Smarte Updates für die Dispo

Speditionssoftware und Transport-Management-Systeme (TMS) sind aus der modernen Disposition nicht mehr wegzudenken - und werden zum Wohle des Anwenders ständig weiterentwickelt. Ob automatische Tourenplanung, KI-Funktionalitäten oder der wachsende Trend zur Cloud - wir fassen zusammen, welche neuen Features die Anbieter ihren Softwareprodukten zuletzt spendiert haben. Den günstigsten Dienstleister finden Das Softwarehaus Initions etwa hat das Transportleitstandsystem Opheo in der neuen Version 6.0 vorgestellt, die unter anderem die neue Funktion "Frachtführeroptimierung" mitbringt. Diese wurde vor allem für Verlader und Logistikdienstleister entwickelt, die mit mehreren Transportunternehmen zusammenarbeiten. Damit ist es möglich, sowohl für Einzelaufträge als auch für mehrere Touren den jeweils günstigsten Dienstleister zu finden und auszuwählen. Eine weitere Neuerung betrifft das mobile Scannen von Dokumenten mithilfe der Telematik-App Opheo Mobile. Mit der neuen Funktion können zum Beispiel Liefer- oder Wiegescheine direkt vom Fahrer digitalisiert und mit dem jeweiligen Auftrag verknüpft werden. Initions nutzt hier die Technologie des Anbieters ScanBot. Die dritte Neuheit von Opheo 6.0 verbessert das automatisierte Avisieren der ETA-Zeiten. Ab sofort kann der Kunde ein avisiertes Terminfenster mit nur einem Klick bestätigen oder ablehnen, der Eintrag wird dann automatisch Bestandteil aller weiteren Hochrechnungen und der gesamten Tourenplanung. Zu guter Letzt vereinfacht das TMS mit der neuen Echtzeitplanung im Team die gleichzeitige Bearbeitung derselben Touren: Planungsschritte und Änderungen des Disponenten können sofort von den Kollegen gesehen und in eigene Planungsarbeiten einbezogen werden. Schnittstellen-Baukasten inklusive Auch von der Speditionssoftware C-Logistic gibt es eine neue Version, die sich dabei nicht nur im neuen Look & Feel präsentiert. Nach Angaben des Anbieters C-Informationssysteme wurden auch Zusatzmodule weiterentwickelt. So lassen sich jetzt Ergebnisse von Datenbankabfragen und Auswertungen anschaulich in einer geografischen Karte darstellen und Lagerbewegungen mit einem Modul regelbasiert automatisch vom oder zum passenden Stellplatz steuern. Zudem wurden die Telematikschnittstellen zu YellowFox und Fleetboard von Grund auf neu überarbeitet. Apropos Schnittstellen: "Unseren nach dem Baukastenprinzip aufgebauten Schnittstelleneditor namens Kommunikationsserver stellen wir auch unseren Kunden zur Verfügung, die sich damit Schnittstellen mit etwas Fachkenntnis selber erstellen können", sagt Geschäftsführer Dietmar Klabes. Auf der Roadmap für die nächsten zwei bis drei Jahre stehen derweil die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud. So beteiligt sich C-Informationssysteme an den KI-Forschungsprojekten "KITE" und "SLIDE". Zudem soll ein Angebot zur Cloud-Migration für die bisher als On-Premise-Lösung angebotene Logistiksuite umgesetzt werden. Wolkige Aussichten Ein Trend, dem auch immer mehr Anbieter von Speditionssoftware nachkommen, ist auch die Bereitstellung ihrer Lösungen in der Cloud. Die Corona-Krise dürfte das noch einmal verstärkt haben (siehe Kasten oben). Gewachsenes Interesse an der Cloud-Variante von Winsped verzeichnet die LIS Logistische Informationssysteme, die vor einigen Monaten ein neues Rechenzentrum in Betrieb genommen hat. Durch die Cloud-Lösung können Nutzer ortsunabhängig Touren planen und verfolgen. Bereits über 100 Unternehmen nutzen laut LIS die servergestützte Variante, darunter LGI Logistics Group International. "LIS erschien uns als der am besten geeignete Outsourcingpartner, da sie als Winsped-Entwickler auch über intensives Anwendungswissen verfügt. Die damit erwarteten Synergieeffekte haben sich sowohl in der Migrationsphase als auch in den ersten Monaten des Betriebes realisiert", sagt Michael Metken, Head of Corporate IT bei LGI. Auch die MHP Solution Group bietet mit TransRoad, eine gemeinsame Lösung von BNS und Transdata, eine Cloud-Software an, die es vor allem kleinen Unternehmen ermöglichen soll, ihre Prozesse kostengünstig zu digitalisieren. Je nach Unternehmensanforderung und Sicherheitskonzept sind unterschiedliche Server-Lösungen wie Community Cloud, Private Cloud oder lokaler Server verfügbar. Die Lösung bringt zahlreiche Schnittstellen mit, darunter die vollintegrierte Anbindung an die Timocom-Frachtenbörse. Von Haus aus als "Software-as-a-Service"-Lösung angelegt ist die Speditionssoftware C-Trans aus dem Hause Catkin. Diese wurde nun mit einem Bahnbuchungsmodul für den Kombinierten Verkehr erweitert. Disponenten können so Schienengütertransporte direkt in C-Trans anlegen und über die neu geschaffene Schnittstelle an das System der Eisenbahnverkehrsunternehmen übermitteln. KI erkennt Handschrift der Disponenten Neben Cloud-Lösungen, die insbesondere in Zeiten steigender Home-Office-Bedeutung im Trend liegen, rückt das Thema Künstliche Intelligenz in den Fokus. Optimierungs-Algorithmen erledigen schon heute die Arbeit des Disponenten, der dann nur noch kontrollierend eingreifen muss und sich auf andere Aufgaben konzentrieren kann. Der Nachteil dieser Methode ist der enorme Konfigurationsaufwand. Sämtliche Restriktionen, Ausnahmen und Sonderfälle müssen bedacht und in der Software hinterlegt werden. Soloplan lagert diese Aufgabe für sein TMS CarLo ebenfalls an einen Algorithmus aus: Dieser könne das Verhalten von Disponenten mithilfe von Vergangenheitsdaten "lernen". "Rund 100.000 verplante Aufträge genügen, um daran die Handschrift eines Disponenten zu erkennen", erklärt Soloplan-Entwicklungsleiter Christian Heidl. CarLo erkenne, nach welchen Kriterien die früheren Aufträge zu Touren zusammengefasst wurden, und ahme diesen Vorgang nach. Anbieter Cargo Support implementiert derweil eine andere Zukunftstechnologie in sein Softwareportfolio: die Blockchain. So wird auf dem Frachtbrief neuerdings ein digitaler Stempel erzeugt, der das persönliche Erscheinen des Fahrers beim Verlader oder Empfänger zur registrierten Uhrzeit beweist. Teilnehmende Verlader und Empfänger erhalten vom Spediteur codierte RFID-Dongles in Form einer Chipkarte oder eines Anhängers, der sich beim Abholen oder Abliefern der Ware per NFC (Near Field Communication) mit dem Mobiltelefon des Fahrers verbindet und eine Online-Verifizierung startet. Der somit gestempelte digitale Frachtbrief wird durch die Blockchaintechnologie mit einem eindeutigen, 256 Stellen umfassenden Hashkey versehen und verschlüsselt. Unmittelbar danach wird er automatisch per E-Mail an alle berechtigten Teilnehmer des Lieferprozesses versendet und im Transportmanagementsystem des Spediteurs gespeichert. Das fälschungssichere Verfahren wurde speziell für Containertransporte entwickelt, die aufgrund der zum Teil siebenstelligen Warenwerte besonders hohe Sicherheitsanforderungen verlangen, kann aber auch branchenübergreifend eingesetzt werden. Praxisnahe ETA-Berechnung ohne GPS Neues gibt es auch von Dr. Malek. Der Dresdner Entwickler hat sein TMS M3 Logisticware um eine neue Tourenzeitplanung für den Nahverkehr ergänzt. So werden die vom TMS geplanten ETA- und ETD-Zeiten (Estimated Time of Arrival bzw. Departure) pro Empfänger nun während der Tour an die tatsächliche Dauer der einzelnen Stopps angepasst. Auf diese Weise könne der Disponent drohende Verspätungen frühzeitig erkennen und bei Bedarf schnell eingreifen. "Unsere Plan-ETA basiert auf den Statusmeldungen der Fahrer in Kombination der jeweiligen Geoposition des Stopps und kommt im Nahverkehr ohne GPS-Ortung aus", erklärt Geschäftsführer Ralf Malek. Die ETA-Berechnung im Fernverkehr nutze hingegen die GPS-Ortung und sei ab sofort auch mit Live-Traffic verfügbar. Weber Data Service hat die Weiterentwicklung seines TMS DisponentPlus gezielt auf kleine und mittelständische Speditionen mit begrenzten IT-Ressourcen zugeschnitten, die nun selbstständig Schnittstellen zu ihren Kunden digitalisieren können. Damit befähigt Weber seine Kunden zu Systemeingriffen, die vormals nur durch Mitarbeiter des Softwarehauses durchgeführt werden konnten. So lassen sich mit dem neuen Release 21.1 zum Beispiel automatische Importverfahren für digitale Auftragsdaten anlegen und maschinenlesbare CSV-Dateien erzeugen, die gemeinsam mit der PDF-Rechnung verschickt werden. Die gewünschten Datensätze können individuell konfiguriert werden, sodass diese beim Kunden automatisiert in das jeweilige ERP-System eingelesen werden. Für mehr Komfort soll zudem auch der automatische Versand von Statistiken in der vom Kunden gewünschten Form sorgen. Die Ulmer Softwareschmiede AIS alfaplan nennt vollautomatische Dispositionsprozesse, Tourenplanung und neue Controlling-Möglichkeiten als Herzstücke ihrer Lösung. Auf der einen Seite nutzt die Software Planungsvorgaben, die sich auf der anderen Seite direkt mit den Ist-Daten aus der Auftragsausführung in der Telematikanwendung abgleichen lassen. "Damit schaffen wir völlig neue Analyse- und Controlling-Möglichkeiten für die Logistik", so Carsten Wachtendorf von AIS alfaplan. Das Modul zur Streckenanalyse visualisiert demnach vollautomisch den tatsächlich gefahrenen Streckenverlauf zum Abgleich mit Planungsvorgaben. Abweichungen und Umwege sollen für den Logistiker so schnell transparent werden. Integriertes Temperatur-Monitoring Eine Funktion, die vor allem Anbieter von Pharma- und anderen temperatursensiblen Transporten interessieren dürfte, hat Kratzer Automation seinem TMS Cadis spendiert: automatisiertes Temperatur-Monitoring über die gesamte Transportkette. Die mittels Sensoren in Umschlagzentren und Fahrzeugen erfassten Temperaturdaten stehen in Echtzeit zur Verfügung, Reportings an Auftraggeber und Empfänger können auf Knopfdruck erstellt werden. Dabei ist die Integration von Daten aus verschiedenen Sensoren und unterschiedlichen Telematik-Anbietern möglich. Dass digitale Tourenplanung auch für Branchen abseits der Standardverkehre viele Vorteile verspricht, darauf verweist TachoEasy. Demnach setzten immer mehr Transportunternehmen der Abfallwirtschaft auf Lösungen wie das Flottenmanagementsystem BlueLogico. Für die Touren- und Routenplanung eröffne BlueLogico die Möglichkeit, Touren manuell zu erstellen oder zu importieren und sie per Mausklick zu optimieren - also beispielsweise die beste Reihenfolge von Stopps und Sammelstellen festzulegen. Durch das Definieren von Master-Touren sollen selbst Fahrer ohne Ortskenntnisse eine ideale Navigationsvorlage erhalten. "Auf der Basis seiner Echtzeit-Funktionalität bietet es zudem eine Reihe hocheffizienter Analysetools, mit denen ein Disponent schnell und flexibel auf aktuelle Ereignisse auf den Straßen oder bei den Auftraggebern reagieren kann", erläutert Christian Culik, Salesmanager TachoEasy. Mehr zum Thema unter #Speditionssoftware www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die großen Präsenzmessen Transport Logistic und Logi-Mat, auf denen auch die neuesten Entwicklungen der Softwarelandschaft vorgestellt worden wären, fallen in diesem Jahr aus - das heißt aber mitnichten, dass die Anbieter untätig waren. Die wichtigsten Trends und Neuheiten der Entwicklerzunft im Überblick. Corona befeuert Cloud-Nutzung Viele Firmen in Deutschland haben ihre Cloud-Nutzung seit Beginn der Corona-Krise ausgebaut. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 827 Führungskräften in Deutschland, die im Auftrag von Hewlett Packard Enterprise (HPE) von YouGov durchgeführt wurde. Demnach nutzen 44 Prozent der Unternehmen, die zumindest teilweise Cloud-Dienste nutzen, diese in einem höheren Maße als zu Beginn der Corona-Krise. Davon hat der Großteil (68 Prozent) die Cloud-Nutzung um bis zu 30 Prozent gesteigert. Die Hälfte setzt dabei ausschließlich (28 Prozent) oder vorwiegend (23 Prozent) auf private Clouds, also Cloud-Computing-Services, die exklusiv für Firmen in unternehmenseigenen Intranets oder Rechenzentren gehostet werden. Dagegen setzt nur ein Siebtel der Befragten auf das Public-Cloud-Modell, bei dem eine Cloud-Infrastruktur von vielen Firmen gemeinsam genutzt wird. 27 Prozent der Firmen nutzen etwa zu gleichen Teilen Private und Public Cloud."Corona gilt als Digitalisierungs-Beschleuniger, aber deutsche Firmen gehen dabei sehr reflektiert mit dem Thema Cloud um - sie wissen: Die Cloud ist ein Motor für ihre digitale Transformation, gleichzeitig wollen sie Herr im eigenen Hause bleiben", kommentiert Ulrich Seibold, Vice President HPE GreenLake Cloud Services DACH, die Ergebnisse.

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