Berlin. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hält angesichts der andauernden Corona-Pandemie wirtschaftliche Risiken für unterschätzt. „Wir sehen die Lage zu sehr durch die rosarote Brille“, sagte Fratzscher der „Deutschen Presse-Agentur“ in Berlin. „Wenn in China ein Hafen zugemacht wird, weil es dort einen Corona-Ausbruch gibt, dann ist das auch für die deutsche Wirtschaft ein großes Problem, weil Lieferketten gestört werden. Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Die deutsche Wirtschaft ist nach einem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr wieder auf Wachstumskurs, getrieben vor allem vom Export. Belastend wirken aber Lieferengpässe bei wichtigem Materialien.
Fratzscher erwartet böse Überraschungen
„Ich glaube, dass wir da die eine oder andere böse Überraschung erleben werden. Vielleicht nicht unbedingt in den nächsten Monaten, aber es sind einfach viele Unternehmen, die Rücklagen aufgebraucht haben, sich verschuldet haben, die vielleicht auch realisieren: sie haben nicht das richtige Geschäftsmodell, weil sich die Wirtschaft weiterentwickelt und verändert hat. Ich glaube, wir müssen immer mal wieder mit Rückschlägen in den nächsten zwei Jahren rechnen. Es wird lange brauchen, bis wir uns von dieser Pandemie wirtschaftlich gesehen erholt haben. Man wird immer mal wieder Kurzarbeitergeld brauchen und Unternehmenshilfen.“ Bislang zeigt sich die befürchtete Welle an Firmenpleiten nicht in der Statistik. (dpa)