Update vom Montag, 13. Juni, 08.23 Uhr
Dritte Runde abgebrochen - ohne Einigung
Die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt um die Bezahlung der Hafenarbeiter ist nach Angaben der Gewerkschaft Verdi nach rund zehnstündigen Beratungen am Freitagabend ergebnislos abgebrochen worden. Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) habe zwar ein neues Angebot gemacht, doch liege dieses "weit unter der von ver.di geforderten Reallohnsicherung angesichts der aktuellen Preissteigerungsrate von 7,9 Prozent und ist für die Beschäftigten so nicht akzeptabel", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth am Samstag.
Die Verdi-Tarifkommission habe daher am Samstag in Hamburg nach mehrstündigen Beratungen beschlossen, mit der Arbeitgeberseite eine weitere Verhandlungsrunde anzustreben. Ein neuer Verhandlungstermin mit dem ZDS solle in den nächsten Tagen vereinbart werden. Zudem sollen die Beschäftigten in den betroffenen Betrieben über den erreichten Stand diskutieren. (ste/dpa)
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Begleitet von einem Demonstrationszug empörter Hafenarbeiter sind die Gewerkschaft Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Freitag, 10. Juni, in Hamburg in die dritte Verhandlungsrunde im laufenden Tarifkonflikt gestartet. Verdi verlangt für die rund 12.000 Beschäftigten in 58 tarifgebundenen Seehafenbetrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen unter anderem einen nicht näher bezifferten „tatsächlichen Inflationsausgleich“ sowie eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro. Die Arbeitgeberseite bietet bislang zwei Erhöhungsschritte in diesem und im nächsten Jahr von 3,2 und 2,8 Prozent sowie Einmalzahlungen von insgesamt 600 Euro an.
Verdi hält das Angebot der Arbeitgeber für unzureichend und der Lage nicht angemessen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, versammelten sich am Morgen Hafenarbeiter zu einer Kundgebung beim Verhandlungshotel im Stadtteil Barmbek. Sie trugen dabei Transparente mit Aufschriften wie „Inflationsmonster stoppen!“ und machten ihrem Ärger über das bisherige Arbeitgeberangebot mit Trillerpfeifen Luft. Wegen der schwierigen Lage gingen Beobachter von Verhandlungen bis in die Nacht hinein aus.
Erster Warnstreik seit Jahrzehnten
Um den Druck auf die Arbeitgeber für ein neues Angebot zu erhöhen, waren die Arbeiter am Donnerstag in den großen deutschen Seehäfen erstmals seit Jahrzehnten in einen mehrstündigen Warnstreik getreten. Betroffen waren die Häfen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Emden. Über mehrere Stunden kam dort während der Spätschicht die Abfertigung von Schiffen weitgehend zum Erliegen – was die ohnehin massiven Verspätungen an der Kaikante weiter vergrößerte.
Wegen der in Folge der Corona-Pandemie aus dem Tritt geratenen Containerschifffahrt warten derzeit Dutzende Schiffe in der Deutschen Bucht auf ihre Abfertigung. Insgesamt stauen sich nach Berechnung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft in der Nordsee derzeit Schiffe mit knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität, können in Deutschland, Holland oder Belgien weder be- noch entladen werden.
Welle von Containerfrachtern erwartet
Ein Ende ist nicht in Sicht: Nachdem am größten Containerhafen der Welt in Shanghai der monatelange Lockdown aufgehoben worden ist, rollt nun eine Welle an Containerfrachtern auf Europa zu. Dabei gibt es in den Häfen bereits jetzt kaum Container-Stellplätze, weil Boxen, die sonst binnen kurzer Zeit weitertransportiert werden, nun zwischengelagert werden müssen. (tb/dpa)