In Westeuropa wurden im Jahr 2023 169.496 Unternehmensinsolvenzen registriert. Dieser Wert liegt um 20,9 Prozent über dem Vorjahresstand (140.168 Fälle). Die Insolvenzzahlen übertrafen damit erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung.
In den meisten der untersuchten 17 Staaten Westeuropas stiegen die Insolvenzzahlen. Rückgänge gab es nur in Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal. Besonders stark war der Anstieg in den Niederlanden (plus 54,9 Prozent) und in Frankreich (plus 35,6 Prozent). In Schweden, Irland, Finnland, Norwegen und Deutschland stiegen die Insolvenzfälle um mehr als 20 Prozent.
In allen Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen zweistellig. Besonders stark war der Anstieg im Handel (plus 24,8 Prozent) und im Bausektor (plus 21,7 Prozent), moderater war er im Dienstleistungsgewerbe (plus 16,2 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe beschleunigte sich das Insolvenzgeschehen. Der Zuwachs (plus 19,8 Prozent) war höher als im Vorjahr. Gleichwohl liegen die Zahlen
im Verarbeitenden Gewerbe noch knapp unter dem Wert des Jahres 2019.
Auch in Osteuropa stiegen die Insolvenzzahlen, wobei weitgehend Ungarn für den Anstieg von rund 8 Prozent verantwortlich war. Insgesamt wurden 2023 in Osteuropa fast 65.000 Unternehmensinsolvenzen registriert – im Vorjahr waren es gut 60.000 Fälle. In sechs von zwölf untersuchten Ländern gingen die Fallzahlen zurück. Die größten Rückgänge gab es in Kroatien (minus 22,3 Prozent) und in Lettland (minus 21,2 Prozent). Einen Anstieg verzeichneten neben Ungarn auch Estland, die Slowakei, Serbien und Tschechien.
Schwache Ertragslage belastet die Wirtschaft
Eine zunehmende Zahl von Unternehmen hat im Jahr 2022 Verluste erwirtschaftet oder lediglich sehr niedrige Gewinnmargen erzielt. So wiesen 21,5 Prozent der Unternehmen ein negatives EBIT auf (2021: 21,3 Prozent) und weiteren 25,9 Prozent der Unternehmen (2021: 24,9 Prozent) blieb unter dem Strich lediglich eine Gewinnmarge von weniger als 5 Prozent. Nur für 18,8 Prozent der Unternehmen wurde 2022 eine sehr hohe Gewinnmarge von über 25 Prozent konstatiert.
Gestiegen sind 2022 hingegen die Eigenkapitalquoten der Unternehmen. 48,3 Prozent – und damit fast jedes zweite Unternehmen – wies eine Eigenkapitalquote von über 50 Prozent auf (Vorjahr: 47,2 Prozent). Eine schwache Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent verzeichneten noch 21,4 Prozent der Firmen (Vorjahr: 22,0 Prozent).