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Westfalen-Gruppe: Deutschland bremst Wasserstoff-Hochlauf

02.07.2024 09:50 Uhr | Lesezeit: 5 min
Die Unternehmenszentrale der Westfalen-Gruppe in Münster
© Foto: Westfalen AG

Nachdem Deutschland beim Wasserstoff-Hochlauf laut der Westfalen-Gruppe auf die Bremse drückt, eröffnet diese in Frankreich ihre erste Anlage zur Produktion von grünem H2. Das teilte das Unternehmen bei der Vorstellung seiner Geschäftszahlen für 2023 mit.

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Angesichts eines schwachen Marktumfeldes und schwieriger Rahmenbedingungen auf dem deutschen Kernmarkt verstärkt der Industriegase-Produzent und Kraftstoffe- und Energieanbieter Westfalen seine Aktivitäten in den europäischen Nachbarländern. Um den Hochlauf von grünem Wasserstoff im eigenen Portfolio zu beschleunigen, wird die Unternehmensgruppe ihren ersten Elektrolyseur nun in Frankreich realisieren. Auch im Bereich Industriegase steigt das Engagement außerhalb des deutschen Marktes – so plant Westfalen unter anderem in ein neues Abfüllwerk in Österreich zu investieren und die Kapazität eines Werks in der Schweiz nahezu zu verdoppeln. Rückenwind für die Investitionen gibt das abgelaufene Geschäftsjahr 2023, das das Unternehmen trotz aller aktuellen Einflüsse mit dem höchsten Gewinn der Geschichte abschloss. "Das macht deutlich: Wir verfügen in vielen Bereichen über das richtige Geschäftsmodell – gerade auch im Hinblick auf unsere beschlossene grüne Transformation und den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien und das Hineinwachsen in neue, nachhaltige Geschäfte", zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der Westfalen-Gruppe, Dr. Thomas Perkmann, sehr zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr bei der Präsentation der Geschäftszahlen am Montag, 1. Juli, am Unternehmenssitz in Münster. "Im Vorausblick auf unsere Westfalen-Vision 2030 wird das Geschäft mit nachhaltigen Produkten und Lösungen zunehmend wichtiger – und dies über alle Bereiche hinweg: Von strombasierter Wärme über umweltfreundliche Flaschengase und E-Mobilität bis hin zu Wasserstoff."

Rahmenbedingungen verzögern Wasserstoff-Hochlauf

"Doch die volatilen Rahmenbedingungen insbesondere in Deutschland – spiegeln sich mittlerweile auch in der Geschäftsentwicklung wider", erklärt der Vorstandsvorsitzende. So verzögern sich beispielsweise im deutschen Kernmarkt viele Pläne für den Wasserstoff-Hochlauf, auf den das Unternehmen gesetzt hatte, oder sie lassen sich überhaupt nicht mehr so umsetzen wie geplant. "Das Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds KTF hat natürlich Spuren in der gesamten Branche hinterlassen. Zusagen zu Förderbescheiden galten einfach von heute auf morgen nicht mehr. So kann man als Unternehmen schwer planen", betonte Perkmann. "Dagegen sehen wir, dass die europäischen Nachbarländer ihre Wasserstoff-Bemühungen deutlich beschleunigen. Dem können wir uns auch als europäisch ausgerichtetes Unternehmen schwer entziehen", erläuterte der Westfalen-CEO die aktuellen Investitionsentscheidungen und ergänzt, dass auch der nächste Wasserstoff-Elektrolyseur des Unternehmens wahrscheinlich im Ausland entstehe. "Deutschland muss aufpassen, dass es seinen Technologievorsprung und seine Wettbewerbsfähigkeit beim Wasserstoff nicht einbüßt." Dass die Industrie für den Wasserstoff-Hochlauf bereitsteht, zeigt Westfalen selbst – und zwar in Kooperation mit RWE: So planen die beiden Unternehmen unter dem Namen two4H2 den Aufbau eines H2-Tankstellennetzes in Niedersachsen und NRW, für den ein entsprechendes Joint Venture gegründet wurde. Perkmann: "Damit machen wir ja deutlich, dass wir als Westfalen in Deutschland eigentlich gerne noch aktiver sein würden."

Mittelstand benachteiligt

Auch die Bedeutung mittelständischer Unternehmen – Hauptkunden der Unternehmensgruppe insbesondere im Industriegase-Geschäft – die ein weiterer wichtiger Treiber des Wasserstoff-Hochlaufs sein könnten, würden von der Politik unterschätzt. "Wir sehen, dass viele unserer mittelständischen Kunden an Wasserstoff interessiert sind, entweder als Produkt oder als Prozessenergie. Doch die hohen Kosten gegenüber den herkömmlichen Energieträgern rechnen sich für viele Anwendungen gerade für kleinere Unternehmen momentan noch nicht", so der Vorstandsvorsitzende des Familienunternehmens. "Daher braucht es sicherlich irgendeine Form von staatlicher Unterstützung, um den Mittelstand auf dem Weg in die grüne Transformation zu unterstützen." Der eingeschränkte finanzielle Rahmen der Politik treffe ganz klar auch das wirtschaftliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Solide Eigenkapitalbasis ermöglicht weiteres Wachstum

Im vergangenen Jahr feierte Westfalen sein 100-jähriges Bestehen. Und hat zugleich mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) in Höhe von 73,5 Millionen Euro das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Das Ergebnis lag damit 3,5 Millionen Euro über dem Vorjahreszeitraum, in dem bereits eine neue Bestmarke erzielt worden war. Im Geschäftsjahr 2023 realisierte die Westfalen-Gruppe insgesamt einen Umsatz von 2,25 Milliarden Euro nach 2,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Verbesserung des EBIT in 2023 sei trotz eines leichten Umsatzrückganges insbesondere aufgrund laufender Kosten- und Ergebnisverbesserungsprogramme gelungen. Aufgrund des gesunkenen Preisniveaus lag im abgelaufenen Geschäftsjahr auch der Umsatz mit Kraftstoffen des Geschäftsbereiches Mobility unter dem Niveau des Vorjahres. "Das wird uns in der Entwicklung des Unternehmens aber nicht bremsen. Wir wollen in unseren relevanten Geschäftsfeldern weiterwachsen – und peilen eine Geschäftsentwicklung auf gleichem Niveau an", betonte von Stechow bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Wie im Jubiläumsjahr 2023 angekündigt, will Westfalen in einem Zeitraum von fünf Jahren rund eine halbe Milliarde Euro in die Weiterentwicklung des Unternehmens investieren. Von Stechow: "Nur die Rahmenbedingungen für Investitionen in unserem Kernmarkt Deutschland könnten durchaus besser sein."

Ausbau der Ladeinfrastruktur

Im Geschäftsbereich Mobility will Westfalen neben dem Shop-Geschäft vor allem den Bereich alternative Antriebe ausweiten – unter anderem soll die Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität deutlich ausgebaut werden. "In diesem Jahr wollen wir erstmals einen Ladeabsatz von mehr als zwei Millionen kWh an den Schnellladestationen von Westfalen generieren", gab Schäffler als Ziel für den Bereich an. Dafür sollen in diesem Jahr 32 weitere Schnelllader installiert werden. Das Unternehmen verfügt aktuell über mittlerweile rund 420 Ladepunkte, von denen ein wachsender Teil schnelles Laden ermöglicht. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres 2023 waren es 360 Ladepunkte.

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