Hamburg. 16 Jahre nach den ersten Plänen beginnen in dieser Woche die Arbeiten für eine breitere und tiefere Fahrrinne der Elbe. In der Elbmündung werden Flächen unter Wasser vorbereitet, sogenannte Strombauwerke, die später das Baggergut aus der Elbe aufnehmen sollen. Die eigentlichen Baggerarbeiten in der Fahrrinne beginnen im 2. Quartal. Damit soll die nautische Erreichbarkeit des Hamburger Hafens verbessert werden.
Großcontainerschiffe können mit einem zusätzlichen Meter Tiefgang die Elbe befahren und damit ihre Kapazität um rund 1300 Standardcontainer (TEU) erhöhen. Allein dadurch ergibt sich für den Hamburger Hafen ein zusätzliches Umschlagpotenzial von rund drei Millionen TEU jährlich.
Im Sommer folgt dann eine sieben Kilometer lange Begegnungsbox kurz vor der Einfahrt in den Hamburger Hafen. Durch diese Maßnahme können auf der Elbe vier Containerschiffe pro Tide einander passieren, das sind 2800 Schiffe pro Jahr - doppelt so viel wie heute. Im Verkehr mit Fernost sind Schiffe mit einem Fassungsvermögen von mehr als 15.000 TEU heute Standard; oft sind es 18.000 oder noch mehr TEU. Schiffe dieser Größe waren noch gar nicht vorstellbar, als Hamburg 2002 den ersten Antrag auf eine weitere Elbvertiefung stellte.
Ein langes Verfahren
Das Verfahren dauerte so lange, weil aufgrund von Klagen und neuen Vorschriften die Pläne immer wieder nachgebessert werden mussten und am Ende ein langwieriges Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht zu bestehen war. Vor allem die Auslegung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie kostete aufgrund unklarer Rechtsbegriffe Jahre. „16 Jahre sind zu lang und gefährden damit den gesamten Standort”, sagt Johann Killinger von der Handelskammer Hamburg.
Die Umweltverbände nutzten die ihnen zustehenden Rechte und erreichten umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen für die Natur, nicht aber ihr Ziel, die Elbvertiefung ganz zu verhindern. Die juristischen Auseinandersetzungen gehen auch nach Baubeginn noch weiter. Die Verbände halten die Maßnahme nach wie vor nicht für rechtmäßig, haben aber keinen erneuten Baustopp beantragt. Bis alle Baumaßnahmen der 700 bis 800 Millionen Euro teuren Elbvertiefung abgeschlossen sind, werden noch mehr als zwei Jahre vergehen; vorgesehen ist Herbst 2021.
Die Hamburger Hafenwirtschaft ist einerseits frustriert über die endlosen Verzögerungen, andererseits aber auch zuversichtlich für die Zukunft. „Durch die unverhältnismäßig lange Planungs- und Genehmigungsdauer hat der Hafen Marktanteile im internationalen Wettbewerb verloren”, sagt Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg. Die gelte es nun zurückzugewinnen. Die Zeichen für den Hafen stünden auf Wachstum, und die Hafenunternehmen seien darauf sehr gut vorbereitet. (dpa)