Wer gewinnt den Green-Truck-Award 2024?

Die Transportaufgabe beim Green-Truck-Award 2024: unser schwarzer Fliegl-Curtainsider, mittels Betonsteinen auf knapp 32 Tonnen ausgeladen. Die Strecke: unsere Profitest-Runde über knapp 343 Kilometer auf bayerischen Straßen - zum Großteil Autobahn. Die Challenge: möglichst wenig Kraftstoff (Diesel und AdBlue) verbrauchen, aber trotzdem ein hohes Durchschnittstempo erzielen. Zusätzlich durch ein niedriges Eigengewicht die Gewichtsbilanz möglichst wenig belasten, aber trotzdem eine uneingeschränkte Fernverkehrstauglichkeit mitbringen. Die Grundregeln für das Fahrzeug: eine 4x2-Sattelzugmaschine mit höchstens 500 PS, lebensraumspendendem Hochdach-Fahrerhaus - und Dieselmotor. Moment mal: Dieselmotor bei einem Umwelt-Award, wo doch alle Welt nur noch über Elektroantriebe spricht? Stimmt zwar, doch auch bei der mittlerweile 13. Auflage des Green Truck sind die batterieelektrischen Stromer noch nicht richtig ins Rollen gekommen. Liefern kann längst noch nicht jeder Hersteller und solange es auch an der nötigen Ladeinfrastruktur mangelt, stellen wir den BEV-Sattelzugmaschinen, denen sicherlich auf lange Sicht die Zukunft gehört, heute noch das Zeugnis "bedingt einsatztauglich" aus. Test mit Referenzfahrzeug Basis unserer Verbrauchstests ist das redaktionseigene Referenzfahrzeug. Unser Volvo FH 460 I-Save mit beladenem Sattelcurtainsider von Schmitz Cargobull begleitet jede Testfahrt und sorgt für den sogenannten Wetterabgleich. Mit der auf 37 Tonnen ausgeladenen Sattelkombination haben wir unter guten Wetterbedingungen Verbrauchswerte auf der festgelegten Teststrecke eingefahren. Verändern sich die Werte bei den einzelnen Testfahrten, wissen wir, dass der jeweilige Test-Truck bessere oder schlechtere Bedingungen hatte. Über das Verhältnis der Veränderung können wir die Werte der Test-Lkw auf eine einheitliche Basis beziehen, wodurch wir eine Vergleichbarkeit erhalten. Den aufwendigen Test mit Referenz-Lkw, den auch die Fahrzeugindustrie praktiziert, gibt es in der Fachpresse nur bei uns. Weshalb der Verbrennungsmotor für den Großteil unserer Leser bis auf Weiteres das Maß der Dinge bleibt. Das wissen auch die Hersteller, die fleißig weiterentwickeln. Wenn auch weniger beim eigentlichen Antrieb als vielmehr bei verbrauchsreduzierenden Regelsystemen. Zum Beispiel beim 460 R Super, den Scania als "Green Truck" entsendet. Pünktlich zum Test wollen die Schweden mit ihrem verbesserten GPS-Tempomaten CCAP das letzte Quäntchen herausholen. Der führt seine Berechnungen noch präziser aus, "blickt" nun auf der Strecke drei Kilometer voraus und gleicht die Daten alle drei Sekunden neu ab. In der Folge trifft CCAP für jede Situation zielgenau die richtige Entscheidung. Zusätzlich zückt das Scania-Modell an Bergen noch eine weitere Waffe. Denn in Södertälje setzt man mittlerweile auf eine dynamische Drehmoment-Reduzierung, hier bis zu 15 Prozent im Eco-Modus. Dynamisch bedeutet dabei, dass für jede Steigung neu errechnet wird, wie viel Power für eine maximal ökonomische Fahrweise richtig ist. Auch der DAF reduziert das Drehmoment, allerdings nicht dynamisch, sondern um einen fest hinterlegten Wert. Das hat zur Folge, dass die Reduzierung hinter dem Steuer des XF 480 etwas deutlicher spürbar ist als bei Scania. Der 12,9 Liter große Reihensechser mit 483 PS und im Maximum 2500 Newtonmeter Drehmoment könnte merklich schneller. Green Truck 2024 Hersteller/Typ Euro-Norm Verbrauch Verbrauch AdBlue Geschwindigkeit Gewicht Wirtschaftlichkeit* CO2e Scania 460 R Super Euro 6e 23,61 l/100 km 2,85 l/100 km 79,70 km/h 7040 kg 1,220 749 g/km DAF XF 480 Euro 6e 24,02 l/100 km 1,26 l/100 km 79,42 km/h 7170 kg 1,200 762 g/km MB Actros L 1845 Euro 6e 24,32 l/100 km 1,54 l/100 km 79,02 km/h 7370 kg 1,173 772 g/km * Durchschnittsgeschwindigkeit / (2 x Verbrauch) + (0,172 x AdBlue-Verbrauch) + (Leergewicht/400); CO2e = CO2-Äquivalente Längere Nase im Fahrtwind Und selbstredend hat auch der DAF XF einen GPS-Tempomaten mit hoher Regelgüte auf der Teststrecke dabei. Hoch, aber eben nicht ganz so ausgefeilt wie bei Scania und auch Mercedes-Benz. Dafür punktet der DAF mit einem anderen Alleinstellungsmerkmal im Testfeld. Denn er stellt sich mittels seiner serienmäßigen Frontverlängerung um 160 Millimeter deutlich aerodynamischer in den Fahrtwind; zusätzlich reduziert das kamerabasierte Spiegelersatz-System den cW-Wert. Letzteres ist traditionell eine Domäne des Actros, denn Mercedes-Benz war mit seinen serienmäßig verbauten Mirrorcams bereits im Jahr 2018 vorgeprescht. Ansonsten präsentiert sich der 1845 noch im alten Gewand; zum Testzeitpunkt war der auf Seite 36 dieser Ausgabe gezeigte überarbeitete Actros L noch Zukunftsmusik. Motorisch gesehen präsentiert sich das Testfahrzeug aber "up to date". Der 12,8 Liter große Sechszylinder mit 449 PS wurde mit zahlreichen innermotorischen Maßnahmen nochmals auf Effizienz getrimmt und legt im gleichen Zug eine bessere Fahrbarkeit an den Tag. Und nun zu den Testergebnissen, die erst mal eine erfreuliche Entwicklung zeigen: Alle drei Testfahrzeuge unterbieten bei der Beförderung der annähernd 40 Tonnen Gesamtgewicht deutlich die 25-Liter-Marke! Das beweist, welche Effizienz das Konzept Dieselmotor mittlerweile erreicht hat - sofern man wie wir alle verbrauchsenkenden Regelsysteme machen lässt. Einen Verbrauch von sogar unter 24 Liter/100 km legt der 460 R Super von Scania hin - trotzdem ist er mit seiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 79,7 km/h auch noch der schnellste Kandidat auf der Testrunde. Eine reife Leistung! In diesem Zusammenhang überraschend: Obwohl der Mercedes-Benz Actros als einziger des Test-Trios auf eine Drehmoment-Reduzierung verzichtet, kann er diese Tatsache bei der Durchschnittsgeschwindigkeit nicht als Vorteil nutzen, denn er ist im Testfeld knapp am langsamsten unterwegs. Dass er zudem das schwerste Kaliber dieses Vergleichs ist, dürfte vor allem eine Frage der Konfiguration sein. Denn anders als die beiden Kontrahenten aus Schweden und den Niederlanden, die nur mit dem Nötigsten zum Award antraten, verfügte das Actros-Testfahrzeug über eine umfangreichere Ausstattung. Scania liegt am Ende vorn Dafür punkten das Mercedes-Modell und vor allem der DAF-Lkw beim AdBlue-Verbrauch, der sich bei 1,54 beziehungsweise 1,26 Liter/100 km einpendelte. Der Scania gönnte sich mit 2,85 Liter/100 km deutlich mehr. Ein Zugeständnis an die besonders "heiße" Verbrennung für niedrigen Dieselverbrauch, die im Umkehrschluss eine doppelte HarnstoffEinspritzung erforderlich macht, um die Stickoxid-Werte im Rahmen zu halten. Den Gesamtsieg macht dem Schweden das allerdings nicht mehr streitig. In Summe seiner Effizienz-Eigenschaften liegt der Scania 460 R Super am Ende klar vorne und darf ab sofort den Titel "Green Truck 2024" tragen. Glückwunsch nach Södertälje! Fazit Nach einem Jahr Pause (2023 ging der Titel an DAF) schlägt Scania zurück und fährt einmal mehr zum Sieg bei unserem Umwelt-Ranking. Dafür verbesserten die Schweden ihr Produkt zuletzt vor allem softwareseitig. Der verfeinerte GPS-Tempomat agiert nun noch feinfühliger. Zudem beweist der 460 R einmal mehr, dass ein Verzicht auf Leistung am Berg den Kraftstoffverbrauch senkt. Beide Systeme wirken allerdings nur, wenn der Fahrer oder die Fahrerin sie auch einsetzt - hier sind entsprechende Schulungen also Pflicht. jan.burgdorf@tecvia.com

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