Zahlen, bitte!

WER IM NEUEN MERCEDES ACTROS mit dem Multimedia-Cockpit Interactive Platz nimmt, kann über das neue, als offene Plattform konzipierte Truck App Portal bereits verschiedene effizienzsteigernde Apps nutzen, seien es hauseigene Telematik- oder Predictive-Maintenance-Tools, ausgewählte Partner-Apps oder auch Eigenentwicklungen von Kunden. Daimler hat in Sachen Nutzfahrzeug-Konnektivität aber noch einiges mehr vor. So arbeitet der Hersteller daran, dass der vernetzte Lkw perspektivisch auch mit anderen Maschinen kommunizieren und dabei rechtsverbindliche Transaktionen durchführen kann. Sprich: Die Stuttgarter wollen dem Lkw das Bezahlen beibringen. Basis dafür ist die sogenannte Truck-ID, mit der sich ein Fahrzeug wie mit einem eingebauten Personalausweis gegenüber anderen Maschinen ausweisen und Vorgänge eindeutig signieren kann. Mit der dazugehörigen Truck Wallet sollen dann automatische Bezahlvorgänge ermöglicht werden. Die Prototypen Truck-ID und Truck Wallet sind als Software-Programme in einem kryptographischen Prozessor verschlüsselt hinterlegt, der wiederum Teil des "Truck Data Center" ist, dem zentralen Telematik-Steuergerät des neuen Mercedes-Benz Actros. Transaktion über die Blockchain Dass so ein automatischer Bezahlvorgang funktioniert, hat Daimler bereits in der Praxis getestet: Gemeinsam mit der Commerzbank und ihrer Forschungs- und Entwicklungseinheit Main Incubator wurde ein automatischer Bezahlvorgang an einer Elektro-Ladesäule durchgeführt. Die elektronische Bezahlmethode der Commerzbank basiert auf Corda, einer Blockchain-Technologie für Transaktionen. Und so funktioniert der Bezahlvorgang: Reales Geld wird in verschlüsselter Form in der Truck Wallet des Lkw-Systems hinterlegt. Nach getätigter Zahlung geht das Geld eindeutig gekennzeichnet durch die Truck-ID an den Zahlungsempfänger über. Der Empfänger kann das "E-Geld" dann wieder bei der Commerzbank als Überweisung auf sein Konto einfordern. Die Transaktion wird per Corda über das Internet validiert und gespeichert. Auf diese Weise kann der Lkw-Besitzer nachvollziehen, wenn eines seiner Fahrzeuge bezahlt hat. Tankkartenbetrug unterbinden Laut Helge Königs, Projektleiter Truck Wallet bei Daimler Trucks, markieren Truck-ID und Truck Wallet einen "technologischen Meilenstein". Fahrer könnten sich dadurch stärker auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren und Transportunternehmen den Administrationsaufwand reduzieren und gleichzeitig von sichereren Prozessen profitieren. "So ist beispielsweise der gängige Tankkartenbetrug durch Kriminelle, der bislang durch das Kopieren von Tankkarten und das Ausspähen von PIN-Nummern erfolgt, in dieser Form praktisch nicht mehr möglich", betont Königs. Daimler bringt bereits weitere Anwendungsbereiche ins Spiel, bei denen die Prototypen irgendwann zum Einsatz kommen könnten. Dazu zählt der Konzern unter anderem die Abwicklung der Lkw-Maut, die Digitalisierung von Frachtpapieren, die Steuerung und Abrechnung von Subunternehmen sowie die Abwicklung von Fahrzeug-Leasing und kurzfristigen Nutzungsverträgen.

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