Bremen. Der Ausbruch des Coronavirus stellt das Logistiknetzwerk der deutschen Lebensmitteleinzelhändler auf den Prüfstand, schlägt die Bundesvereinigung Logistik (BVL) Alarm. Den Flaschenhals bilden laut BVL-Themenkreis Logistikimmobilien nicht nur Produktion und Personal, sondern vor allem Lagerflächen. Bereits seit zwei Wochen seien Edeka, Rewe, Aldi & Co. auf Flächensuche.
„Bei den Maklerhäusern stehen die Telefone nicht mehr still. Innerhalb von drei Tagen erreichten alleine uns Anfragen über insgesamt eine Million Quadratmeter Lagerfläche – fast alle aus dem Lebensmitteleinzelhandel und dem Medizinbereich“, berichtet Kuno Neumeier, Logivest-Geschäftsführer und Sprecher des BVL-Themenkreises Logistikimmobilien.
Spontane Flächenüberlassung für bis zu sechs Monate
Um die Situation zu entspannen, überlassen demnach derzeit einige Logistikimmobilienentwickler neue Lagerflächen, die langfristig vermietet werden sollten, Handelsunternehmen für drei bis sechs Monate zur Miete. Auch Industrieunternehmen und Spediteure stellten der Retailbranche und den Handelslogistikern kurzfristig freie Flächen zur Verfügung.
Die Wirth Gruppe und die Stadt Philippsburg hätten beispielsweise spontan entschieden, dem Handelslogistikspezialisten Pfenning aus Heddesheim flexible Lagerkapazitäten auf dem Gelände eines neuen Gewerbeparks zur Verfügung zu stellen. Das Landratsamt Karlsruhe habe für die Lagerung von Non-Food-Artikeln unbürokratisch eine Ausnahmegenehmigung erteilt. „Das ist ein gutes Beispiel, wie man Lieferketten unbürokratisch aufrecht erhalten kann. Dem müssten aber viele andere folgen, damit sich die Lage entspannt“, betont Neumeier.
Logivest-Geschäftsführer Neumeier hofft nun, dass die Kommunen künftig eher bereit sind, mehr Flächen als bisher für Logistik in ihren Gewerbegebieten zur Verfügung zu stellen. Insbesondere rund um Metropolen herrscht seit Jahren ein Mangel an Logistikflächen.
herbert Müller