von Gerhard Grünig
Ungeachtet der Debatte in Deutschland über Langzüge möchte jetzt die schwedische Verkehrsbehörde Vägverket, eine vom schwedischen Verkehrsministerium beauftragte Institution, noch weiter gehende Fakten schaffen. Weil der 60-Tonner mit bis zu 25,25 Meter Gesamtlänge in Skandinavien bereits ein alter Hut ist, gehen die Schweden einen Schritt weiter. Beim ETT-Projekt – steht für „En Trave Till“, ein Stapel mehr – handelt es sich um eine
Kombi aus 6x4-Zugmaschine plus Doppel-Sattel, dem so genannten B-Train. Statt eines herkömmlichen Holzzuges mit drei Holzstapeln schafft der knapp 30 Meter lange Zug vier Stapel. Damit könnten zwei ETTs drei herkömmliche Holzzüge ersetzen. Im Vergleich zum deutschen 40-Tonner wären es sogar sechs Standardzüge.
Die geplanten drei Kombinationen setzt Vägverket in
Kooperation mit
Volvo als Zugfahrzeughersteller sowie Skogforst als Betreiber der Züge im Norden und im Westen von Schweden ein. Der in Göteborg vorgestellte Testzug ist auf der rund 160 km langen Strecke zwischen Överkalix im Nordosten und der Hafenstadt Pitea unterwegs. Die „Teststrecke“ ist mit nur 80 Meter Höhenunterschied und maximal vierprozentigen, kurzen Anstiegen ideal.
Üppig: Mit 660 PS bleibt Sparpotenzial
Die 660 PS der dreiachsigen Zugmaschine sind trotz 90 Tonnen so üppig, dass mit Overdrive-Getriebe und Hypoidachsen sogar noch Potenzial zum Kraftstoffsparen (20 Prozent) vorhanden ist. Johan Lang – der Name scheint Programm – Direktor von Vägverket, ist vom ETT-Zug begeistert. „Im Vergleich zu einem 60-Tonner konnten wir bei identischen Achslasten von Zugfahrzeug und Dolly die Trailerachslasten von 8,5 auf 7,7 beziehungsweise 7,0 Tonnen reduzieren. Da die Kombi mit elf anstatt sieben Achsen fährt, ist die Einzelradlast entsprechend kleiner.“ Lang rechnet vor, dass bei einer um 50 Prozent erhöhten Transportleistung der Straßenverschleiß um höchstens 40 Prozent steigt.