Brüssel. In Belgien ist innerhalb des Straßengütertransportsektors ein Streit um Corona-Prämien für Lkw-Fahrer entbrannt. Nachdem einige Transportunternehmen damit angefangen haben, Prämien für Fahrer auszuschütten, fordern Gewerkschaften die Ausschüttung solcher Prämien für alle Fahrer. Diese Forderung wird bislang aber von Unternehmerseite mit der Begründung abgelehnt, dass viele Unternehmen wegen fehlender Aufträge zurzeit gar nicht in der Lage seien, solche Prämien zu zahlen.
„Es ist schockierend zu sehen, dass die Gewerkschaften solche Prämien von den Unternehmen fordern, wo gleichzeitig aktuell tausende Fahrer überhaupt nicht arbeiten können und darum bangen müssen, finanziell überhaupt über die Runden zu kommen“, teilt Michael Reul, Direktor des belgischen Unternehmerverbands für Transport und Logistik, UPTR, mit.
Forderungen im Zusammenhang mit Betriebsratswahlen
Reul glaubt, dass die Gewerkschaften die Forderungen vor dem Hintergrund der anstehenden Betriebsratswahlen stellen, die in Belgien für den 11. und 24. Mai geplant sind. Die Termine werden allerdings höchstwahrscheinlich aufgrund der Corona-Beschränkungen auf November verschoben.
Schon kurz nach Ausbruch der Corona-Krise hatte der Lebensmittel-Transportspezialist STEF Transport Belgium damit begonnen, seinen Lkw-Fahrern Prämien für ihren Einsatz zu zahlen. STEF sah sich mit einer erhöhten Nachfrage nach Dienstleistungen konfrontiert und verlangte deshalb einen zusätzlichen Einsatz von seinen Mitarbeitern.
Besonderer Druck auf bestimmte Unternehmen
Daraufhin forderten Gewerkschaften ein erstes Mal, Corona-Prämien grundsätzlich für alle Lkw-Fahrer einzuführen. Eine solche Regelung scheiterte aber an dem Veto von vor allem kleinen und mittleren Transportunternehmen.
In der Folge führten allerdings weitere, meist größere Transportunternehmen Corona-Prämien ein, weshalb die Gewerkschaften ihre Forderungen nach Prämien für alle Lkw-Fahrer jetzt erneuerten. Laut belgischen Medien setzten die Gewerkschaften auch einzelne Unternehmen gezielt unter Druck, um Corona-Prämien zu zahlen. Dabei stünden besonders Unternehmen im Fokus der Gewerkschaften, bei denen Sozialdumping vermutet wird. (kw)