Sassnitz. Mit millionenschwerer Förderung ist ein neues Gewerbegebiet im Fährhafen Sassnitz erschlossen worden. Das 46 Hektar große Areal, das unter anderem das französische Unternehmen Eupec bis 2011 nutzte, soll nach Angaben des Fährhafens für Neuansiedlungen genutzt werden. Von dieser Fläche wurden innerhalb von zwei Jahren rund 23 Hektar neu erschlossen, wie der Fährhafen mitteilte. Die Entwicklung des Gewerbegebietes kostete rund 9,8 Millionen Euro. Davon sind 5,5 Millionen Euro Fördermittel der EU zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur. Das Gebiet soll am Donnerstag dem Fährhafen übergeben werden.
Anfragen zu möglichen Interessenten für die Flächen beantwortete der Fährhafen nicht, ebenso auch wiederholt gestellte Anfragen zur Entwicklung der Umschlagszahlen und der Arbeitskräfte-Entwicklung im Fährhafen-Areal in den letzten Jahren. Gesellschafter des Hafens, der 1986 im Norden der Insel Rügen in Betrieb ging, sind die Stadt Sassnitz und das Land Mecklenburg-Vorpommern.
Güterumschlag seit Jahren rückläufig
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist der Güterumschlag im Fährhafen seit Jahren rückläufig. Gingen dort im Jahr 2000 noch 2,9 Millionen Tonnen Güter im Seeverkehr über die Kaikante, waren es 2013 rund 1,6 Millionen Tonnen. Auch die Fahrgastzahlen gingen laut Statistik-Amt zurück: Von 749.000 Passagieren im Jahr 2005 auf 561.000 Fahrgäste im Jahr 2013. Im vergangenen Jahr hatte die schwedische Reederei Stena Line ein Fährschiff von der traditionellen Route Sassnitz-Trelleborg nach Rostock abgezogen.
Zusammen mit dem Fähr- und RoRo-Verkehr ging der Gesamtbruttoumschlag nach Angaben aus dem Verkehrsministerium von 4,7 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 2,06 Millionen Tonnen im Jahr 2014 zurück - allein gegenüber 2013 betrug der Rückgang mehr als eine Million Tonnen.
Einzig im Bereich Getreideumschlag gab es 2014 einen Zuwachs, der den Gesamtrückgang aber nicht auffangen konnte. Wie der Hafen vor einer Woche mitteilte, plant das Agrarhandelsunternehmens BayWa AG aus München eine größere Investition in Lagerkapazitäten.
Auf einem Teil des Gewerbegebietes „Hafen Mukran” hatte Eupec bis 2011 Rohre für die Ostseepipeline mit Beton ummantelt. Nach dem Projektende zog sich Eupec von Sassnitz zurück. Später begann dort ein Unternehmen mit der Fertigung von Tunnelsegmenten für den Kopenhagener U-Bahn-Ring. Sassnitz dient zudem als Basis für die Errichtung der Offshore-Windparks „Baltic 2” und „Wikinger”, die jeweils rund 30 Kilometer nordwestlich und nordöstlich vor Rügen entstehen.
Schnellere Abfertigung für Ganzzüge
Vor einer Woche informierte der Fährhafen, ein „zukunftsweisendes Konzept” zu entwickeln, das die schnellere Abfertigung von Ganzzügen sowie Schiffen der Panamax- und Handysize-Klasse vorsehe. Seeseitig werde die Schaffung von entsprechenden Kaianlagen und Tiefgängen untersucht, hieß es. Ein Antrag dafür liegt der zuständigen Wasser- und Schifffahrtsdirektion nicht vor, wie der Leiter des Stralsunder Wasser- und Schifffahrtsamtes, Holger Brydda, sagte. Auch ist das Vorhaben nicht vom Land für den neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet worden. (dpa)