Antwerpen. Nach Rotterdam wird nun auch der Hafen Antwerpen Schiffe beim Hafengeld belohnen, die besonders hohe Umweltstandards erfüllen. Der belgische Seehafen ist dabei Teil einer Initiative der „International Association of Ports and Harbours" (IAPH) zur weltweiten Einführung des sogenannten „Environmental Ship Index" (ESI). Antwerpen wird diesen ESI zum 1. Juli dieses Jahres einführen, teilte die Hafenverwaltung GHA (Gemeentelijk Havenbedrijf Antwerpen) jetzt mit. Im günstigsten Fall könnten die Reedereien mit einem „Umweltrabatt" von zehn Prozent auf die BRZ (Bruttoraumzahl) rechnen.
Aus Sicht des GHA unterstützt die ESI-Einführung die Bemühungen des zweitgrößten europäischen Seehafens, ein besonders „grüner Hafen" zu werden. So treibt Antwerpen beispielsweise den Ausbau des Landstrom-Versorgungsnetzwerkes voran, wobei der Schwerpunkt bei der Binnenschifffahrt liegt. Darüber hinaus verwenden alle Schiffe und Boote der Hafenverwaltung besonders schwefelarmen Treibstoff.
Der Umweltrabatt wird nach einem genau festgelegten, komplexen Verfahren gewährt. Grob vereinfacht hat es diesen Ablauf: Die Reedereien müssen die aus ihrer Sicht als „umweltfreundlich" anzusehenden Schiffe über eine eigens dafür eingerichtete Website anmelden (www.environmentalshipindex.org) und dabei einen genau definierten Datensatz hinterlegen. Anhand dieses Basismaterials erhält das Schiff auf einer Skala von Null bis 100 eine „Einstufung". Frachtern, die beispielsweise mindestens 31 Umweltpunkte bekommen, wird in Antwerpen ein Rabatt von zehn Prozent auf das Hafengeld gewährt, und zwar je Anlauf. Die einmal vorgenommene, international verbindliche Einstufung hat eine Gültigkeit von mindestens drei Jahren. Damit erhalten die Reedereien eine Planungssicherheit bezüglich der individuellen Schiffsbetriebskosten. Aktuell liegen für rund 250 Schiffe Einstufungen nach dem ESI-Standard vor. Die Antwerpener Hafenverwaltung hofft, dass mit der Weiterverbreitung des Index auch in anderen Häfen schnell die Anzahl der als umweltfreundlich eingestuften Schiffe zunimmt. Das gesamte ESI-Verfahren geht einher mit einer sehr intensiven Datenauswertung.
Auch der Hamburger Hafen steht beim Thema ESI nach Aussage von Alexander Schwertner, Sprecher bei der Hamburg Port Authority (HPA), in den Startblöcken. „Wir gehen davon aus, dass wir den ESI noch in diesem Sommer einführen werden", erklärte Schwertner der VerkehrsRundschau. Der Sachverhalt liege derzeit beim Aufsichtsrat, der das Signal auf „Grün" setzen müsse.
Neben den beiden Westhäfen und Hamburg werden den ESI auch die Bremischen Häfen und der französische Atlantikhafen Le Havre einführen. (eha)