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Gräfenhausen: Lkw-Fahrer im Hungerstreik wegen ausstehender Löhne

22.09.2023 14:24 Uhr | Lesezeit: 3 min
Lkw-Fahrer in Gräfenhausen streiken
80 Fahrer streiken noch auf der Raststätte in Gräfenhausen. Verhandlungen finden derzeit nicht statt (Archivbild)
© Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Seit mehr als zwei Monaten dauert der Streik osteuropäischer Lastwagenfahrer im südhessischen Gräfenhausen an. Mittlerweile sind 30 der Streikenden im Hungerstreik. Es ist eine Geste zunehmender Verzweiflung.

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Usbekische und georgische Fahnen flattern vor den Lastwagen des Streiklagers auf dem Autobahnparkplatz Gräfenhausen an der A5. Seit mehr als zwei Monaten streiken hier Fahrer vor allem aus Georgien und Usbekistan, um ausstehende Gehälter von ihrem polnischen Auftraggeber einzufordern.

Teilweise hatten sich bis zu 120 Fahrer dem Arbeitskampf angeschlossen, etwa 80 haben bis jetzt durchgehalten - und von dieser Gruppe sind etwa 30 Fahrer seit Dienstag, den 19. September im Hungerstreik. Sie trinken seitdem nur Wasser, haben Matratzen auf den Ladeflächen zweier Lastwagen ausgebreitet.

Gemeinsam hoffen sie, den Hungerstreik besser durchstehen zu können. „Bis jetzt geht es mir noch gut“, sagt Adkhamjon Muminov, ein Fahrer aus Usbekistan. „Ein bisschen Kopfschmerzen, ein bisschen Schwindel. Aber das lässt sich aushalten.“

Bedrückte Stimmung herrscht vor

Dennoch, viele der Fahrer wirken bedrückt. Ihr Streik dauert nun bereits länger als ein ähnlicher Konflikt mit demselben polnischen Speditionsunternehmer im Frühjahr, ebenfalls auf dem Rastplatz Gräfenhausen. Auch damals ging es um Löhne, die seit Monaten nicht gezahlt wurden. Nach sechs Wochen errangen die etwa 60 Fahrer einen Erfolg - darauf hoffen nun auch Muminov und seine Kollegen.

Der Georgier Roman Cusabidze streicht über seinen grauen Bart. „Wir müssen noch durchhalten“, betont er. Er könne ja durchaus eine Weile ohne Nahrung vertragen, meint er und streicht über seinen gerundeten Bauch.

Sein Landsmann Georgi, der ganz hinten im Lastwagen unter einer Decke liegt, hatte hingegen schon vor dem Hungerstreik eine hagere Gestalt und eingefallene Gesichtszüge. Am Samstag (23. September) will ein Arzt nach den Männern im Hungerstreik sehen, heißt es.

„Wir haben noch ein bisschen Hoffnung“, sagt Muminov. Aber die Hoffnung schwindet offenbar langsam - nicht nur bei denen, die den Streik bereits verlassen haben. „Europa vergisst uns“, klagt Muminov und schränkt sofort ein: „Aber hier in Deutschland hilft man uns, das ist gut, dafür sind wir dankbar.“

Druck aus der Politik und von Gewerkschaftern

Tatsächlich waren in den vergangenen Wochen Politiker in Gräfenhausen, mit Forderungen nach mehr Kontrollen der Arbeitsbedingungen im internationalen Gütertransport. Gewerkschafter forderten Druck und den Entzug der Transportlizenz in der EU für Unternehmer, die gegen geltende Vorschriften verstoßen.

Gewerkschafter, Kirchenvertreter und Privatleute gaben Zeichen der Solidarität oder brachten Lebensmittel. Auch georgische Diplomaten hätten interveniert, sagt Edwin Atema. Der niederländische Gewerkschafter ist von den streikenden Fahrern zum Verhandlungsführer bestimmt worden.

Weiterhin keine Verhandlungen

Doch verhandelt wird zurzeit nicht - der polnische Unternehmer hat bereits vor Wochen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen Erpressung gestellt. Seitdem gibt es auch keine neuen Gespräche. Die Situation wirkt verfahren. Atema hofft auf die Kunden der Spedition, vor allem, nachdem ein österreichisches Unternehmen bereits im Alleingang einen Fahrer bezahlt und dessen Ladung übernommen habe.

Wird das Beispiel Schule machen? „Ich bin im Gespräch mit einer deutschen Spedition in der Lieferkette“, sagt Atema. „Wir warten. Aber seit zwei Wochen passiert nichts.“

Die Männer seien verzweifelt, betont Atema. „Für sie bricht jede Perspektive zusammen.“ Am schlimmsten sei es, wenn sie abends in ihren Kabinen mit den Familien in der Heimat sprächen. „Kein Geld für Lebensmittel, oder für Schulbücher. Viele haben sich verschuldet für diese Arbeit, von der sie sich ein besseres Leben erhofften.“

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