Bremen. Auf die Straßenbahn als „rollenden Briefkasten“ setzt der private Briefdienstleister Citipost seit wenigen Tagen in Bremen. Alle Schienenfahrzeuge der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) wurden dafür mit einem blau lackierten Briefkasten ausgerüstet. Briefkunden haben damit die Möglichkeit, ihre Post unterwegs aufzugeben, wenn sie mit der Straßenbahn unterwegs sind. Immerhin: 180.000 Menschen nutzen täglich die Tram in Bremen. Die Post muss dazu mit Briefmarken von Citipost frankiert sein. Diese sind inzwischen an vielen Verkaufsstellen erhältlich, in Kürze auch bei den BSAG-Service-Punkten. Auch bei den Preisen kommt der Briefdienstanbieter den Kunden entgegen. Sie liegen – trotz Mehrwertsteuer – unter den Tarifen der bislang von der Mehrwertsteuerpflicht befreiten Deutschen Post. Citipost, deren Gründung auf eine Initiative von mehreren Zeitungsverlagshäusern zurückgeht, will mit dem Vorstoß auch neue Kunden gewinnen, die über den bisherigen Geschäftskundenkreis hinausgehen. Dieser umfasst derzeit rund 270 Firmen in Bremen, die mit einem umfassenden Angebot bedient werden. „Wir hatten die Idee mit der Straßenbahn bereits im Herbst 2005, als wir mit der BSAG zu ersten Gesprächen über eine Zusammenarbeit an einem Tisch saßen“, berichtet Matthias Hansen, Citipost-Geschäftsführer im VR-Gespräch. Doch der Zeitpunkt für die Umsetzung erschien allen Beteiligten noch zu früh, so dass das Konzept „zunächst in die Getriertruhe wanderte“. Anfang Dezember 2006 nahm der Briefdienstleister, dessen Lizenz ihn zum Befördern sämtlicher Sendungen berechtigt – auch Briefe, die noch unter das Monopol fallen -, seinen Zustellbetrieb im Stadt-Staat Bremen auf und baute damit sein Wirkungsgebiet aus, das neben der Hansestadt auch Niedersachsen und Teile von Nordrhein-Westfalen. Zu dem Zeitpunkt war die Straßenbahn ebenfalls noch nicht in die Logistik einbezogen. Die in den Straßenbahn-Waggons gesammelt Post wird ab 18 Uhr geleert. Aufgrund der Linienführung der Straßenbahn ist sichergestellt, dass alle Züge bis spätestens 20.30 Uhr ihre Post abgeben. Die Sendungen gelangen anschließend in das Citipost-eigene Sortierzentrum. Hier werden die Sendungen für die Weiterleitung vorbereitet. Auch Briefe, die eigentlich mit Marken der Deutschen Post „freigemacht“ wurden und dem gelben Netz übergeben werden müssten, werden durch den alternativen Briefdienstleister – als besondere Serviceleistung – weitergeleitet. Hansen: „Die Fehlerquote ist allerdings gering.“ Die übrige, eigene Post geht in das eigene Netz und wird darüber ausgeliefert. Das Unternehmen garantiert in seinem Wirkungsgebiet einen Service von „E plus 1“, und zwar wochentäglich. Briefe, die für eine bundesweite oder internationale Verteilung vorgesehen sind, werden in das Netz der Deutschen Post eingespeist. Citipost verfügt über eine so genannte „D-Lizenz“, die sie von der Bundesnetzagentur in Bonn erhalten hat. Sie ermöglicht dem Unternehmen die Beförderung auch jener Briefe, die bislang noch unter das Briefmonopol fallen. Denn der Anbieter erbringt „höherwertige Dienstleistungen“ wie zum Beispiel den Sendungsverlauf von einzelnen Briefen. Hansen kann sich gut vorstellen, dass die Bremer Straßenbahn-Brieflogistik auch Interessenten in anderen Städten findet, in denen eine solche Einrichtung vorhanden ist. „Wir werden in jedem Fall nach drei Monaten schauen, wie das Angebot angenommen wird. Die ersten Kundenreaktionen sind sehr ermutigend“, sagt er. (eha)
Bremen: Brief-Logistik mit der Straßenbahn

Citipost sammelt Briefe in der Straßenbahn: Bremer Briefdienstleister versucht Kundenkreis zu erweitern