio-LNG-Produktion in Köln

19.04.2024 11:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Vor der neuen Produktionsanlage von Bio-LNG in Köln, v.l.n.r.: Gregor Golland MdL, stellv. Fraktionsvorsitzender CDU-NRW Landtagsfraktion; Michael Kellner, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium; István Kapitany, Shell EVP Mobili
v.l.n.r.: Gregor Golland MdL, stellv. Fraktionsvorsitzender CDU-NRW Landtagsfraktion; Michael Kellner, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium; István Kapitany, Shell EVP Mobility & Vorsitzender des Aufsichtsrats; Felix Faber, Geschäftsführer Shell Deutschland; Jan-Peter Groot-Wassink, General Manager, Shell Energy & Chemicals Park Rheinland
© Foto: Shell Deutschland

Im Energy and Chemical Park Rheinland ist eine neue Bio-LNG-Produktionsanlage in Betrieb gegangen. Auch die VR war bei der Eröffnung dabei und hat mit Unternehmern über den Einsatz und die künftigen Aussichten gesprochen.

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Shell Deutschland hat im Energy and Chemical Park Rheinland eine neue Produktionsanlage für Bio-LNG eröffnet. Sie sei die größte ihrer Art in Deutschland, teilt das Unternehmen mit. Demnach kann sie im Jahr circa 100.000 Tonnen des verflüssigten Biomethans herstellen. Das reiche aus, um 4000 bis 5000 LNG-Lkw per anno zu betanken. Der Energiekonzern gibt an, das damit bis zu eine Million Tonnen CO2 vermieden werden könnten. Das Gas wird aus landwirtschaftlichen Abfällen wie Mist, Gülle oder organischen Reststoffen gewonnen.

Das Unternehmen habe bereits ein europaweites Netz mit 90 Tankstellen zur Betankung von LNG-Lkw aufgebaut, erklärt Felix Faber, Geschäftsführer von Shell Deutschland, auf der Eröffnung. 36 davon befänden sich in Deutschland. Außerdem arbeite man aktuell am Bau weiterer Produktions-Anlagen von Biomethan in Deutschland.

Der Chemiepark liegt im Kölner Süden. Am Standort im Rheinland produziert das Unternehmen bereits Grünen Wasserstoff in dem vor drei Jahren in Betrieb genommenen Elektrolyseur Refhyne 1. Die in Köln in Betrieb genommene Gasverflüssigungsanlage für Bio-LNG enthält laut Unternehmen neben einer Verflüssigungseinheit ein Gasaufbereitungssystem, Lagertanks, Lkw-Beladung sowie die erforderlichen Sicherheitsfackeln.

Spediteure sehen viel Potenzial in Bio-LNG

Die VerkehrsRundschau war bei der Eröffnung der neuen Bio-LNG-Anlage dabei und hat mit Unternehmern über den Einsatz und die künftigen Aussichten gesprochen. Alexander Kay Steinberg, geschäftsführender Gesellschafter der Edgar Grass Spedition, ist schon lange Verfechter von LNG: „Wir sind relativ früh in die Technik eingestiegen, weil ich von Anfang an vom CO2-Minderungspotenzial begeistert war. Dann kam die leidvolle Phase mit extrem hohen LNG-Preisen samt Wegfall der Mautbefreiung." Im Gegensatz zu vielen Kollegen habe er aber auch da die Erdgasfahrzeuge nicht verkauft. "Aktuell bin ich froh darüber, denn inzwischen ist LNG wieder ein Businesscase", so Steinberg. 70 der 90 Zugmaschinen des Unternehmens tanken demnach bereits LNG und Steinberg will zeitnah zu 100 Prozent auf LNG umsteigen. "Mit Bio-LNG haben wir jetzt außerdem die Chance, nahezu vollständig zu dekarbonisieren. Für mich sind das, selbst wenn Bio-LNG aktuell noch etwas teurer ist, gute Voraussetzungen. Jetzt müsste nur noch die Bundesregierung dieses Dekarbonisierungspotenzial anerkennen und uns bei der Maut gutschreiben.“

Peter Peisker, geschäftsführender Gesellschafter der Peisker Logistik, hat erst fünf LNG-Zugmaschinen im Fuhrpark, sieht aber dennoch im Bio-LNG die Chance den eigenen Fuhrpark CO2-neutral zu machen. „Um ehrlich zu sein steht auch eine gewisse Kundenanfrage dahinter. Wir arbeiten für Audi und da ist es in den Ausschreibungen positiv, wenn man mit Zugmaschinen arbeitet, die wenig bis kein CO2 verursachen. Es war also für mich ein logischer Schritt, dass ich ganz aktuell drei Iveco gekauft habe, mit denen wir Bio-LNG tanken.“ Mit einem Schmunzeln fügt der Unternehmer an, dass er die drei S-Way als Vorführer in verschiedenen Städten erworben hat. „Die haben im Endeffekt nicht mehr gekostet als ein Diesel-Lkw. Das Thema Mehrpreis ist also, wenn man es richtig macht, keines mehr.“

Mehr als eine Brückentechnologie?

Interessant auch, dass Audi als Verlader einen Bio-LNG-Floater für seine Transportdienstleister eingeführt hat. Wer also als Dienstleister in die CO2-Vermeidung geht, hat damit keine Nachteile gegenüber der Nutzung von Diesel.

Auch UPS setzt vermehrt auf Bio-LNG. Wie ein Vertreter des Paketdienstleister in Köln erklärte, betrachtet man Erdgas-Lkw nicht als Brückentechnologie, sondern als dauerhafte Strategie zur Dekarbonisierung. UPS hat deshalb 20 LNG-Lkw für den deutschen Fuhrpark angeschafft, 22 weitere für Europa. Bis 2025 soll die Flotte weiter auf eine dreistellige Gesamtzahl anwachsen.

Durchaus bemerkenswert war auch die Aussage einer Scania-Vertreterin vor Ort: „Wir denken, dass Bio-LNG eine wichtige Rolle spielen wird. Es ist sogar wahrscheinlich, dass batterieelektrische, Wasserstoff- und Bio-LNG-Lkw den Diesel über kurz oder lang verdrängen werden.“

Anmerkung der Redaktion: Diese Meldung wurde am 19. April um 11:00 aktualisiert (Unternehmer-Statements).

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