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Wirtschaftsweise senken ihre Konjunkturprognose

08.11.2018 11:32 Uhr
Christoph M. Schmidt
Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph M. Schmidt sieht keine akute Gefahr einer Rezession
© Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture-alliance

Der Aufschwung in Deutschland schwächt sich ab, das erwartet nicht nur der Sachverständigenrat. Vor allem die Weltpolitik belastet die Exportnation Deutschland. Es gibt aber auch hausgemachte Gründe.

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Berlin/Frankfurt. Die Konjunktur in Deutschland verliert nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen im neunten Jahr des Aufschwungs an Tempo. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung senkte am Mittwoch seine Konjunkturprognose. In der Chemieindustrie hinterlassen Handelskonflikte und die Abschwächung der Weltwirtschaft derweil Spuren. Manche Dax-Konzerne müssen sich einer Studie zufolge auf bescheidenere Ergebnisse in diesem Jahr einstellen.

Die Ökonomen rechnen in ihrem Jahresgutachten an die Bundesregierung nun für 2018 mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 1,6 Prozent und für 2019 mit einem Plus von 1,5 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Wirtschaft noch um 2,2 Prozent zugelegt. Gründe für das schwächere Wachstum seien ungünstigere außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen und Kapazitätsengpässe etwa wegen des Mangels an Fachkräften.

Ökonomen fordern Abschaffung von Soli

Die Wirtschaftsweisen sehen Herausforderungen vor allem in der Arbeitsmarkt-, Renten- und Steuerpolitik. Die Ökonomen forderten die Bundesregierung auf, den verschärften internationalen Steuerwettbewerb anzunehmen und den Solidaritätszuschlag vollständig abschaffen. Der Soli soll bisher für 90 Prozent der Zahler entfallen.

Die Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute hatten bereits ihre Konjunkturprognosen gesenkt. Weltweit gibt es Risiken vor allem wegen Handelskonflikten, wie denen zwischen den USA und China sowie den USA und der EU. Ein geringeres globales Wachstum trifft auch die Exportnation Deutschland. Daneben herrscht Unsicherheit, weil Details zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU weiter unklar sind.

„Auf der internationalen Ebene ist dies vor allem die zunehmende Abkehr von der multilateralen globalen Wirtschaftsordnung, die bislang weltweit viel Wohlstand geschaffen hat. Deutschland hängt in besonderem Maße davon ab“, sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph M. Schmidt, der „Deutschen Presse-Agentur“. Das Risiko einer Eskalation von Handelskonflikten sei größer geworden.

Wachstum der Wirtschaft verlangsamt sich

„Unserer Einschätzung nach wird es weiterhin beim Aufschwung bleiben, aber mit vermindertem Wachstumstempo“, sagte Schmidt. Nach seiner Einschätzung dürfte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft sein, auch weil die Autohersteller wegen Problemen bei der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard (WLTP) ihre Produktion drosseln mussten. Eine „akute Gefahr einer Rezession“ sehen die „Wirtschaftsweisen“ aber nicht. Nach gängiger Definition ist von einer Rezession die Rede, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge schrumpft.

Auf ein schwaches drittes Quartal deuteten auch aktuelle Daten zur Industrieproduktion hin. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wuchs die Gesamtherstellung im September zum Vormonat zwar um 0,2 Prozent. Im gesamten dritten Quartal ging die Industrieproduktion dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge aber um 0,9 Prozent gemessen am zweiten Jahresviertel zurück. Eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes von Juli bis September veröffentlicht das Statistische Bundesamt am kommenden Mittwoch (14.11). (dpa/ag)

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