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Studie: Der stationäre Handel könnte bis 2025 aussterben

21.09.2016 09:00 Uhr
Studie: Der stationäre Handel könnte bis 2025 aussterben
Onlineshoppping wirbelt den Handel durcheinander
© Foto: fotolia.com/Gina Sanders

Das EHI Retail Institute in Köln stellt in einer Studie neun Szenarien vor, die zeigen, welche Zukunft der Handel von morgen hat und welche Rolle die Logistik dann noch spielt.

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Köln/Berlin. „Die aktive Rolle des Handels im Digitalisierungsprozess trägt entscheidend dazu bei, ob die Handelslogistik auch in Zukunft bestehen wird, oder ob sich neue Player zwischen Handel und Endkunde drängen und das Heft in die Hand nehmen.“ Zu diesem Ergebnis kommt die „EHI-Szenariostudie Handelslogistik 2025“, die das EHI Retail Institute in Köln mit Logistikexperten aus dem Handel und seinem Methodenpartner ScMI entwickelt hat. Erste Kernergebnisse der Studie werden auf dem „ECR-Tag 2016“ von GS1 Germany in Berlin vorgestellt.

In insgesamt neun Szenarien nennt die Studie mögliche Trends und Entwicklungen in der Handelslogistik bis 2025, die Unternehmen eine Orientierungshilfe für eigene zukünftige Geschäftsmodelle geben sollen. Die unterschiedlichen Szenarien, die in der Studie als virtuelle Handelsplaneten eines erdnahen Planetensystems beschrieben werden, sind vom Grad der Aktivität der Rolle des Handels und der Ausprägung der Digitalisierung geprägt.

Szenario 1: Sättigungseffekt im Digitalisierungsprozess

Glamoroso; Der Planet „Glamoroso“ beschreibt ein Szenario, in dem ein Sättigungseffekt im Digitalisierungsprozess erreicht ist. Begünstigt durch eine fortschreitende Urbanisierung sind zahlreiche Flagship-Stores – zunehmend von Marken beziehungsweise Herstellern – entstanden. Diese bieten dem Kunden durch Showrooming-Konzepte ein besonderes Einkaufs- und Produkterlebnis. Der Erlebnischarakter des Shoppens sorgt dafür, dass der Kunde die Ware bevorzugt im stationären Handel begutachtet und sich die Ware durch die Logistikpartner des Handels direkt nach Hause liefern lässt. Die Handelslogistik nimmt folglich eine sehr aktive Rolle im Digitalisierungsprozess ein. Allerdings verstärkt sich die Komplexität in der Logistik des Handels, unter anderem durch die Zunahme an Retouren.

Szenario 2: Verschmelzung der On- und Offline-Welt

Schizophrenia: Zu einer Verschmelzung der On- und Offline-Welt kommt es auf dem Planeten „Schizophrenia“ nur in geringem Maße, sodass E-Commerce und stationärer Handel nicht aufeinander abgestimmt sind und nebeneinander existieren. Durch die parallele Existenz beider Welten erhöht sich die Komplexität in der Handelslogistik in Form eines höheren Aufwands bezüglich der Organisation und der Prozessabläufe innerhalb der unterschiedlichen Lieferketten. Gleichzeitig wollen sich immer mehr Hersteller und Anbieter aus der Logistikbranche in der Handelswelt durchsetzen. Indem sie auf ein breites Portfolio an Dienstleistungen zurückgreifen und dadurch effizienter als die Logistik des Handels agieren können, drängen sie sich zwischen Handel und Endkunde und treten in Konkurrenz zu den etablierten Strukturen der Handelslogistik.

Szenario 3: Wettbewerb im Bereich Supply Chain Management

Explora: Zu einer stärkeren Verschmelzung von E-Commerce und stationärer Handel kommt es auf „Explora“. Dieser Handelsplanet repräsentiert somit den klassischen Omnichannel-Handel, der durch kleinere Verkaufsflächen und die Nähe zum Kunden gekennzeichnet ist. Durch den Zuwachs an Auslieferungspunkten (zum Beispiel Paketshops, Packstationen) und die Fokussierung der Logistik im Bereich des Supply Chain Managements auf den Endkunden kommt es zu einer stärkeren Automatisierung in den Logistikprozessen des Handels. Zudem kommt es im Bereich des Supply Chain Managements zu einem Wettbewerb von Handelslogistik und der eigenen Logistik der Hersteller. Beides sorgt dafür, dass sich die Komplexität in der Handelslogistik massiv erhöht.

Szenario 4: Der stationäre Handel verschwindet gänzlich

Deserto: In einem Worst-Case-Szenario wird das Ende des stationären Handels prognostiziert. Dieses spielt auf dem Planeten „Deserto“, auf dem der stationäre Handel vielerorts gänzlich verschwindet, während der Online-Handel eindeutig dominiert. Die Logistik hat sich vollständig vom Handel gelöst. Denn Online-Pure-Player schaffen eigene hochautomatisierte Logistiklösungen. Dadurch haben sie dem Handel die Kontrolle über die Wertschöpfungskette aus der Hand genommen. Ihren Platz in diesem Szenario versucht die Logistikbranche über die Einbettung von IT-Systemen und -technologien in existierende IT-Landschaften und die Supply Chain Steuerung zu sichern.

Zur Methodik: Das EHI Retail Institute in Köln ist ein Forschungs- und Bildungsinstitut für den Handel und seine Partner. Das EHI nutzt das Szenario-Management seines Methodenpartners ScMI, um Zukunftsbilder für die Entwicklungen innerhalb der nächsten 10 Jahre in der Handelslogistik zu beschreiben.

Das EHI-Expertenteam besteht aus 31 Logistikentscheidern aus zehn Handelsunternehmen der Sortimente Lebensmittelhandel, Hard Goods, Textil- und DIY sowie 9 Dienstleistungsunternehmen aus den Bereichen Strategieberatung sowie IT- und Logistik. Es identifizierte in drei eintägigen Workshops insgesamt 22 Schlüsselfaktoren und schätzte deren Auswirkung auf die Handelslogistik ab. Daraus ergaben sich am Ende neun Szenarien, die in der strategischen Planung konkrete Entscheidungsprozesse unterstützen können.

Die vollständigen Ergebnisse der Szenario-Studie werden im November 2016 vom EHI als kostenloser Download veröffentlicht. (eh)

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