Der Volkswagen-Konzern trifft trotz Drucks der tschechischen Regierung zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung über einen möglichen Batteriefabrikstandort in Mittelosteuropa. Aufgrund der Marktbedingungen einschließlich des langsameren Anlaufens der Elektromobilität in Europa gebe es einstweilen keine geschäftlichen Gründe dafür, über weitere Standorte in Europa zu entscheiden, teilte VW-Konzernchef Oliver Blume am Mittwoch, 1. November, mit. Blume hatte sich zuvor in Prag mit Regierungschef Petr Fiala getroffen.
Fiala reagierte enttäuscht: „Wir können nicht länger warten“, sagte er nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch. Man werde sich auf andere Batterieprojekte konzentrieren. Das angebotene Grundstück in Pilsen (Plzen) könne nicht weiter frei gehalten werden. Außer Tschechien wurden zuletzt auch Polen und Ungarn als mögliche Kandidaten für den mittelosteuropäischen Standort genannt.
Tschechien hatte im Rennen um die Großinvestition den früheren Militärflugplatz Pilsen-Line als Standort angeboten. Der Flughafen mit einer 1550 Meter langen Landebahn wurde bisher noch als strategische Reserve der Armee vorgehalten. Es wurde erwartet, dass die Gigafabrik etwa 4500 Arbeitsplätze schaffen würde. Die Autoindustrie trägt fast zehn Prozent zum tschechischen Bruttoinlandsprodukt bei.
VW-Technikvorstand Thomas Schmall hatte im März erklärt, es gebe keine Eile bei dem Thema. Der Zuschlag könne notfalls bis 2025 warten. Volkswagen und PowerCo haben bisher drei Standorte für eine Batteriezellenproduktion ausgewählt: Salzgitter in Deutschland, Valencia in Spanien und St. Thomas in Kanada. Das gemeinsame Produktionspotenzial soll bei einer Kapazität von 200 Gigawattstunden liegen.