Fliegl: Der Tüftler aus Triptis

In Kürze Seine Ursprünge hat Fliegl im Bau von Güllefässern und Ummontagen von Kippern, womit der Landwirt Josef Fliegl 1975 startete. Aktuell umfasst die Fliegl-Gruppe sieben Unternehmen - darunter den Fahrzeugbau, dem Helmut Fliegl vorsteht. Ein Treffen mit Helmut Fliegl hat immer etwas Erfrischendes. Nicht nur, dass der leidenschaftliche Konstrukteur mit Eifer für seine Lösungen eintritt. Er nimmt auch selten ein Blatt vor den Mund, wenn es um Einschätzungen zu Politik und Wettbewerb geht. Wobei bei diesem Treffen weder verfehlte Lobbyarbeit noch unfähige Verkehrsminister Thema sein sollen. Stattdessen zeigt uns der Chef in der Ausstellungshalle in Triptis seine kleinen und großen Innovationen. Kundenwünsche erfüllen Statt es sich im Chefsessel bequem zu machen, ist Helmut Fliegl bei enorm vielen Kundengesprächen dabei; er hört sich an, wo es hakt, und denkt über Lösungen nach, wie man es besser machen kann. Beispiele dafür gibt es jede Menge: Drei davon finden sich allein schon an den Portalen der Sattelcurtainsider. Zum einen steht bei den Doppelgelenkscharnieren nichts über. "Falls also der Fahrer ein wenig aneckt, geht die Kraft in den kompletten Rahmen und verbiegt kein Scharnier", erklärt Fliegl. Neu ist der klappbare, D-Lock genannte Türfeststeller für die beiden Türflügel. Der lässt sich bequem ausklappen und sichert die Türen, ohne Berührung mit der Plane. Bereits bekannt ist Fliegls I-Lock. Statt die Türen im geschlossenen Zustand an Haken zu verriegeln, fräst Fliegl den Querträger aus und nietet die Haltbleche direkt an den Rahmen. "Kann eigentlich nicht beschädigt werden - falls doch, ist es ruck zuck gewechselt und die Portale halten ebenso sicher wie bei der Standard-Konstruktion", so die Erklärung des Chefs. Da in immer mehr Logistikabläufen Solo-Trailer beladen werden, lassen sich die Sattelcurtainsider am Heck mit zwei von außen leicht bedienbaren Stützen ausstatten. Durch die großen Luftkessel ist auch abgesattelt ausreichend Druckluft vorhanden, um die Bälge des Aggregats zu belüften und die Stützen in Position zu bringen. Zudem positioniert Fliegl die vorderen Sattelstützen weiter in Richtung Front, um die Durchbiegung des abgesattelten Trailers zu minimieren. Apropos Durchbiegung: Die Dachholme der neuen Fliegl-Sattelcurtainsider biegen sich dank einer neuen, nicht mehr elastischen Stahl-Legierung auch nicht mehr durch. Zudem haben sich Helmut Fliegl und sein Konstrukteurs-Team eine Neuerung bei den Planenrollern einfallen lassen: Statt die Planengurte durch ein geschlossenes Metallprofil zu führen und zu vernieten, macht der Gurt jetzt oben eine Schlaufe, in der sich der U-förmige Planenroller einfädeln lässt. Falls die Rollen verschlissen sind, lässt sich der Träger mitsamt Rollen schnell und problemlos tauschen. Plastik raus, Federstahl rein Auch wenn Fliegl sein "Blitz-Verdeck" schon vor einiger Zeit vorgestellt hat, tüftelte Helmut Fliegl immer weiter an der Konstruktion - bis er jetzt völlig zufrieden damit ist. "Jetzt haben wir keine Plastikteile mehr verbaut, sondern setzen komplett auf Metall beziehungsweise Federstahl", erklärt er bei der Demonstration. Die platzsparende Konstruktion führt in der Praxis nicht nur zu einer größeren Dachöffnung und mehr Durchlade-Höhe - knapp 40 Zentimeter in der Länge und 30 Millimeter in der Höhe. "Falls bei uns ein Dachspriegel beschädigt ist, lässt der sich in kurzer Zeit tauschen, wo bei marktbegleitenden Produkten das komplette Dach zerlegt werden muss, was mehrere Stunden dauern kann", merkt Fliegl an. Die geschraubten Zurrleisten am Außenrahmen zeugen ebenfalls davon, wie sich Fliegl und sein Team Gedanken um eine effiziente Ladungssicherung machen. Im Versatz zu den in den Außenrahmen gestanzten Zurröffnungen lassen sich Zusatzleisten anbringen. Die erfüllen vor allem bei Ladung ihren Zweck, welche die volle Ladebreite benötigt. Pfiffig sind auch die Gummiband unterstützten Außenrungen, die im Gegensatz zu vielen anderen Lösungen nicht nur wenig Bedienkraft erfordern, sondern durch ihren speziellen Klappmechanismus - sie klappen nach unten weg - keine Gefahr für den Fahrer darstellen. Übrigens hat sich Fliegl auch da etwas Sinniges einfallen lassen, wenn etwas mehr Ladebreite benötigt wird: "Wir bieten dem Kunden einen Adapter, den er in der Rungenhalterung einklinken kann. An dem wiederum lässt sich die Runge anbringen - bringt je Seite rund 30 Millimeter." Last but not least hat sich Fliegl auch in puncto Boden etwas Neues einfallen lassen: Ein Zahnprofil in den Siebdruckplatten sorgt ebenso für zusätzliche Stabilität wie die jetzt neuen Ankerschrauben, die an den Querträgern befestigt werden. Eine echte Tüftler-Lösung ist das neue F-CON-Schnellkupplungssystem als logische Weiterentwicklung der Duomatic. Fliegl möchte mit dem F-CON vermeiden, dass der Fahrer hinters Fahrerhaus klettern muss. Das kann vor allem bei Kühlaufliegern eine enge, generell aber bei allen Aufliegern eine umständliche, unsaubere und durchaus gefährliche Arbeit sein. Mit seitlich montiertem F-CON kann der Fahrer die Anschlüsse seitlich neben dem Fahrzeug stehend mit wenigen Handgriffen verbinden. Dazu steckt er das Bedienteil mit den Druckluft- und Elektroanschlüssen auf die Basis-station am Lkw, legt den Hebel um - erledigt. Eine serienmäßige Status-LED zeigt den korrekten Verriegelungszustand an. Weitere Vorteile: F-CON verbindet beide Luftleitungen gleichzeitig. Bei betätigter Feststellbremse kann der Zug nicht wegrollen. Ein Vertauschen der Leitungen ist auch unmöglich und der sonst übliche Kabel- und Leitungssalat entfällt ebenfalls. F-CON kann beispielsweise auch um Hydraulik-Leitungen erweitert werden. Ein optionaler Transponder verhindert, dass versehentlich ein falscher Trailer aufgesattelt wird. Übrigens bleiben die serienmäßige Anschlüsse an der Zugmaschine erhalten, sodass weiterhin herkömmliche Trailer ohne F-CON angeschlossen werden können. Ein ausklappbares Podest Mit Wurzeln in der Agrartechnik gehören Schüttgut-Trailer seit jeher zum Portfolio der Fliegl Gruppe. Dass man auch da immer wieder Verbesserungen einfließen lassen kann, demonstriert Helmut Fliegl an einem Ausstellungstrailer im Werk II in Triptis. "S.T.E.P." heißt eine seiner neuen Ideen - ein ausschwenkbarer Aufstieg für Kippsattel. Dessen Drehmechanismus lässt sich leicht entriegeln und der Fahrer schwenkt das komplette Podest seitlich aus, statt sich unter zahlreichen Verrenkungen zwischen Auflieger und Sattelzugmaschine hindurch zu winden. Dann muss er nur noch die integrierte Leiter ausklappen und schon geht es sicher und bequem nach oben, um den Ladezustand zu kontrollieren oder das Verdeck zu checken. Die komplette Stahlkonstruktion ist nicht schwerer als ein herkömmlicher Aufstieg, nur viel bequemer. Eine weitere Innovation des Tüftlers aus Triptis ist "Drive On". "Beim Kippsattel gibt es in der Praxis immer wieder zwei Probleme", erläutert Fliegl bei der Demonstration: "Beim leeren Auflieger fehlt Hinterachslast und damit Traktion. Und noch viel schlimmer, kommt es immer wieder zum seitlichen Umkippen, weil das Gespann nicht sicher steht." Mit Drive On lässt sich beides verhindern, so die Aussage von Fliegl. Um die Innovation in Stellung zu bringen, werden die Bälge des Achsaggregats belüftet und die mechanische Verriegelung per Knopf zum Einsatz gebracht. Beim Abkippen lasten so rund zehn Prozent der Trailermasse, etwa drei Tonnen, auf der Hinterachse der Zugmaschine und stabilisieren das Gespann seitlich. Nach dem Zurückkippen sind es gut 25 Prozent, rund 6,7 Tonnen, was zu ausreichender Traktion auch bei leerer Mulde führt. Auch wenn das schon eine ganze Menge an kleinen und großen Innovationen war, haben sich Helmut Fliegl und sein Team noch einiges mehr einfallen lassen. Was, sehen Sie in unserer Bildergalerie auf www.verkehrsrundschau.de/fliegl.

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