Was macht ein deutscher Seidenstraßen-Verband?

Warum haben Sie einen deutschen Verband für die Seidenstraße gegründet? Nachdem der chinesische Staatschef Xi Jinping im Jahr 2013 die One-Belt-One-Road-Initiative in Kasachstan angekündigt hat, hatte ich den Eindruck: Da rollt etwas Großes auf Deutschland zu. Ich begann zu recherchieren und mir Mitstreiter zu suchen. 2017 haben wir dann beschlossen, den Bundesverband Deutsche Seidenstraßen Initiative zu gründen. Und zwar mit dem Ziel, die Interessen der deutschen und europäischen Mittelständler in den Volkswirtschaften entlang der unterschiedlichen Seidenstraßen zu vertreten - nicht um Vertreter chinesischer Interessen in Deutschland zu sein. Worin sieht der Verband seine Aufgaben? Wir wollen einerseits mittelständischen Unternehmen, die in den Ländern entlang der Seidenstraßen investieren wollen und Kooperationen suchen, mit Rat zur Seite stehen. Auf der anderen Seite wollen wir die Politik unterstützen, Strategien zu entwickeln. Hier geht es in erster Linie darum, aufzuzeigen, welche ordnungspolitischen Rahmenbedingungen in diesen Ländern gegeben sind. Da geht es zum Beispiel um Fragen wie den Schutz des geistigen Eigentums, den freien Warenverkehr etc. Wir müssen aber auch über Probleme wie Korruption und Behördenwillkür reden. Wer sind die Mitglieder? Unsere Zielgruppe sind Mittelständler, die erkannt haben, dass es für sie enorme Wertschöpfungspotenziale in den Ländern der Seidenstraßen gibt. Die großen DAX-Unternehmen brauchen uns nicht. Die haben eigene Stäbe, die sich mit diesen Themen und auch mit der Politik auseinandersetzen. Angeführt wird derzeit die Mitgliederschaft von der Logistik. Wir haben aber auch Infrastrukturbauer, Investoren in Richtung Medizintechnik, die Lebensmittelindustrie aber auch Automobil-Zulieferer. Und die IT-Branche. Und wie viele Mitglieder hat der BVDSI? Zahlen geben wir keine raus. Wir sind noch relativ jung, deshalb sind das sicherlich nicht Tausende. Aber der Nachfragedruck ist erfreulich groß. Kritiker sagen, dass Aufträge entlang der neuen Seidenstraße nur an chinesische Unternehmen gehen. Gilt das auch für Transport- und Logistikaufträge? In der Vergangenheit bestand die Strategie der Chinesen darin, Finanzierungs-Angebote an die Länder zu machen und die Projekte dann mit chinesischen Ressourcen umzusetzen. Das wird sich ändern und das ist die Chance für die europäische Wirtschaft. Hinzu kommt: War China bis vor vier oder fünf Jahren noch die verlängerte Werkbank der westeuropäischen Wirtschaft, so hat das Land heute den Anspruch, selbst Exportnation zu sein und Produkte in den Westen zu bringen. Das hat Auswirkungen auf die Logistik und führt zu einer hohen Nachfrage nach Transportkapazitäten und Logistikdienstleistungen. Die Logistikbranche hat außerdem den Vorteil, dass sie schon immer international war und die Unternehmen Erfahrungen und Kontakte vor Ort haben. In welchen Sparten haben deutsche Dienstleister denn die besten Chancen? Ganz stark im Kommen ist das Thema Lebensmittel-Kühltransporte und damit verbunden die digitale Überwachung der Ware. Außerdem Baustofftransporte. Länder wie Kirgisien, Usbekistan oder Kasachstan sind sehr rohstoffreich und wollen Schüttgut in Richtung China und in den Westen exportieren. Dazu fehlen ihnen aber oft die moderne Logistikinfrastruktur, die Transportkapazitäten und das Know-how. Außerdem sind Zolldienstleistungen sehr gefragt, um die Abfertigungszeiten zu verkürzen. Verband für neue Seidenstraße Ende März fand die offizielle Gründungsveranstaltung des Bundesverbandes Deutsche Seidenstraßen Initiativen (BVDSI) statt. Die Organisation will die Interessen der mittelständischen Unternehmen aus Deutschland in den Volkswirtschaften entlang der neuen Seidenstraße zwischen Europa und China vertreten. Aus Sicht des BVDSI verkennt die deutsche und europäische Politik bisher die Bedeutung des Infrastruktur-Projektes. ks

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