Wenn Logistik zum Problem wird

Der Augsburger Roboterbauer Kuka expandiert in der Lechstadt. An seinem Stammsitz investiert das Unternehmen rund 100 Millionen Euro in einen Forschungs- und Produktionscampus. Auch die Logistik soll ausgebaut werden. Dazu wollte das Unternehmen zusammen mit der Neu-Ulmer Logistikgruppe Honold und dem Immobilienentwickler Goldbeck in Mering bei Augsburg ein Logistikzentrum errichten. In Mering setzten sich die Gegner durch Die Marktgemeinde hatte dazu schon fast alles vorbereitet. In dem neun Hektar großen Gewerbegebiet mit direkter Anbindung an die Bundesstraße B 2 sollten drei Hallen mit rund 28.000 Quadratmetern Logistikfläche entstehen. Doch die Pläne gelangten früh an die Öffentlichkeit. Flugs formierte sich Widerstand gegen das Projekt. Sogar eine Petition wurde verbreitet mit dem Ziel, große Logistiker aus Mering fernzuhalten. Zu viel Umweltzerstörung, zu viel Verkehr, zu wenig Gewerbesteuer, kaum Arbeitsplätze waren einige der Argumente. Letztlich hatten die Gegner Erfolg. Zunächst ließ Kuka wissen, dass das Unternehmen kein Interesse mehr an einer Ansiedlung habe, nun will auch Honold vorerst nicht mehr in Mering bauen. Zuletzt gab es Gerüchte, das Unternehmen verhandele noch mit anderen Firmen. Damit setzt sich in der Region Augsburg ein bundesweiter Trend fort. Immer weniger Gemeinden wollen Logistiker auf ihrem Gebiet haben. Und dort, wo die Kommunen aufgeschlossen wären, gibt es Gegenwind von Bürgerinitiativen oder Umweltverbänden. Das bestätigt Oliver Raigel, Geschäftsführer der Realogis Immobilien in München. "Leider sehen wir bundesweit vermehrt, dass Anwohner-Initiativen durch Vorurteile und falsche Annahmen Logistik-Neubauprojekte an den Standorten erster Wahl zum Scheitern bringen." "Die Bereitschaft der Kommunen, Logistik zuzulassen, ist gering", bestätigt Kuno Neumeier, Geschäftsführer der Logistikimmobilienberatung Logivest in München. Die oftmals ablehnende Haltung und der Widerstand machten die Logistikregion nicht attraktiver. Zwar wolle man das Gewerbe für die Einnahmen, großflächige Logistikansiedlungen wolle man aber in der Regel nicht. Schon heute würden Firmen, die sich für Süddeutschland interessierten, sich auch in Ulm und Nürnberg umschauen. "Solche Widerstände beschädigen das Ansehen von Regionen und können dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und in andere Regionen abwandern", befürchtet Oliver Blüher vom Kölner Projektentwickler Alcaro Invest. Raigel warnt ebenfalls vor langfristigen Folgen. "Die Frage ist immer, wie zukunftsfähig die Haltung solcher Gemeinden ist. Setzt man in Boom-Zeiten nur auf Hightech und Bürostandorte in den Speckgürteln der Städte, sind diese Flächen dann in Zeiten der Veränderung die ersten, die freigezogen werden. Daraus kann ein Negativimage für diese Standorte werden", fürchtet er. Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft, sieht durch den Rückzug von Kuka und Honold dagegen keine großen Auswirkungen auf das Image der Region. Generell sei Augsburg ansiedlungsfreundlich. In der Umgebung sollen in den kommenden Jahren weiter große Flächen als Gewerbegebiete ausgewiesen werden. So sind in direkter Nachbarschaft zum bestehenden Umweltpark an der Autobahn A 8 im Norden der Stadt 40 Hektar Gewerbefläche geplant. Auch in den Stadtteilen Gersthofen und Neusäß im Augsburger Westen gibt es Überlegungen, weitere Ansiedlungen möglich zu machen. In der Gemeinde Graben, an der Bundesstraße 17 zwischen Augsburg und Landsberg, könnte das bestehende Gewerbegebiet ebenfalls um 100 Hektar erweitert werden. Gerüchte halten sich seit Längerem. Entlang der B 17 hat sich das Lechfeld innerhalb weniger Jahre als Logistikstandort etabliert. Im Februar nahm Hermes dort sein südlichstes Logistikcenter in Betrieb. Hoffnung macht auch der Ausbau des Güterverkehrszentrums in Gersthofen bei Augsburg. Auf fast zehn Hektar Fläche soll in den nächsten eineinhalb Jahren ein Containerbahnhof mit zuglangen Gleisen entstehen. In der Endausbaustufe sollen bis zu 80.000 Einheiten pro Jahr von der Straße auf die Schiene umgeschlagen werden. Der Förderbescheid wird für Sommer erwartet. Dann soll die europaweite Ausschreibung des Terminalbaus beginnen. 2020 soll der Betrieb starten. Im Herbst will die GVZ-Entwicklungsmaßnahmen-GmbH die 86.000 Quadratmeter große Fläche um das Terminal herum für KV-affine Dienstleister vermarkten. Einige Firmen hätten sich schon Flächen im GVZ gesichert, heißt es. Der Augsburger Maschinenbauer Hosokawa Alpine baut ab September im GVZ ebenfalls ein Logistikzentrum mit zunächst 5500 Quadratmetern Hallenfläche. Später soll es um eine weitere Halle auf 10.000 Quadratmeter erweitert werden. Auch Entwickler haben sich bereits Grundstücke gesichert. So bietet der Logistikimmobilienentwickler Goodman an, im GVZ kurzfristig bis zu 20.000 Quadratmeter Logistikflächen entwickeln zu können. Verlader sind in der Bringschuld Der Aufschrei der Bevölkerung ist hier bislang ausgeblieben. Erfolgsrezept sei die frühzeitige und regelmäßige Information der Anwohner gewesen, meint eine Sprecherin des GVZ. Logivest-Geschäftsführer Neumeier fordert zudem: "Die Verlader müssten selber mehr auf die Kommunen zugehen." Bisher würden sie das zu oft den Logistikdienstleistern oder Immobilienentwicklern überlassen. Diese dürften oft zudem ihre Auftraggeber bei den ersten Verhandlungen nicht nennen. Um die Gemeinde zu überzeugen, mehr Bauland auszuweisen, müssten also die Verlader-Firmen selbst aktiver werden. Fest steht auch: "Die Einbindung und Beteiligung von Bürgern bei der Ansiedlung von Logistikbetrieben hat eine immer größere Bedeutung", ergänzt Alcaro Invest-Prokurist Blüher. Was indes zu erheblichen Verzögerungen bei der Realisierung bis hin zum Scheitern von Projekten führen könne. Mehr zum Thema im Dossier "Logistikregionen" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten & Fakten Logistikregion Augsburg Das Logistik-Cluster Schwaben, zu dem die Großräume Augsburg und Ulm gehören, gilt als ein "Hidden Champion" unter den deutschen Logistik-Standorten.Stärken- Fünf große süddeutsche Ballungsräume sind innerhalb von drei Stunden erreichbar- Gute Anbindung an das Autobahnnetz A 7, A 8 und A 96 und Bundesstraßen B 2, B 17, B 300- Hohes Angebot an gut qualifizierten Fachkräften (In der Region arbeitet jeder zehnte Angestellte in der Logistikbranche). Laut einer Fraunhofer-Studie aus dem vergangenen Jahr haben nur die Logistikregionen Bremen und Münster/ Osnabrück einen höheren Anteil bei den BeschäftigtenSchwächen- Kaum Angebot an modernen Logistikneubauten- Geringe Verfügbarkeit von Grundstücken für logistische Nutzungen- generelle Fachkräftemangel erhöht die LohnkostenPotenziale- Angekündigte Ausweisung von Gewerbegebieten- GVZ wird durch den Terminalneubau zum Anbieter des Kombinierten Verkehrs ah

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Wenn Logistik zum Problem wird

HASHTAG

#Bayern

Symposium: Innovationen für den Kombinierten Verkehr

Blockabfertigung: Lkw stauen sich bis zu 80 Kilometer

Lange Staus auf Inntalautobahn durch Blockabfertigung

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

Who is Who Logistik: Themen und Trends für 2025

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

WEITERLESEN

NEWSLETTER