Social Media: Mehr als nur Katzenvideos

72,6 Millionen Menschen in Deutschland nutzen laut dem Digital 2022 Report der Agentur "We Are Social" Social Media. Das entspricht 86,5 Prozent der Gesamtbevölkerung und stellt ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar - ein beachtlicher Zuwachs. Ein eigenes Profil auf Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. besitzt inzwischen also die breite Masse der Bevölkerung; das bietet auch für Transport- und Logistikunternehmen großes Potenzial. Vor dem Hintergrund des gerade in der Branche enormen Fachkräftemangels lautet das Stichwort: Social Recruiting. Darunter versteht man alle Maßnahmen zur Personalsuche über soziale Netzwerke - auch bekannt als Social-Media-Recruiting oder Social Hiring. Vor einigen Jahren noch belächelt, hat diese Art der Personalbeschaffung mittlerweile so stark an Bedeutung gewonnen, dass auch für kleine und mittelständische Betriebe früher oder später kein Weg mehr daran vorbeiführen wird, eine eigene Social-Recruiting-Strategie zu entwickeln. Das bestätigt auch Natascha Siefert, Marketing Manager und Head of Social Media bei Mainblick, einer Kommunikationsagentur für die Logistik: "Besonders vor dem Hintergrund von Social Distancing haben auch viele kleinere Unternehmen gemerkt, dass sie mehr in neue, digitale Wege bei der Personalsuche investieren müssen. Und dazu gehört zunehmend auch ein Auftritt in den sozialen Medien." Vor allem bei der Suche nach Auszubildenden habe sich dies bemerkbar gemacht, denn Präsenzveranstaltungen wie Azubi-Messen oder Tage der offenen Tür seien pandemiebedingt ausgefallen. Personalgewinnung sei einer der Hauptgründe, warum Branchenunternehmen auf Social Media aktiv werden wollen, so Siefert. Ohne Profis ist es schwierig Das war auch bei der Schlicker Transport GmbH aus dem bayerischen Thierhaupten der Fall. Das familiengeführte, mittelständische Transportunternehmen beschäftigt 70 Angestellte, machte im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 7,2 Millionen Euro und ist im regionalen Verteilerverkehr tätig. Seit Oktober 2020 nutzt Schlicker die sozialen Medien. "Die Lage beim Personal Ende 2019 war gewissermaßen verzweifelt", schildert der geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Schlicker die Situation. Halbseitige Stellenanzeigen in Tageszeitungen und ausgelobte Vermittlungsprämien für Mitarbeiter erzielten keinerlei Erfolg. Wie viele Wettbewerber auch suchte das Unternehmen vor allem händeringend nach Berufskraftfahrern. Zu Beginn versuchten sich die beiden Anfang 20-jährigen Töchter der Schlickers daran, Fahrer auf Social Media zu akquirieren; jedoch ohne den gewünschten Effekt. Erst in Zusammenarbeit mit der Agentur SocialMe kam die Wende. "Für eine zielführende Social-Media-Strategie braucht es schon einen Profi mit entsprechendem Wissen, Equipment und Menpower", ist der 50-jährige Firmenchef inzwischen überzeugt. Der Bürohund als Klickbringer Schlicker Transport ist mit einem eigenen Profil auf den Plattformen Facebook und Instagram vertreten und gibt dort Einblicke ins Unternehmen. Auf Instagram werden am "Mitarbeiter-Mittwoch" etwa einzelne Angestellte mit Foto vorgestellt oder in kurzen Videos erklärt, was es bei einem Kühltransport zu beachten gilt. Immer wieder zwischendurch zu sehen: die Pudeldame "Lou". Der Bürohund ist der Instagram-Star von Schlicker, der mit seinen Fotos viele Likes und Kommentare erntet. Das Ziel solcher Beiträge ist klar: das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber darzustellen und Reichweite zu gewinnen, damit möglichst viele potenzielle Bewerber auf den Betrieb aufmerksam werden, sich das Profil ansehen und im besten Fall anschließend eine Bewerbung abschicken. Die Hürden dafür sind gering: Ein prominent platzierter Link führt direkt auf die Landingpage, also die Internetseite, mit dem Bewerbungsformular. Diese kann individuell angepasst werden - je nachdem, welche Stelle gerade besetzt werden muss. Auf der Seite gibt es noch ein 17-sekündiges Video vom Chef zu sehen, der die Pluspunkte des Unternehmens auflistet - dann kann der Bewerber auch schon loslegen. Vier bis fünf persönliche und fünf fachspezifische Fragen gilt es zu beantworten; etwa zu Fahrerlaubnis, Referenzen und Wunscheinsatzort. Auf Formalien wie Lebenslauf oder Zeugnisse verzichtet Schlicker komplett. Der gesamte Bewerbungsprozess dauert nur wenige Minuten und kann dank des responsiven Designs der Seite mit dem Smartphone und damit von überall aus gemacht werden. "Wir bekommen die Daten sofort übermittelt und nehmen mit dem Bewerber im besten Fall innerhalb von 24 Stunden Kontakt auf", erklärt Wolfgang Schlicker. Die Umstellung des Recruiting-Verfahrens hat sich für das Transportunternehmen gelohnt: "Ende 2019 hatten wir auf unsere Stellenanzeigen keinen einzigen Bewerber; nach dem Start der Social-Media-Aktivitäten 15 bis 18 Bewerber im Zeitraum von zehn Tagen." Davon wurden jeweils zwei bis drei Personen eingestellt - eine Bilanz, die sich sehen lassen kann und dem Unternehmer den niedrigen fünfstelligen Betrag wert ist, den die Agentur verlangt. Wichtig: die Zielgruppe im Blick haben Welche Social-Media-Kanäle mit welchen Inhalten bespielt werden sollten, muss jedes Unternehmen individuell herausfinden - abhängig vom jeweils angestrebten Ziel. "Wer etwa nach Auszubildenden, also jungen Menschen, sucht, sollte vor allem in den privaten Netzwerken aktiv werden - also auf Instagram, TikTok, YouTube", rät Social-Media-Expertin Siefert. Auch Facebook zähle hier noch dazu, obwohl die Plattform für die Generation Z zunehmend nur noch eine Nebenrolle spielt. Ebenfalls laut Siefert am ehesten auf Facebook anzutreffen: Berufskraftfahrer und Jobsuchende aus dem gewerblichen Bereich. "Qualifizierte Fachkräfte aus dem kaufmännischen Bereich lassen sich hingegen eher über die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing finden", so die ursprünglich gelernte Speditionskauffrau. Bei so vielen Optionen kann einem gerade als Social-Media-Unerfahrener schon mal der Kopf schwirren. Welche Themen dort gerade angesagt sind und welche Plattform was bietet, können Leser im Kasten oben sowie auf dem Portal VR plus (s. blauer Kasten links) daher noch mal nachlesen. Für alle sozialen Plattformen gilt: Unternehmen sollten authentische Inhalte posten - Fake-Darstellungen fliegen spätestens beim Jobantritt des neuen Mitarbeiters auf. Und: Nur wer regelmäßig wertvolle Inhalte postet und langfristig am Ball bleibt, ist auf Social Media auch erfolgreich: "Man kann nicht erwarten, dass man vier Wochen aktiv ist und dann bereits die Reichweiten-Kennzahlen explodieren. Das ist in der Regel leider nicht der Fall", sagt Siefert. In Kürze Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen soziale Netzwerke. Deshalb gewinnt auch Social Recruiting, also Personalbeschaffung über Social Media, für Betriebe zunehmend an Bedeutung. Wie das für kleine und mittelständische Transport- und Logistikunternehmen funktionieren kann, zeigt die Schlicker Transport GmbH aus Thierhaupten. 86,5 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen Social Media laut Digital 2022 Report. Sechs Thementrends auf Social Media Kurzvideos im Hochformat König der Content-Formate ist und bleibt der Video-Beitrag. Das zeigen unter anderem die rasant steigenden Nutzerzahlen der Video- Plattform TikTok. Auch Instagram ist mit Kurzvideos in Form sogenannter Reels inzwischen auf den Zug aufgesprungen. Bite-Sized ContentAuf den sozialen Medien herrscht eine Überflutung von Informationen, was dazu führt, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer sehr niedrig ist. Dementsprechend ist es wichtig, den Fokus auf kurze und knackige Inhalte zu legen. Diese sollten trotz der Kürze relevant und optisch möglichst auffällig sein, aber dennoch zum Gesamtbild passen, welches das Unternehmen vermitteln möchte. User-Generated ContentBei diesem Trend geht es darum, die Community, also die Follower des eigenen Profils, anzuregen, eigenen Inhalt (Content) in Form von Fotos oder Videos zu produzieren, um mehr Reichweite zu erzielen. Dabei können Unternehmen etwa dazu aufrufen, an einem Mitmachwettbewerb teilzunehmen. Mikro-InfluencerImmer mehr Firmen setzen auf sogenannte Mikro-Influencer, die zwar weniger Follower (Abonnenten eines Nutzers) als die bekannten Influencer haben, aber die Glaubwürdigkeit deutlich erhöhen. Die besten Influencer für ein Unternehmen sind die eigenen Mitarbeiter. Sie können effektiv dazu beitragen, ein positives und vor allem authentisches Bild nach außen zu tragen. Soziale VerantwortungBesonders die Generation Z erwartet von Unternehmen zunehmend, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind. Dies kann Themen wie Umweltbewusstsein betreffen, aber beispielsweise auch Rassismus oder Chancengleichheit. Retro-RevolutionAktuell ist die Gesellschaft stark von Unsicherheit geprägt, was eine Nostalgie-Welle ausgelöst hat: Dinge, die an die Vergangenheit erinnern, in der noch alles in Ordnung war, oder die einem ein gutes Gefühl geben, werden wieder auferweckt. Dazu gehören alte Lieder, Bilder, aber auch Filme und TV-Shows, die entweder wieder hervorgeholt oder neuaufgesetzt werden. sn VR plus Online Übersicht Social Media Facebook, Instagram – und jetzt auch noch TikTok? Die Social- Media-Welt ist schnelllebig. Auf VR plus gibt es eine aktuelle Übersicht der wichtigsten sozialen Netzwerke. Sie beinhaltet unter anderem eine Beschreibung der jeweiligen Zielgruppe, mögliche Verwendungszwecke für Transport-und Logistikunternehmen sowie Beispiele für potenzielle Inhalte. snwww.verkehrsrundschau.de/plus/uebersicht-socialmedia

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Social Media: Mehr als nur Katzenvideos

HASHTAG

#Arbeitsmarkt

Nachwuchskräfte gesucht: Aktion „Sommer der Berufsausbildung“ startet

Nachwuchsprobleme: Ein Drittel aller Berufskraftfahrer ist 55 und älter

Umfrage Camion pro & Wirtschaftsuni Wien: Lage von Fahrern aus Drittstaaten untersucht

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

E-Rechnungspflicht in Deutschland: Was Unternehmen wissen müssen

STELLENANGEBOTE

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER