Henning Rehbaum von der CDU, Mitglied des Bundestages, hat zu einer virtuellen Gesprächsrunde zum Fachkräftemangel in der Verkehrsbranche geladen. Über 50 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Verbandsvertreter aus dem Verkehrsbereich nahmen an dem „Runden Tisch Fachkräftemangel im Verkehr“ teil, wie das Büro des Politikers weiter mitteilt.
Sie sprachen sich demnach unter anderem für einen Abbau von Bürokratie aus. Das betreffe sowohl die Ausbildung der ausländischen Fahrer und Fahrerinnen als auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder den Führerscheinerwerb.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz versus lange Visaverfahren
Thema war zudem das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz und lange Visaverfahren. Laut dem Büro von Rehbaum erhoffen sich Unternehmen und Verbände von dem Gesetz nicht allzu viel: „Das wahre Nadelöhr bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte“ sei vor allem die Beantragung von Arbeitsvisa, so Heike van Hoorn, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF). Auf einen Termin in den deutschen Konsulaten im Ausland müsse man oft monatelang warten.
Dies bestätigte auch Ahmet Salincakli, der Fachkräfte aus der Türkei nach Deutschland vermittelt. „Hat man dann einen Termin ergattert, fordern die Konsulate für Fahrer einen EU-Führerschein, obwohl sie schon jahrelange Berufserfahrung auf europäischen Straßen haben.“ Diese Vorgabe sei unsinnig und sollte wegfallen, so Salincakli.
Beschleunigtes Verfahren auch für Lkw-Fahrer?
Jens Pawlowski, Leiter des Hauptstadtbüros des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), forderte, das sogenannte Beschleunigte Fachkräfteverfahren auch auf Berufskraftfahrer anzuwenden.
Auch solle man E-Learning bei der Fahrerqualifikation und eine Ausbildung in Fremdsprachen endlich ermöglichen. Darüber hinaus schlug er vor, Pilotprojekte mit Drittstaaten zu starten, um Fahrer bereits dort zu qualifizieren.
Reform der EU-Führerscheinrichtlinie als Teil der Lösung?
Eine weitere Stellschraube könnten laut Patrick Orschulko, Referent beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) die geplanten Reformen des europäischen Führerscheinrechts sein. Eine Reform der EU-Führerscheinrichtlinie befindet sich derzeit im parlamentarischen Verfahren.
Orschulko schlug laut Mitteilung des Büros unter anderem Änderungen der Mindestaltervorschriften vor. Auch das Aufheben des Wohnortprinzips sei ein Hebel, um Menschen mit Wohnsitz in Deutschland das Absolvieren des Führerscheins und der Berufskraftfahrerqualifikation im EU-Ausland zu ermöglichen.
Rehbaum ergänzte zum Abschluß: „Die Bundesregierung muss nicht nur Gipfel veranstalten, sondern auch daraus lernen und Maßnahmen einleiten.“ Verkehrs-, Außen- und Arbeitsministerium müssten beim Fahrermangel Gas geben.
Stefan Christodt