Transparente Chemielogistik

Das Handling mit flüssigen Chemikalien erfordert eine sorgfältige Planung. Das weiß auch die Duisburger Firma Köppen, die Transportdienstleistungen sowie Services wie das Lagern, Be- und Entladen, Reinigen und Reparieren von Tankcontainern anbietet. Digital unterstützt wird die Disposition seit 2005 vom Transport-Management-System (TMS) Intertrans von Doll + Leiber. Parallel wurde als Telematik Fleetboard eingeführt, der Großteil des Fuhrparks besteht schließlich aus Mercedes-Lkw. Bis zur Digitalisierung ohne Systembrüche war es allerdings ein längerer Weg: Fleetboard wurde lange Jahre nur als Stand-alone-Lösung zu Ortungszwecken und für die Fahrerauswertung genutzt. "2010 haben wir den ersten Versuch gestartet, die Telematik an unser TMS anzubinden. In Verbindung mit der seinerzeit in den Fahrzeugen verbauten Hardware hatte sich das allerdings als wenig praktikabel erwiesen", erinnert sich Marco Thalhäuser, Manager für Business Development bei Köppen. Erst mit der neueren Fleetboard-Generation, wo der Fahrer die Telematik auf Tablets nutzen kann, nahm das Projekt Formen an. Seit 2018 werden über eine eigens entwickelte Schnittstelle alle Auftragsdaten an den Fahrer übermittelt sowie Status und Standzeiten mit Zeitstempel versehen zurück ins TMS gespielt. Die neueste Ergänzung zum Softwarepaket von Doll+Leiber ist das Modul Dispoplan, das jedem Auftrag automatisch die passende Ressource zuordnet. Drittsystem war keine Option "Diese zwei Systeme in dieser Tiefe miteinander zu vernetzen, hatte bislang noch niemand probiert", sagt Thalhäuser. Kam denn nicht ein Drittsystem infrage? Thalhäuser winkt ab: "Unsere Fahrzeuge sind von Haus aus mit der herstellereigenen Telematik ausgestattet. Wir haben lieber in die Schnittstelle investiert als in komplett neue Hardware eines herstellerunabhängigen Anbieters." Durch diese "Pionierarbeit" könnten übrigens auch andere Spediteure die Schnittstelle nutzen. Der Aufwand hat sich also ausgezahlt. Gerade im Nahverkehr hätten eine reibungslose Kommunikation und Effizienz einen ganz hohen Stellenwert, betont Thalhäuser. "Jede Minute, die ich verliere, weil ich dem Fahrer irgendwelche Papiere faxen muss oder versuche, ihn ans Telefon zu kriegen, ist eine zu viel." Hinzu komme eine für die Chemielogistik branchentypische Besonderheit: Auf vielen Werksgeländen herrscht Telefonverbot. "Kommt es dort zu längeren Wartezeiten, würde der Disponent dies ohne die Statusmeldungen aus der Telematik womöglich gar nicht mitbekommen", erklärt Thalhäuser. Papierlose Abwicklung rückt näher Die Verknüpfung der Systeme sei zwar sehr anspruchsvoll gewesen und habe auch seine Zeit gedauert, räumt er ein. Seitdem sie aber fertig ist, funktioniere alles reibungslos. Auch die Fahrer hätten die Lösung sehr gut angenommen, denn schließlich profitieren auch sie von den verschlankten Prozessen. Schlanker ist bei Köppen auch das Papieraufkommen geworden: Der Fahrer führt alle relevanten Dokumente in digitaler Form auf dem Tablet mit, der Kunde kann sie sich mailen lassen und nach Bedarf ausdrucken. "Gestempelte Frachtbriefe, die wir in Papierform zurückerhalten, werden ebenfalls digitalisiert und ins Dokumentenmanagement-System überführt", ergänzt Thalhäuser. Im nächsten Step würde das Unternehmen gerne Schnittstellen zu Kundensystemen und branchenspezifischen Vergabeplattformen wie etwa Elemica schaffen. Momentan kämen die Aufträge bestenfalls per E-Mail rein und müssten manuell übertragen werden. "Große Teile der chemischen Industrie hängen aber leider noch am Papier. Unser Einfluss darauf, die Prozesse auch an dieser Stelle weiter zu digitalisieren, ist also begrenzt", sagt Thalhäuser. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Telematik www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Schon seit 2005 nutzt der auf die Chemielogistik spezialisierte Dienstleister Köppen das TMS Intertrans von Doll + Leiber sowie Fleetboard als Telematik. Sein Potenzial richtig ausspielen konnte das Duo aus TMS und Hersteller-Telematik aber erst durch eine aufwendige Verzahnung der beiden Systeme. Bis zu 120 Aufträge täglich Köppen mit Hauptsitz in Duisburg beschäftigt insgesamt 170 Mitarbeiter und hat sich auf das Handling von flüssigen Chemikalien spezialisiert. Im Schnitt arbeiten die rund 70 Fahrer zwischen 100 und 120 Aufträge pro Tag ab. Das kann eine Lieferung zwischen zwei Terminals sein, aber auch eine Tour nach Triest in Italien oder nach Nordfrankreich. Drei Disponenten teilen sich die Bereiche Nah-, Fern- und Werksverkehr auf. Der Fuhrpark besteht aktuell aus 54 Fahrzeugen, die zu 90 Prozent aus dem Hause Mercedes-Benz stammen. Haupteinzugsgebiet von Köppen ist Nordrhein-Westfalen, wo der Logistikdienstleister viele Kunden aus der chemischen Industrie an Rhein und Ruhr bedient. Die Fahrer verkehren zudem täglich in der Benelux-Region, wo die Überseeterminals in Antwerpen und Rotterdam angefahren werden. mh

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