Wellness für den Truck

Waschtage gehen ins Geld. Umso mehr, je größer der Fuhrpark ist. Wer daher erwägt, sich künftig selbst um das Wellnessprogramm für die Flotte zu kümmern, steht vor wegweisenden Entscheidungen. Die grundsätzliche Frage lautet dann zuallererst: Wie viele und welche Fahrzeuge sollen gewaschen werden? Während Sattelzüge und Lkw mit Kastenaufbauten in Portalwaschanlagen oder auch mit mobilen Bürstenwaschanlagen problemlos gereinigt werden können, müssen Fuhrparkbetreiber, die etwa Baufahrzeuge mit Sonderaufbauten besitzen, zum Hochdruckreiniger greifen: Solche Fahrzeuge können oft nicht durch Portalanlagen gefahren werden. Die größte Investition zieht eine Portalwaschanlage nach sich. Hier ist es mit der Waschanlage an sich noch lange nicht getan. Darüber hinaus müssen die baulichen und technischen Gegebenheiten auf dem Hof in die Rentabilitätsrechnung einfließen. So benötigen die meisten angebotenen Waschportale eine ausreichend große Halle mit einer entsprechenden Wasserver- und -entsorgung und einen Drehstromanschluss. Auch eine Abscheidevorrichtung für das Waschwasser will geplant und angeschafft werden. Ist eine Hallenaufstellung nicht möglich, lassen sich einige Lkw-Portalwaschanlagen zwar unter freiem Himmel einrichten. Hier ist dann aber wiederum für einen Spritzwasserschutz zu sorgen. Außerdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass ein Winterbetrieb aufgrund der Frostgefahr oft eingeschränkt ist. Eigenbedarf oder Lohnwäsche? Damit sich eine solche, in der Regel sechsstellige Investition amortisiert, sollte man entweder über einen sehr großen Fuhrpark verfügen oder seine Waschanlage für Unternehmen in der Nähe öffnen, die ebenfalls einen Lkw-Fuhrpark haben. Wer ins Lohngeschäft einsteigen will, kommt um eine gründliche Standortanalyse jedoch nicht herum: Denn wenn im näheren Umkreis nur wenige potenzielle Kunden mit ausreichend großen Fuhrparks ansässig sind oder es schon mehrere Lohnwäschebetriebe gibt, könnte der Waschdurchsatz zu gering ausfallen. Wer sich nun den Kopf zerbricht, wie man diese komplexen Faktoren berechnen soll: Die Hersteller unterstützen Kunden nicht nur bei der Auswahl des richtigen Waschportals und dessen Ausstattung, sondern bieten häufig auch kostenlose Standortuntersuchungen und Rentabilitätsberechnungen an. Mit der Anschaffung ist es allerdings nicht getan, denn gerade Portalwaschanlagen wollen gehegt und gepflegt werden. Frühjahrsputz für die Waschanlage Momentan rüsten sich Waschanlagenbetreiber fürs Frühjahrsgeschäft - dazu gehört nicht nur die Vorbereitung von Frühjahrsaktionen, sondern auch die gründliche Reinigung der Waschhalle und der kompletten Anlagentechnik. Hersteller WashTec aus Augsburg etwa rät Betreibern gerade nach der Wintersaison gründlich zu reinigen, um Rostansatz an der Anlage zu vermeiden und deren Lebensdauer zu verlängern. Zudem sollte die Einstellung der optimalen Wasserqualität überprüft werden sowie der Wasseraufbereitungsprozess. Bei der Reinigung sollten alle Düsen und deren korrekte Einstellung kontrolliert werden. Die chemieführenden Leitungen müssen ebenfalls gereinigt, gepflegt und gewartet werden. Im Frühjahr sei ebenfalls der optimale Zeitpunkt für das Großreinemachen des aus Schlammfang und Speicherbecken bestehenden unterirdischen Beckensystems, betont WashTec. Schließlich werden im Winter beträchtliche Salz- und Taumittelmengen in die Wasserrückgewinnungssysteme eingetragen. Wartung beziehungsweise Kontrolle der Wasserrückgewinnungsanlage sollte dabei immer ein Servicepartner übernehmen. Mobile Reinigung auf der Waschplatte Eine Alternative zur Portalanlage sind mobile Waschanlagen, auch was den Wartungsaufwand betrifft. "Das sind Kosten, die hier nicht anfallen", betont Matthias Stark von der Firma Stark Reinigungsgeräte aus Jagstzell-Dankoltsweiler. Da keine komplexe Wasseraufbereitung beziehungsweise -rückgewinnung vorgeschrieben ist, kann die Fahrzeugwäsche auf einer Waschplatte mit Abscheidetechnik erfolgen. "Die meisten Speditionen haben in der Regel schon für den Einsatz von Hochdruckreinigern eine Waschplatte auf dem Hof und müssen somit nicht in die Wasch-Infrastruktur investieren", betont Stark. Zudem könnten die mobilen Waschanlagen einfach mit Regenwasser betrieben werden. Stark Reinigungsgeräte hat aktuell das 2019er-Modell seiner Waschanlage Fullwash HD3 eingeführt. Neben einer Wasserfüllstandsanzeige ist serienmäßig eine Wasserfüllstandskontrolle eingebaut, die das Gerät zum Schutz vor Trockenlauf automatisch abschaltet. Das vollhydraulisch angetriebene Gerät verfügt über einen 18-PS-Motor mit zwei Zylindern. Da auch Bürstenantrieb und Neigung vollhydraulisch erfolgen, seien die Anlagen nahezu wartungsfrei, so Stark. Optional ist die mobile Waschanlage mit Sitzplattform, Kabine und Unterbodenwäschezubehör erhältlich. Mit dem abnehmbaren 500-Liter-Tank könne man ohne zugeschalteten Hochdruck zwei bis drei Lkw reinigen, verspricht das schwäbische Familienunternehmen. "Eine oberflächliche Reinigung ohne Unterbodenwäsche ist in höchstens einer Viertelstunde erledigt", so Stark. Neu im Programm sind übrigens 3-D-Spiralbürsten mit 1000 beziehungsweise 1100 Millimeter Durchmessern - die abgestufte Länge der Spiralbürsten soll dabei die Reinigungswirkung optimieren. Mit Hochdruck an den Unterboden Groben Verschmutzungen rückt die integrierte Hochdruck-Pumpe mit einem Wasserverbrauch von 21 Litern pro Minute zu Leibe. Mit "Powerwash" hat Stark zudem eine speziell für Trailer und Container entwickelte Reinigungstechnik entwickelt, die sich per Schnellkupplungssystem an die Hochdruckpumpe anschließen lässt. Hier kommt eine schwenkbare Präzisionsdüse zum Einsatz, mit der beispielsweise ein Anhänger leicht von unten gereinigt werden kann. Wer mit weniger Druck etwa Fahrerhaus oder auch Transporter und Pkw waschen möchte, greift dagegen auf "Softwash" zurück, ein gewinkeltes Strahlrohr mit bis zu vier Düsen. Mobile Lösungen für kleine Fuhrparks Dass sich die flexiblen Helfer vor allem in kleineren Fuhrparks eher amortisieren dürften als die hohen Investitionen in ein eigenes Waschportal und die dafür vorgeschriebenen Wasseraufbereitungsprozesse, ist das Hauptargument der Anbieter von mobilen Waschanlagen. "Für eine mobile Waschanlage fällt schon in der Anschaffung nur ein Bruchteil der Investitionen an, die für eine Portalwaschanlage inklusive Halle und Wasseraufbereitungstechnik fällig wären", erklärt Stark. Auch die externe Wäsche sei auf Dauer ziemlich kostenintensiv. "Zieht man einen Fuhrpark von 20 Lkw heran, in dem die Fahrzeuge einmal wöchentlich beim Lohnwäscher gereinigt werden, fallen bei einem angenommenen Durchschnittspreis von 60 Euro pro Lkw-Wäsche im Jahr schon 60.000 Euro an", rechnet Stark vor. Nicht zuletzt dürfe auch der längere Zeitaufwand bei der Portalwäsche - ein Durchlauf dauert in der Regel eine Dreiviertelstunde - und weitere Arbeitszeit, die Fahrer inklusive An- und Abfahrt aufwenden, nicht vergessen werden. Auch die Firma Speedywash bietet ihren Kunden mobile Bürstenwaschanlagen für die Reinigung von Nutzfahrzeugen an. Um das Waschen damit anwenderfreundlicher zu gestalten, hat das Unternehmen aus Landau an der Isar das Modell "EZ Easydrive" entwickelt. Der Vorteil: Weniger Kraftaufwand beim Lenken und damit beim Umfahren und Reinigen des Lkw. Ermöglichen soll dies eine höhenverstellbare und bewegliche Lenkdeichsel, die ergonomisch an jede Körpergröße angepasst werden kann. In Kombination mit einer speziellen Fahrwerkskonstruktion erlaube die Lenkdeichsel eine feinfühlige Führung der Maschine und zugleich eine kraftsparende Nutzfahrzeugreinigung, verspricht Speedywash. Bedienelemente im Kopf der Lenkdeichsel und eine stufenlose elektrische Steuerung der Geschwindigkeit sollen zudem für ruckfreies Anfahren sorgen. Da sich bei der "EZ Easydrive" die Motorisierung und der Tank an Bord befinden, liegen beim Reinigen weder Schlauch noch Kabel im Weg. Ein zentraler Fahrantrieb mit federbelastetem Antriebsrad, der ein Drehen auf der Stelle ermöglicht, sorgt für Wendigkeit. Die zuverlässige Reinigung ist laut dem Hersteller sowohl durch eine automatische Anpassung der Drehrichtung der Waschbürste bei einer Änderung der Waschrichtung als auch durch eine elektrische Bürstenneigung sichergestellt. So lassen sich durch die Anpassung der Drehrichtung Waschschatten vermeiden. Die elektrische Bürstenneigung um bis zu zwölf Grad garantiert, dass weiter zurückliegende Flächen an den Seiten, an der Front und dem Heck von Nutzfahrzeugen erreicht werden. Bei der Speedywash neigt sich übrigens nur die Bürstenwelle und nicht die gesamte Maschine. Daher haben alle Räder, egal bei welcher Bürstenneigung, stets Kontakt zum Boden. Sauber in acht Minuten Mithilfe eines neu entwickelten Wassersparsystems will Speedywash die Lkw-Wäsche zudem umweltschonend gestalten. Durch eine stufenlose Regulierung des Wasserflusses an jedem Düsenrohr und einer optionalen Absperrung der Düsenrohre in beliebiger Höhe könne die Wassermenge flexibel angepasst werden, heißt es von Herstellerseite. Ein Reinigungsvorgang dauert demnach nur sechs bis acht Minuten - plus etwa zehn Minuten für die Reinigung des Rahmens und der Felgen. Für die Firma Speedywash punktet das Konzept mobile Waschanlage vor allem mit dem geringen Zeitaufwand: Viele Kunden könnten ihren Fuhrpark öfter waschen - und somit bei überschaubaren Personal-, Wasser- und Energiekosten täglich einen glänzenden Auftritt auf der Straße hinlegen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Waschanlagen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Waschanlagensuche Mit einem Klick zur Lkw-WäscheLkw-Waschanlagen sind gar nicht leicht zu finden, meist liegen sie versteckt entlang der Autobahnen oder in Industriegebieten. Der Augsburger Waschanlagen-Hersteller WashTec will der lästigen Suche nach der Lkw-Waschanlage ein Ende setzen und hat das kostenlose Suchportal www.truck-wash.com initiiert.Hier werden laut WashTec Adressen, Öffnungszeiten und Kontaktdaten von Tausenden Waschanlagen-Standorten für Lkw und Busse weltweit geführt, das Portal ist in 20 Sprachen verfügbar. Praktisch: Fahrer können nicht nur nach aktuellem Standort oder bestimmten Orten suchen, sondern sich auch über die Funktion "Suche entlang der Route" alle Waschanlagen ausgeben lassen, an denen der Lkw auf seiner Tour vorbeikommen wird. Damit Fahrer die Zeit während der Lkw-Wäsche sinnvoll nutzen können, etwa zum Duschen oder für einen Imbiss, weisen Service-Symbole auf entsprechende Einrichtungen am jeweiligen Standort hin. www.truckwash.com will aber nicht nur eine reine Suchplattform sein, sondern auch Community. So können Waschkunden Bewertungen anderer Kunden lesen und Waschbetriebe selbst bewerten. Das neue Waschanlagen-Portal richtet sich nicht nur an WashTec-Kunden. Vielmehr sollen sich möglichst viele Betreiber von Nutzfahrzeug-Waschanlagen mit ihren Standortdaten wie Bundesland, Postleitzahl, Stadt und Adresse oder auch weiterführenden Angaben wie zu den angebotenen Waschprogrammen kostenlos registrieren. Die Betreiber sollen so die Chance erhalten, ihre Zielgruppen strategisch aufzubauen und breiter aufzustellen sowie mittels der Feedbackfunktion ihre Dienste im Sinne des Waschanlagen-Kunden zu verbessern. mh Anbieter (Auswahl) Alfred Kärcher www.kaercher.comCeccato www.ceccato.it/deDüthmann Reinigungstechnik www.wdrt.deIstobal www.istobal.com/deKSM - Klaus, Müller, Schenk www.kms-wasch.deOtto Christ Wash Systems www.christ-ag.comSpeedywash www.speedywash.infoStark Reinigungsgeräte www.st-stark.deSTR Steinbrückner Reinigungstechnik www.steinbrueckner.deWashTec www.washtec.de