Saubere Sache

Der erste Eindruck zählt - das gilt nicht nur im Bewerbungsgespräch, sondern auch, wenn eine Spedition mit potenziellen Auftraggebern zu tun hat. Verschmutzte und ungepflegte Lkw sind ein denkbar schlechtes Aushängeschild, die regelmäßige Fahrzeugpflege gehört nicht von ungefähr bei jedem seriösen Transportunternehmen dazu. Setzt man jedoch einen wöchentlichen Waschtag an, kommt je nach Fuhrparkgröße auf Dauer ganz schön viel zusammen: Die Kosten für die Reinigung eines kompletten Sattelzugs beim Lohnwäscher liegen im mittleren zweistelligen Eurobereich. Ob man nicht lieber in professionelle Waschtechnik investieren und die Fahrzeugpflege in Eigenregie betreiben sollte, ist aber nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine des individuellen Zeitmanagements. "Fährt ein Fahrer in die externe Waschanlage, muss er viel Zeit mitbringen. Eine Lkw-Wäsche dauert rund eine halbe Stunde, selten ist man an der Waschanlage alleine und darf Schlange stehen", sagt denn auch Stefan Mikus, Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition aus Meschede im Sauerland. Sein Fuhrpark umfasst 24 Lkw, die in der Regel einmal wöchentlich gereinigt werden. Seit vielen Jahren kümmert sich Mikus selbst um die Fahrzeugwäsche. Neben dem Zeitaufwand führt Mikus einen weiteren triftigen Grund kontra Lohnwäscher an: "Im ungünstigsten Fall fährt man am Freitagnachmittag kilometerweit in die Waschanlage, auf der Rückfahrt fängt es an zu regnen und der Lkw geht am Montag wieder dreckig auf die Straße. Also wasche ich lieber an Ort und Stelle und warte ab, was der Wetterbericht sagt", sagt Mikus. Bei der Fahrzeugpflege setzt das Unternehmen auf eine mobile Lösung. Seit einem Vierteljahr ist eine neue Bürstenwaschanlage der Firma Stark Reinigungssysteme aus dem württembergischen Jagstzell im Einsatz. Bei der Lkw-Reinigung setzt sich der Chef selbst ans Steuer. Der größte Vorteil dieser Waschtechnik ist für ihn einmal mehr die Zeitersparnis: "Unser Rekord liegt bei 18 Lkw, die wir innerhalb von nur dreieinhalb Stunden gereinigt haben", erzählt Mikus. Das schafft er freilich nicht alleine. Beim Waschvorgang sind in der Regel vier Mitarbeiter involviert. Einer kümmert sich manuell um Scheiben und Felgen, ein weiterer spritzt das Fahrzeug unten mit einem Hochdruckreiniger ab. "Ich selbst fahre schließlich mit der Bürstenwaschanlage um das Fahrzeug herum, bevor ein vierter Mitarbeiter das saubere Fahrzeug vom Waschplatz fährt und das nächste holt", schildert der Geschäftsführer das in der Regel am Samstag stattfindende Waschritual. Eine Waschstraße sei für ihn aus Kostengründen nicht infrage gekommen. "Unter Berücksichtigung der Wasserschutzgesetze wäre ich bei einer Investition von knapp 200.000 Euro gelandet. Mobile Anlagen sind weitaus günstiger", sagt Mikus. Es seien aber nicht nur die Anschaffungskosten, die für eine mobile Waschanlage sprechen: "Bei der Reinigung eines Lkw in der Waschstraße rauschen 1000 Liter Wasser durch. Wenn ich drei Lkw mit der mobilen Bürstenwaschanlage reinige, komme ich dagegen mit 500 Litern aus." Darüber hinaus sei das Gerät sehr wartungsarm: "Kleinere Arbeiten wie beispielsweise Ölwechsel sind von einigermaßen technisch begabtem Personal problemlos zu meistern. Sollte doch mal etwas mit der Anlage sein, bietet der Hersteller schnellen und unkomplizierten Support", erzählt Mikus. In Sachen Bedienung habe Stark mit einer gründlichen Einweisung geholfen. "Ich habe das richtige System schnell rausgehabt und muss sagen: Ich bin begeistert von der Reinigungsleistung", schwärmt Mikus. Das einzige, was noch extern erledigt werde, sei die große Unterbodenwäsche im Frühjahr. Acht Stunden Akkulaufzeit Während Mikus mit einer Diesel-betriebenen Waschanlage seine Runden zieht, haben Stark und andere Hersteller auch akkubetriebene Geräte im Angebot. Möchte man viele Fahrzeuge in einem Aufwasch reinigen, ist allerdings zu bedenken, dass batteriebetriebene Einbürsten-Waschanlagen zwischendurch an die Dose müssen. Hersteller Speedywash aus Landau an der Isar hat sich denn auch die Lösung dieses Problems auf die Fahnen geschrieben und die Waschanlage Battery Xtra entwickelt, welche eine Betriebszeit von bis zu acht Stunden pro Tag erlaubt. Möglich macht dies eine Erweiterung von vier auf acht Batterien. Eine weitaus größere Investition bedeuten Portalanlagen, die dem Schmutz in der Regel mit drei Bürsten zu Leibe rücken. Die Firma Kärcher aus Winnenden bietet innerhalb ihrer TB-Serie Portallösungen in variablen Höhen und Breiten an, die für alle gängigen Fahrzeugtypen hinterlegte Grundwaschprogramme sowie zusätzlich Spiegel-, Ladebordwand- oder Spoilerprogramme mitbringt. Die Hersteller haben in den letzten Jahren fleißig daran gearbeitet, die Effizienz ihrer Waschanlagen zu steigern. Das Standardprogramm für einen Sattelzug ist laut Kärcher knapp acht Minuten kurz. Dass die Lkw-Wäsche fix vonstattengehen kann, will auch die Firma WashTec mit dem Modell MaxiWash Vario unter Beweis stellen: Ein 18 Meter langer Lkw werde in nur sieben Minuten zweimal komplett gewaschen, verspricht der Augsburger Hersteller. MaxiWash Vario ist in diversen, individuell auswählbaren Ausstattungsvarianten erhältlich, darunter Zusatzprogramme wie chemische Vorwäsche, Hochdruck- und Unterbodenwäsche. Kaum Personalkosten Die familiengeführte Spedition Messing aus dem westfälischen Coesfeld hat sich für eine Portalwaschanlage entschieden. Der Fuhrpark besteht inklusive der Fahrzeuge eines Schwesterbetriebs aus insgesamt 80 Lkw. In Sachen Fahrzeugpflege setzt die Spedition Messing auf eine vollautomatische 3-Bürsten-Portalwaschanlage des Herstellers FWA, die von Düthmann Reinigungstechnik aus Neuenkirchen im nördlichen Münsterland vertrieben wird. "Wir nutzen unsere Waschanlage hauptsächlich für unseren eigenen Fuhrpark, haben aber auch Waschkunden. Wir beschäftigen allerdings keine Wagenwäscher, es ging uns von Anfang an darum, die Personalkosten so gering wie möglich zu halten", erzählt Christian Meßing, der das Unternehmen in vierter Generation führt. Die Nutzer erhalten eine Unterweisung, damit sie die Anlage selbstständig bedienen können. Die Portalanlage hat seine Spedition vor knapp 20 Jahren in Betrieb genommen, damals bestand der Fuhrpark noch aus gut 20 Lkw. Davor hat Meßing seine Fahrzeuge mit einer mobilen Bürstenwaschanlage gereinigt. "Das ist sicherlich besser als nichts, aber war für unsere Ansprüche und die Fuhrparkgröße einfach nicht mehr ausreichend", erinnert sich Meßing. Strenge Umweltauflagen Da seine Waschanlage mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen ist, beschäftigt sich der Spediteur derzeit mit der Anschaffung einer neuen. "Unsere jetzige Anlage steht im Freien, was mitunter im Winter, wenn bei Eis und Schnee gewaschen werden muss, zu Problemen führt. Wir überlegen daher, ob wir mittelfristig nicht nur in eine neue Waschanlage, sondern gleich in eine entsprechende Halle investieren wollen", erzählt Meßing. Doch so eine Investition will wohlüberlegt sein. "Die größte Herausforderung beim Bau einer Waschanlage ist die Erfüllung der vielen Umweltauflagen. Man muss sich mit Filtrierungsanlagen, Ölabscheidern und Brauchwasseraufbereitung auseinandersetzen und erheblich darin investieren. Zudem muss man sich auf das Stellen eines Bauantrags mit allen behördlichen Begleiterscheinungen einrichten", weiß Meßing aus eigener Erfahrung. Betrachtet man die Kosten, sei das Waschportal selber nur die Spitze des Eisbergs. "Die Investition in das reine Portal beträgt rund 40.000 Euro, diese Kosten amortisieren sich schnell. Man muss im Vorfeld allerdings sehr viel Geld in die Infrastruktur stecken, um überhaupt waschen zu können", betont der Coesfelder Spediteur. Da gehe es nicht nur um die Einbetonierung des Bodens, allein die Wasseraufbereitungstechnik könne inklusive Wasserauffangbecken je nach Größe bis zu 50.000 Euro kosten. "Baut man noch eine Halle drum rum, ist man schnell bei einer Viertelmillion Euro", so Meßing. Da seine Werkstatt noch aus den Siebzigerjahren stammt, erwägt er mittelfristig einen Neubau, in den eine neue Waschstraße integriert werden könnte. "Diese Investition würde rund eine Million Euro betragen, wovon ein Viertel auf die Waschanlage inklusive Technik und Gebäudeanteil entfallen würde", sagt Meßing. Kurzfristig betrachtet stehe aber erst einmal die Erneuerung des bestehenden Portals an. "Dabei werden wir unserem kleinen Spezialanbieter die Treue halten, weil wir mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden sind. Das mag zwar etwas mehr kosten als bei einem der großen Hersteller, das ist uns der schnelle und verlässliche Service aber wert", sagt Meßing. Aber auch eine größere Investition in die Fahrzeugpflege werde sich bei entsprechender Auslastung dauerhaft lohnen, rechnet er vor: "Rechnet man die Investition von 250.000 Euro auf eine Betriebsdauer von 20 Jahren hoch, wäre man bei 12.500 Euro im Jahr Abschreibung, also rund 1000 Euro im Monat. Eine eigene Waschanlage lohnt sich also auf jeden Fall, vor allem, wenn man wie wir viel Wert auf einen gepflegten Fuhrpark legt." Genauen Waschbedarf ermitteln Nach Ansicht von Spediteur Mikus, der seinen Fuhrpark mit einer mobilen Waschanlage pflegt, müsse jedes Unternehmen die Frage, ab welcher Größenordnung des Fuhrparks sich die eigene Waschanlage lohnt, für sich selbst beantworten, "je nachdem wie oft gewaschen werden soll und wie viel Zeit dafür geopfert werden kann". Meßing zeigt sich überzeugt, dass selber waschen schon bei wenigen Fahrzeugen sinnvoll sei. "Geht es um die reine Außenreinigung, rentiert sich das Waschen in Eigenregie, sobald der entsprechende Waschplatz vorhanden ist. Bei sehr wenigen Lkw kann dies mit dem Hochdruckreiniger erledigt werden", so Meßing. Bis zu einer Größenordnung von circa 20 Lkw komme man auch mit einer mobilen Bürstenwaschanlage über die Runden. "Wenn der Fuhrpark allerdings weiter wächst, stellt sich irgendwann zwingend die Frage nach dem Waschportal." Was man bei Letzterem allerdings nie außer Acht lassen sollte, sei der Unterhalt, denn eine Waschanlage ist technisch komplex und wartungsintensiv. "Mittlerweile können unsere Werkstattmitarbeiter vieles selbst erledigen, aber eben nicht alles. Daher sei jedem, der eine eigene Anlage betreiben will, empfohlen, sich einen Hersteller mit entsprechendem Servicenetz zu suchen, der bei Problemen schnell vor Ort sein kann", empfiehlt Meßing. Egal, für welche Lösung man sich am Ende entscheidet - maßgeblich ist eine vorzeigbare Flotte: "Saubere und gepflegte Lkw sind uns und unseren Kunden sehr wichtig. Meine Kunden sind jedenfalls glücklich und zufrieden mit dem Erscheinungsbild unserer Fahrzeuge, vor allem diejenigen, mit deren Branding wir unterwegs sind", resümiert Mikus. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Waschanlagen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Anbieter (Auswahl) Alfred Kärcher www.kaercher.comCeccato www.ceccato.it/deDüthmann Reinigungstechnik www.wdrt.deIstobal www.istobal.com/deKSM - Klaus, Müller, Schenk www.kms-wasch.deOtto Christ Wash Systems www.christ-ag.comSpeedywash www.speedywash.infoStark Reinigungsgeräte www.st-stark.deSTR Steinbrückner Reinigungstechnik www.steinbrueckner.deWashTec www.washtec.de

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