Bergisch-Gladbach. Deutschland muss sich demnächst Sorgen um einen seiner wichtigsten Standortvorteile machen. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zum Wochenende bekannt gab, verfügt das deutsche Straßennetz nicht mehr über ausreichende Kapazitäten: „Unser Straßennetz stößt bereits heute an seine Kapazitätsgrenzen. Ein weiterer Anstieg des Verkehrsaufkommens kann ohne volkswirtschaftliche Verluste nicht mehr aufgefangenen werden", prangerte Michael Bröhl, Vorsitzender der Baufachabteilung Straßenbau des Bau-Spitzenverbandes, nach einer Diskussionsrunde in Bergisch-Gladbach an. Deutschland müsse dringend in den Aus- und Neubau der Bundesfernstraßen investieren.
Das Gegenteil zeigt eine Analyse der Verkehrsinitiative Pro Mobilität. Darin heißt es, dass in Deutschland pro Kopf lediglich 134 Euro in das Straßennetz investiert werden. In anderen Ländern fällt der Betrag deutlich höher aus – im Schnitt liegt dieser bei 203 Euro pro Einwohner. Insgesamt belegt Deutschland damit gemeinsam mit Belgien und Großbritannien den vorletzten Platz aller elf untersuchten, westeuropäischen Staaten. Zudem seien von den jährlich zu investierenden zwölf Milliarden Euro im besten Fall die Hälfte abgedeckt. Und der Bund soll in den nächsten Jahren weitere Kürzungen planen und nur noch einen Jahresetat von rund fünf Milliarden Euro zur Verfügung stellen, kritisierte Bröhl.
Mit diesen Mitteln könne der zukünftige Bedarf für die Erhaltung, Neuplanung und den Ausbau der Straßen nicht bewältigt werden. Allein im letzten Jahr betrug die Gesamtlänge der Staus auf Deutschlands Straßen etwa 400.000 Kilometer. Laut Bröhl kostete dies die Wirtschaft 100 Milliarden Euro. Hätte man davon nur einen Bruchteil in den Ausbau des Straßennetzes gesteckt, könnte man für den erwarteten Zuwachs im Güterverkehr Vorsorge treffen. (ast)