München. Die deutschen Unternehmen erwarten mehr Bürokratie durch das Lieferkettengesetz. Das geht aus der Mai-Konjunkturumfrage des ifo Instituts hervor. „Vor allem in der Industrie geben 43 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an, negative Auswirkungen durch Erhöhung der Bürokratie oder des Dokumentationsaufwandes zu erwarten, gefolgt vom Großhandel“, sagte Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft am Freitag, 11. Juni.
Das Gesetz steht am Freitag zur abschließenden Lesung auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages. Es regelt die Verantwortung für internationale Lieferketten der in Deutschland tätigen Unternehmen. „Viele Unternehmen fühlen sich auch indirekt vom Gesetz betroffen, beispielsweise durch Preiserhöhungen oder durch ihre Rolle als Zulieferer für Großunternehmen“, sagte Flach. Martin Braml, Mitverfasser der Analyse fügte hinzu, viele Unternehmen befürchteten auch juristische Risiken in Haftungsfragen und zweifeln an der praktischen Durchsetzbarkeit, Produktionsstandards bei ihren Zulieferern effektiv zu kontrollieren.
Verdi begrüßt neues Gesetz
Den geringsten Effekt erwarten Dienstleister, vermutlich aufgrund geringerer internationaler Verflechtungen innerhalb ihrer Wertschöpfungsketten. Das ifo Institut fragte im Mai 7000 Unternehmen, wie groß sie die Auswirkungen des nationalen Lieferkettengesetzes auf ihr Unternehmen einschätzen.
Die Gewerkschaft Verdi hält das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten für einen ersten Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Lebensumstände im globalen Welthandel. Das Gesetz sei „der Einstieg zur Übernahme verbindlicher Verantwortung für die Achtung von Menschenrechten durch die Wirtschaft. Hinter diese Regelungen kann niemand mehr zurück“, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. (tb)