Gute Nachrichten für Verlader, unruhige Zeiten für Spediteure: Die Daten aus dem Informationstool „Market Insights“ vermitteln ein konkretes und zuverlässiges Bild vom Zustand des europäischen Transportsektors. Für Verlader entwickelt sich die Situation besser als in der jüngsten Vergangenheit, aber die Aussichten für Spediteure bleiben schwierig. Der Grund: Das Spannungsfeld zwischen Kapazitäten, Spot- und Kontraktraten sowie dem allgemeinen EU-Kostenindex.
Der Transporeon Kapazitätsindex
Dieser Index stellt die Lkw-Kapazitätsentwicklung auf monatlicher Basis auf europäischer Ebene dar. Er stützt sich auf unsere Ablehnungsquote für Vertragsladungen, unseren Index für Spotangebote
und die Flottenregistrierungsdaten, die vom Verband der europäischen Automobilhersteller bereitgestellt werden.
Der Aufwärtstrend von 19 Prozent bedeutet nach den Experten von Transporeon, dass die verfügbare Transportkapazität für Verlader im Februar 2023 im Vergleich zum Vorjahr stark zunimmt. Dies ist eine Folge von zwei Hauptfaktoren: Mehr Optionen und Routen für die Zeit nach der Pandemie, um schnell zur Normalität zurückzukehren, und eine gleichzeitig sinkende Nachfrage von Verladern, bedingt durch die weltweiten wirtschaftlichen Herausforderungen.
Der Spot Price Index von Transporeon erfasst die Spotpreise für die 70 wichtigsten Routen in Europa und gewichtet jeden Verkehrsträger nach seiner Transportleistung.
Spot Price Index
o Februar 2022: 121,70
o Februar 2023: 108,31 (-11%)
Der Rückgang der Spotraten um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist eine Folge der gestiegenen verfügbaren Kapazitäten auf der einen Seite und des Wettbewerbs zwischen Spediteuren bei sinkender Nachfrage der Verlader auf der anderen Seite.
Der Transporeon Contract Price Index bildet, genau wie der Spot Price Index, die Kontraktraten für die 70 wichtigsten europäischen Verkehrswege ab.
Änderungen der Kontraktsraten werden aufgrund der zeitlichen Abfolge der Beschaffungszyklen erst später sichtbar.
Contract Price Index
o Februar 2022: 110,9
o August 2022: 123,7
o Februar 2023: 122,4 (+10,36 % gegenüber dem Vorjahr)
Die Kontraktraten stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 stetig an, wie der Augustwert zeigt. Seitdem sind sie jedoch abgeflacht, da die Nachfrage aufgrund des weltweiten wirtschaftlichen Drucks zurückgeht.
Transporeon Experten-Einordnung
Basierend auf der Entwicklung des Kapazitätsindex und des Spotpreisindex erwarten die Transporeon-Experten für den kommenden Monat ein stabiles Niveau oder sogar einen leichten Rückgang der Kontkraktraten.
Ähnliche Tendenzen sind auf einzelnen Relationen zu beobachten. Am Beispiel der Relation Frankreich-Deutschland zeigt sich, dass die Spotrate im Jahresvergleich um 16 Prozent gesunken ist, während die Kontraktrate im Jahresvergleich um 8 Prozent gestiegen ist. Umgekehrt lagen die Spotraten in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 über den Kontraktraten, fielen dann im August 2022 unter die Kontraktraten und sind bis jetzt im Jahr 2023 so geblieben.
Nicht alle Verkehrsträger folgen diesen Trends: Entgegen dem allgemeinen Markttrend sind die Spotpreise für die Route von Lettland nach Estland im Jahresvergleich um 32 Prozent gestiegen, während die Spotpreise für die Route von Großbritannien nach Frankreich im Jahresvergleich um 23 Prozent gesunken sind – ein wesentlich stärkerer Rückgang als der 11-Prozent-Rückgang des allgemeinen Spotpreisindex.
EU-Kostenindex
Der EU-Kostenindex verfolgt die Entwicklung der Kosten für Spediteure auf den 70 größten Verkehrswegen in Europa. Es fasst mit Hilfe eines Modells zur Berechnung der Gesamtbetriebskosten die Daten in fünf Gruppen zusammen. Sie stellen die größten Kostenfaktoren für Verkehrsunternehmen dar: Fahrerkosten, Kraftstoff & Adblue, Fahrzeugtyp, Maut und Dienstleistung. Das Tool fasst die Inhalte über ein Total-Cost-of-Ownership-Berechnungsmodell zu einem einzigen Index zusammen. Der Index hat einen Basiswert von 100, der die durchschnittlichen Kosten in den letzten beiden Quartalen des Jahres 2019 widerspiegelt (dieser Zeitraum war der letzte vor der Pandemie und damit die Grundlage für ein "normales" Handelshalbjahr). Das bedeutet, dass Werte, die über der Basislinie und dem Vorquartal liegen, einen Kostenanstieg darstellen.
Kostenindex:
o Q4 2021: 105.75
o Q4 2022: 120.75 (+14.1%)
Der Anstieg der Kraftstoff- und Energiekosten, der vor allem durch den Beginn des Krieges in der Ukraine ausgelöst wurde, erklärt weitgehend diesen Kostensprung, wobei auch das Mobilitätspaket eine Rolle spielt.
Transporeon Experten-Einordnung
Die Experten von Transporeon prognostizieren, dass der Kostenindex im ersten Quartal 2023 weiter auf 121,43 und im zweiten Quartal 2023 auf 122,59 steigen wird. Dies ist zum Teil auf den erwarteten Anstieg der Arbeitskosten zurückzuführen ist. Diese machen den größten Anteil an den Gesamtkosten der Spediteure aus. Christian Dolderer, Head of Market Intelligence Europe Road and Intermodal, kommentiert: „Die
Kombination aus steigenden Betriebskosten und sinkender Frachtnachfrage bedeutet, dass die Spediteure jetzt unter Margendruck stehen. Das könnte sich aber sofort ändern, wenn die Nachfrage wieder anzieht und die Kapazitäten sinken.“